Manipuliertes Bild ging viral

Morddrohungen gegen Miss Israel wegen "bösem Blick"

Ein manipuliertes Foto vom Vorentscheid zur "Miss Universe"-Wahl in Thailand löste einen antisemitischen Shitstorm gegen Miss Israel aus.
Nick Wolfinger
17.11.2025, 12:55
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Gewaltaufrufe überschatten die "Miss Universe"-Wahl in Thailand. Bei einem Vorentscheid in der Vorwoche stand die amtierende Miss Israel, Melanie Shiraz (26) direkt hinter der ebenfalls teilnehmenden Miss Palästina, Nadeen Ayoub (30). Die Teilnehmerinnen warfen sich für die Kameras in Pose: Breites lächeln und betont kühle Blicke wechseln einander ab.

Feindselige Fotomontage

Doch in der weltweit politisch aufgeheizten Stimmung – wegen des Gaza-Krieges – waren die Aufnahmen ein gefundenes Fressen für pro-palästinensische Online-Kämpfer. Eine Aufnahme, in der Shiraz einen frostigen Blick zur Seite wirft, während Ayoub breit in die Kameras grinst, wurde mit böser Absicht manipuliert. Nun wirkte es plötzlich so, als ob Miss Israel, die eine Reihe hinter Miss Palästina stand, ihren frostigen ("icy") Blick direkt auf Miss Palästina richtet – was eine abschätzige Geste wäre.

Drei deutlich erkennbare Bildfehler

Dabei erkennt man bei näherem Hinschauen sofort mehrere Fehler im manipulierten Bild: So endet 1.) der Schriftzug "ISRAEL" auf der Schärpe von Miss Israel beim rechten Arm von Miss Nicaragua, es ist also nur "ISRA" zu lesen. Außerdem ist 2.) der linke Arm von Shiraz nicht mit ihrer Schulter verbunden – sondern setzt in der Fotomontage erst auf Brusthöhe am Körper an. Folglich sind 3.) auch die Finger ihrer linken Hand nicht mit der Hand oder ihrem linken Arm verbunden. Shiraz wurde offensichtlich nachträglich in das Bild hineingeschnitten.

Antisemitischer Shitstorm

Dessen ungeachtet dauerte es nicht lange, dass das manipulierte Video viral ging. Spätestens, als es von Topmodel Bella Hadid geteilt wurde, trendete es weltweit. Damit erreichten die traurigerweise ohnehin üblichen antisemitischen Beschimpfungen gegen in der Öffentlichkeit stehende Juden ein neues Level an Grausamkeit.

Nun hagelte es Morddrohungen und Aufrufe zu sexueller Gewalt gegen Shiraz. Auch die üblichen "Hitler hätte die Sache zu Ende bringen sollen"-Kommentare fehlten natürlich nicht, wie die "New York Post" berichtet.

Shiraz reagiert auf Hasswelle

Shiraz äußerte sich mittlerweile zu den Anfeindungen auf Instagram und postete einen direkten Bildvergleich des Originalvideos mit dem manipulierten Video. Dazu schrieb sie: "Es zeigt, wie leicht die Bedeutung eines Ausdrucks verzerrt werden kann, wenn nur ein Winkel verändert wird."

Es sei "enttäuschend", so Shiraz, dass "absichtlich irreführende, bearbeitete oder unvollständige Inhalte auf Kosten einer anderen Frau" von der Öffentlichkeit und den Medien "ungeprüft" sensationalisiert werden. Und das bei einer Veranstaltung, die "die Frauen stärken" soll.

"Bestärkt mich nur"

"Dass aus wenigen Sekunden internationale Nachrichten wurden, spricht für sich", so Shiraz. "Der darauffolgende Hass und Entmenschlichung – einschließlich Hitler-bezogener Kommentare (...) über einen kurzen, gewöhnlichen Ausdruck – sagen weit mehr über die Welt aus als über mich." Es sei zwar "anfangs schwer" gewesen, "damit klarzukommen, aber es bestärkt nur genau, warum ich hier bin: sich als stolze jüdische Israelin für Wahrheit, Frieden und Einheit einzusetzen."

Von Miss Palästina gab es bislang keine Stellungnahme zu den Ereignissen. Das Finale zur Miss Universe findet am Freitag, den 21. November in Pak Kret in Thailand statt.

{title && {title} } NW, {title && {title} } 17.11.2025, 12:55
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