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Das Beste fürs Baby kommt demnächst aus dem Labor

Von einer verzweifelten Mutter erdacht und jetzt von Bill Gates unterstützt. Die Muttermilch aus dem Labor - Science-Fiction?

Sabine Primes
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Ein Clou der Natur: Muttermilch.
Ein Clou der Natur: Muttermilch.
Getty Images/iStockphoto

Hat eine Frau ein Baby geboren, folgt kurze Zeit später der Milcheinschuss und das Stillen kann beginnen. Es stärkt die Bindung zwischen Mutter und Kind und mit der Muttermilch erhält das Baby die beste Nahrung für den Start ins Leben.

Mutter Natur hat sich mit der Muttermilch etwas ganz Schlaues ausgedacht: Eine Flüssigkeit, die alles enthält, was das Baby in der ersten Lebenszeit benötigt. Fette, Vitamine, Hormone, Eiweiße, Aminosäuren, Kohlenhydrate und Antikörper, die das Baby vor Krankheiten und Infektionen schützen, indem sie Bakterien und Viren neutralisieren.
Durch diese Substanzen in der Muttermilch wird die Entwicklung des kindlichen Abwehrsystems unterstützt und geprägt. Diese Prägung des Immunsystems hält ein Leben lang an und kann das Kind später vor chronischen Erkrankungen schützen.

Leider passiert es manchen Frauen, dass sie keine oder zu wenig Milch bilden oder es auch dem Kind nicht möglich ist, von der Brust zu trinken. Dafür hat die Industrie Säuglingsanfangsnahrung entwickelt. Ein Pulver, das jedoch nicht zu 100 Prozent mit der Muttermilch mithalten kann. 

Fast so gut wie das Original

Biomilq - einem Start-Up aus dem amerikanischen South Carolina könnte jetzt der Forschungsdurchbruch gelungen sein. mit der Herstellung von menschlicher Muttermilch im Labor möchte es etwas schaffen, was zuvor noch niemandem gelungen ist. Durch die Kultivierung von Brustepithelzellen soll die Milch in ihrer Zusammensetzung dem Original aus der weiblichen Brust so nahe wie möglich kommen. Die Formel enthält die meisten Nährstoffkomplexe von Muttermilch. Während der 100-prozentigen Muttermilch von BIOMILQ Antikörper fehlen, sagt Dr. Leila Strickland, Chief Science Officer und Mitbegründerin von BIOMILQ: „Selbst ohne Antikörper wird die ernährungsphysiologische und bioaktive Zusammensetzung unseres Produkts der von Muttermilch viel näher sein als der von Säuglingen auf Kuhbasis. Unser Produkt wird die Immunentwicklung, die Darmreifung und die Gehirnentwicklung auf eine Weise unterstützen, die eine Säuglingsnahrung auf tierischer Basis nicht kann“.

Von der Betroffenen zur Unternehmerin

Die Initialzündung zu diesem Unterfangen erlebte Gründerin Dr. Leila Strickland am eigenen Leib, denn sie hatte große Schwierigkeiten, ihren Sohn zu stillen. Es fiel ihr schwer, genug Milch zu produzieren. Laut BIOMILQ-Website müssen „mehr als 4 von 5 Müttern vor Ablauf der empfohlenen sechs Monate mit dem Stillen aufhören. Das bedeutet, dass die überwiegende Mehrheit auf Milchprodukte setzt. Und das bedeutet, dass viele ernsthafte Kompromisse eingehen müssen, da Säuglingsnahrung die kritischen Nährstoffe der Muttermilch fehlen und eine schwere Umweltbelastung mit sich bringt. Es muss einen besseren Weg geben. Wir machen diesen besseren Weg möglich.“

Bill Gates investiert

Das zum Patent angemeldete Verfahren von BIOMILQ hat das Potenzial, die Säuglingsnahrungsindustrie zu revolutionieren. Dem frauengeleiteten Unternehmen ist es gelungen, 3,5 Millionen US-Dollar an Startkapital von Breakthrough Energy Ventures , der Investmentfirma von Bill Gates, zu lukrieren. 

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