Wien
"Mit uns nicht!" – Elternproteste gegen Schulumstellung
Die Gerüchteküche brodelte, nun steht fest: Die VS Rittingergasse wird zur Ganztagsschule – zum Ärger der Eltern, die vor dem Gebäude protestierten.
"Wir sagen nein", war am Mittwoch auf einem der zahlreichen Plakate zu lesen. Über 20 Mütter und Väter setzten gemeinsam ein Zeichen. Grund der Proteste ist die geplante Umwandlung der Volksschule Rittingergasse (Floridsdorf) in eine Ganztagsschule. Erste Gerüchte kamen bereits im Vorjahr auf, wir berichteten. Nun scheint die Umstellung fix zu sein.
"Haben uns bewusst für Halbtagsschule entschieden"
Aktuell wird die Schule in Halbtagesform mit integriertem Hort geführt. Eine Nachmittagsbetreuung ist demnach möglich, aber nicht verpflichtend. Ab dem Schuljahr 2023/2024 soll sich das ändern, was für Ärger unter den Eltern sorgt. Am "Tag der Wiener Schulen" führten sie eine Protestaktion durch und verteilten Flyer an Besucher, die die Schule besichtigen wollten. Man wolle frei über den Nachmittag der Kinder entscheiden, so der Tenor.
"Als berufstätige Mutter habe ich mich ganz bewusst für eine Halbtagsschule entschieden", erzählt Lisa P., deren siebenjährige Tochter Mara (Anm.: Namen geändert) in die Schule geht. Nachteile sieht sie künftig viele: "Die Kinder werden nicht mehr von Hort- sondern von sogenannten Freizeitbetreuern betreut. Den Hort wird es nicht mehr geben, es findet dann alles in den Klassen statt. Damit ist auch das Ambiente ein anderes", kritisiert sie.
"Mama, mach etwas!" – Eltern wollen weiterkämpfen
Ihr geht es aber vorrangig um die Kommunikation: "Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Dass der Hort umgebaut wird, habe ich durch meine Tochter erfahren müssen." Die kleine Mara ist selbst aufgewühlt, berichtet ihre Mutter: "Sie macht sich Sorgen, die ihr bekannten Pädagogen zu verlieren und hat gesagt: 'Mama, mach etwas!' Sie hat sogar ein Plakat gemalt."
Auch für Leo (6) waren die plötzlichen Umbauarbeiten ein Schock, wie Papa Ludwig Z. (Name geändert) berichtet. "So etwas schürt Ängste, wenn ohne irgendein Wort plötzlich zehn Bauarbeiter erzählen, dass sie Wände einreißen. Wir sind sehr erbost über diesen Irrsinn!" Ans Aufgeben denken Ludwig, Lisa und die restlichen Eltern noch lange nicht. "Wir kämpfen weiter, mit Briefen und eventuell auch Petitionen oder weiteren Protesten!"
Stadt: "Umstellung ist beste Lösung zur Versorgung"
Die Stadt begründet die geplante Umstellung mit erhöhtem Bedarf an Nachmittagsbetreuung, die man im Zuge der Schuleinschreibungen bemerke. So werde es laut zuständiger Behörde "zunehmend zum Problem, der großen Zahl an Schulneulingen einen Schulplatz mit Nachmittagsbetreuung anbieten zu können."
"Die VS Rittingergasse schreibt seit mehreren Jahren lediglich 43 bis 48 Kinder ein von denen jeweils 16 bis 18 Kinder in einer Vorschulklasse geführt werden. Trotz großer Bemühungen ist es meist nicht möglich die freien Plätze den abgewiesenen Kindern zuzuweisen, da diese zu diesem Zeitpunkt keinen Platz im hauseigenen Hort mehr bekommen. Es gelingt somit trotz des hohen Bedarfs kaum jährlich zwei neue Klassen zu eröffnen, während das Schulhaus baulich Platz für drei neue Klassen bieten würde", heißt es weiter. Die Umstellung der Volksschule sei demnach die "beste Lösung zur Versorgung des akuten Bedarfs."