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Millionen-Erbin aus Wien: "Besteuert mich endlich!"

Im April sorgte Marlene Engelhorn mit ihrem TV-Auftritt für Furore. Die 29-Jährige wird Millionen von ihrer Oma erben – doch sie will das Geld nicht.

Roman Palman
Marlene Engelhorn, Millionenerbin, will 90 Prozent ihres Vermögens spenden
Marlene Engelhorn, Millionenerbin, will 90 Prozent ihres Vermögens spenden
Screenshot ORF

Die 29-jährige Germanistikstudentin aus Wien wird in absehbarer Zeit ein kapitales Vermögen erben. Schon vor zwei Jahren hatte ihr ihre mittlerweile 94 Jahre alte Großmutter eröffnet, dass sie ihr einen zweistelligen Millionenbetrag überlassen werde.

Doch Engelhorn will das Geld nicht und sorgte Ende April mit einer ungewöhnlichen Ankündigung für Aufsehen: Sie möchte 90 Prozent ihres baldigen Vermögens spenden, erklärte sie Ende April in der ORF-Sendung "Aktuell nach eins" – "Heute" berichtete.

In einem am heutigen Sonntag veröffentlichten Interview mit "DerStandard" erklärt Engelhorn, warum sie das Geld ihrer Oma Traudl nicht behalten möchte:

"Das ist in meinen Augen keine Frage des Wollens, sondern eine Frage der Fairness. Ich habe nichts getan für dieses Erbe. Das ist pures Glück im Geburtslotto und reiner Zufall", so die junge Frau.

"Die Menschen, die das eigentlich erarbeitet haben, hatten in der Regel wohl nicht sehr viel davon. Es kommt somit eigentlich aus der Gesellschaft, und dorthin soll es zurück."

Keine Freude über Geldsegen

Als ihr ihre Oma von dem baldigen Geldsegen erzählt habe, habe sie gemerkt, dass sie sich darüber "nicht so recht freuen" könne. Da habe sie begonnen, sich intensiv mit der Schere aus Reichtum und Armut innerhalb der Gesellschaft zu beschäftigen.

"Individueller Reichtum ist in unseren Gesellschaften strukturell mit kollektiver Armut verknüpft. Da wollte ich nicht mitmachen."

Vehement fordert die 29-Jährige nun die Versteuerung von Vermögen ein: "Ich habe für das Geld keinen Tag gearbeitet und zahle für den Erhalt keinen Cent Steuer. Das kann es doch nicht sein. Besteuert mich endlich!"

Demokratische Verantwortung

Mit ihrem Schritt aus der Anonymität will die baldige Millionärin einen öffentlichen Diskurs über ein gerechteres Steuersystem und die bessere Verteilung von Reichtum anstoßen. Engelhorn sieht für sich eine demokratische Verantwortung es auf diesem Wege zu tun.

Marlene Engelhorn in "Aktuell nach eins"
Marlene Engelhorn in "Aktuell nach eins"
Screenshot ORF

In Hinterzimmer-Absprachen Parteien mit Spenden in eine Richtung zu lenken, könne sie mit ihrem Reichtum zwar tun, doch "das ist Neofeudalismus: gönnerhaft von oben herab spenden". Es könne aber nicht sein, dass in einer Demokratie ihre Stimme mehr wert sei, als die eines jeden anderen Bürgers, nur weil sie sich den Einfluss erkaufen könne.

"Wer das akzeptiert, sogar gut findet, jedenfalls aber an der extremen Vermögenskonzentration nichts ändern will, ist im Kern kein echter Demokrat." Die Studentin setzt nach: "Es ist banal: Wir müssen füreinander da sein in einer Gesellschaft, weil sonst sind wir keine Gesellschaft."

"Will mindestens 90 Prozent abgeben"

Als Philanthropin alá Bill und Melinda Gates will sie nicht auftreten. Von dieser Art zu spenden, wolle sie sich "dringend distanzieren". So viel geopolitische Macht in Privatpersonen zu bündeln sei "hochproblematisch, undemokratisch und brandgefährlich".

Wenn es bis zum Zeitpunkt ihres Erbes keine Vermögens- oder Erbschaftssteuer in Österreich gebe, wolle sie selbst das Geld irgendwie loswerden. "Ich will mindestens 90 Prozent abgeben", sagt sie. Auch mit dem Bruchteil sei sie finanziell abgesichert, "und ich bin mir auch nicht zu schade, zu arbeiten".

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