Politik

Hacklerregelung fällt – "wird zu Unrecht abgeschafft"

2022 bringt auch eine Neuerung des Pensionssystems mit sich. Der Frühstarterbonus kommt. Im Ö1-Gespräch zeigt sich eine Expertin dazu skeptisch. 

Nikolaus Pichler
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Das neue Jahr bringt auch eine Änderung des Pensionssystems mit sich: Die Hacklerregelung fällt, der Frühstarterbonus kommt. 
Das neue Jahr bringt auch eine Änderung des Pensionssystems mit sich: Die Hacklerregelung fällt, der Frühstarterbonus kommt. 
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Die Zeit der abschlagsfreien Frühpension - bekannt auch als "Hacklerregelung" - neigt sich allmählich dem Ende zu. Laut der Pensionsversicherungsanstalt nutzten im Jahr 2020 rund 11.000 Österreicher die Hacklerregelung und profitierten so von einem abschlagsfreien Pensionsantritt vor dem Regelalter. Heuer rechnet PVA-Chef Winfried Pinggera bis Jahresende mit rund 8000 Fällen (davon nur zwei Frauen). Im Schnitt brachte die Hacklerregelung rund 350 Euro mehr an Pension. Pinggera bilanziert im Ö1-Morgenjournal die Kosten dieses "Experiments" auf 2,5 Millionen Euro. 

2022 wird nun alles anders. Die Hacklerregelung fällt. Frühpensionisten müssen also wieder Abschläge in Kauf nehmen. Doch der Frühstarterbonus soll den Ausfall der Hacklerregelung ausgleichen. Das heißt: Personen, mit mindestens 25 Beitragsjahren am Pensionskonto und zwölf Monaten Arbeitszeit vor dem 20. Lebensjahr, bekommen minimal mindestens einen Euro, maximal 60 Euro pro Monat auf die Pension dazu. Die PVA rechnet mit 50.000 bis 60.000 Fällen. Die allgemeinen Kosten sollen geringer ausfallen als bei der Hacklerregelung, so Pinggera. 

"Wird nicht zu Recht abgeschafft"

Im Ö1-Interview äußerte sich nun auch Wifo-Pensionsexpertin Christine Mayrhuber zu der Neuregelung. "Aus der Sicht der Betroffenen wird es nicht zurecht abgeschafft", glaubt die Forscherin. Menschen, die sich darauf eingestellt hätten, "abschlagsfrei zu gehen" empfänden das sicher als ungerecht. Insgesamt wirkten sich diese kurzfristigen Änderungen im Pensionssystem äußerst negativ aus. Ein Alterssicherungssystem brauche nicht nur für die Menschen, sondern auch für die Betriebe eine langfristige Planung, so Mayrhuber. "Was wir im letzten Jahrzehnt gesehen haben, ist, dass wir ständig kurzfristige Eingriffe hatten", so Mayrhuber. "Ich sehe das äußerst kritisch."

Mayrhuber betont zudem: "Es ist eine große Leistung, 45 Beitragsjahre zu haben." Andererseits gebe es Menschen, die nicht in der Lage seien, 45 Jahre zu arbeiten, stellt Mayrhuber mit Verweis auf die Situation von vielen Frauen. Hier greife das System jedoch nicht, so die Expertin weiter. 

Speziell Männer profitieren

Der Frühstarterbonus sei jedenfall eine Form der Anerkennung des frühzeitigen Erwerbseinstieges, eine "Belohnung". "Wenn ich mit 17 erwerbstätig bin, dann schaffe ich es bis 62, 45 Beitragsjahre zu haben", so Mayrhuber. Das sei durchaus positiv. Sie weist jedoch auf eine Ungleichverteilung hin. Denn im Vergleich zu Frauen hätten Männer in der Alterskohorte von 15 bis 19 Jahren eine geringere Erwerbsbeteiligung. "Es sind eher junge Männer oder Burschen, die eine Lehre machen und in den Beruf einsteigen." 

Laut Mayrhuber ist jedoch ohnehin nur knapp ein Drittel der jungen Männer erwerbstätig und knapp ein Viertel der jungen Frauen. Für die heutige junge Generation sei der Bonus also ohnehin eher irrelevant. 

Sind die Pensionen in Zukunft sicher? "Wenn ich mir Sorgen um das System aus ökonomischer Sich mache, muss ich auch Änderungen am Arbeitsmarkt durchführen", so Mayrhuber. Es seien eine hohe Erwerbsbeteiligung, vernünftige Löhne sowie weitere Faktoren zur Sicherung des Systems notwendig. 

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