Als Mastermind der Eurythmics schaffte er es in die "Rock ’n’ Roll Hall of Fame". Doch auch seit dem inoffiziellen Ende der Band 1999 ist Dave Stewart solo ("Lily Was Here", "Heart Of Stone") und als Produzent für Künstler wie Bob Dylan, Gwen Stefani oder Tom Petty erfolgreich. Mit Mick Jagger gewann er sogar den Golden Globe für den besten Filmsoundtrack ("Alfie").
2004 wagte sich Stewart auf vollkommen neues Terrain und gab in Wien sein Musicaldebüt. Doch sein "Barbarella", das auf dem gleichnamigen Kult-Film (1968) mit Jane Fonda basiert, floppte im ersten Anlauf. Doch nun lässt der 72-Jährige mit einer Ankündigung aufhorchen.
"Ich glaube, wir waren damals der Zeit voraus", erklärt Stewart im "Heute"-Interview. "Wir haben das Publikum ja regelrecht überrumpelt. Viele Zuschauer dachten sich wohl: 'Wow, was ist das?'. Denn 'Barbarella' war wild, sexuell ... Frauen haben sich geküsst ... es war einfach anders als alles, was sie bislang gesehen hatten."
Nina Proll schlüpfte vor in Wien in die Hauptrolle der leicht bekleideten Astronautin, die nicht nur die Lust- und Orgasmus-Orgel bezwingen muss, sondern auch die Sexualtechnik des Roboters Victor (Andreas Bieber) kennenlernt. "Ich meine, es ging um sehr lockere sexuelle Beziehungen, queer, schwul, LGBTQ+. All das war drin", so der 72-Jährige.
Das Bühnenbild wurde von Stewart's Bekanntem Mark Fischer entworfen, der bereits mit den Rolling Stones, Robbie Williams und Beyoncé zusammengearbeitet hatte. "So weit ich mich erinnern kann, war das Theater recht 'straight' [Raimund Theater, Anm.]. Und wir kamen mit dieser S&M-artigen Interpretation an", erinnert sich der Musiker.
Und Stewart weiter: "Das Set war verrückt. Wir hatten gigantische Penisse auf der Bühne (lacht) Vielleicht haben wir da und dort für die Zuschauer ein wenig übers Ziel hinausgeschossen". Womöglich lag es ja daran, dass in Wien trotz regen Publikumsinteresses nach knapp einem Jahr Schluss war. Vorerst.
Denn vor zwei Jahren, als Stewart mit seiner "Eurythmics Songbook"-Tour erstmals zu Gast in Wien war, hat er mit Rudi Klausnitzer, Produzent, Buchautor und Texter von "Barbarella", über eine Wiederaufnahme gesprochen. "Wir waren 2004 der Zeit eindeutig etwas voraus – und jetzt ist es meiner Meinung nach ein guter Zeitpunkt, es wiederzubeleben."
Vergangene Woche, als Stewart abermals mit Hits wie "Sweet Dreams", "Here Comes The Rain Again" und "There Must Be An Angel" in der ausverkauften Arena für Begeisterungsstürme sorgte, suchte er erneut das Gespräch mit Klausnitzer. "Aber ich habe ihn nicht erreicht. Wahrscheinlich ist er auf Urlaub".
Geht es nach Stewart, könnte er sich ein "Barbarella"-Comeback in Wien gut vorstellen – "oder am Off-Broadway und dann touren wir damit rund um den Globus. Mit diesen Sets und jetzt mit all den immersiven Sachen, die sie im Theater machen können, gibt es zahlreiche Möglichkeiten".