Wirtschaft

Nach Lockdown wird jetzt Dosenbier in Österreich knapp

Österreichs Brauereien bereiten sich auf die Gastro-Öffnung vor. Die Versorgung der durstigen Kunden nach dem Lockdown stellt sie aber vor Probleme. 

Roman Palman
Teilen
Bierdosen in einer Supermarkt-Filiale. Symbolbild
Bierdosen in einer Supermarkt-Filiale. Symbolbild
FOLTIN Jindrich / WirtschaftsBlatt / picturedesk.com

Viele Brauereien wurden vom Gastro-Lockdown schwer getroffen und mussten herbe Einbußen in ihren Umsätzen hinnehmen. Es gibt aber auch Ausnahmen, berichtet der "Kurier" am Donnerstag. Die Egger-Brauerei hatte etwa neben Flaschen deutlich mehr als 100 Millionen Dosen mit teils verschiedenen Markenaufdrucken an Supermärkte in der halben Welt ausgeliefert.

Dosen und Flaschen werden knapp

Der Durst der Handelskunden hat den Betrieb aber auch vor Probleme gestellt, wie Geschäftsführer Frank van der Heijden gegenüber der Zeitung verrät: "Seit zwei, drei Monaten ist es schwierig, ausreichend leere Dosen am Markt zu bekommen. Auch, weil am großen US-Markt die Nachfrage gestiegen ist und leere Dosen von Europa in die USA verschifft worden sind."

Der Dosen-Markt ist also leer, doch auch bei Flaschen steht man vor Herausforderungen. "Beim Bier haben dann viele auf Mehrwegglas umgestellt, was wiederum dazu geführt hat, dass man kaum noch neue Bierflaschen bekommen hat", wird der CEO zitiert. Zusätzlich mangelt es an Folien und Kartons.

Bierprobenentnahme vor der sogenannten "Würze" in der Ottakringer Bierbrauerei. Archivbild
Bierprobenentnahme vor der sogenannten "Würze" in der Ottakringer Bierbrauerei. Archivbild
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

Materialpreise rauschen nach oben

Beide Verpackungsmaterialen sind knapp – Folien werden wegen der Flugflaute weniger produziert, Kartons boomen wegen der Versandhändler – und steigen im Preis. Seit Jahresbeginn sollen sie um rund 40 Prozent teurer geworden sein. Die Wartezeit bei Nachschub-Bestellungen betrage nun statt Wochen gleich mehrere Monate.

Während das Geschäft bei Egger nur gering – weniger als zehn Prozent – von der Gastronomie abhängig ist, ist die Situation bei vielen Konkurrenten eine ganz andere.

"Die Stadt hat Durst"

Die Ottakringer- und Stiegl-Brauereien in Wien bzw. Salzburg haben bereits ihre Produktion wieder hochgefahren. Die Fassabfüllung bei Ottakringer läuft auf voller Leistung, rund 50 Mitarbeiter sind im Außendienst unterwegs, um die Schankanlagen der Wirte vor dem 19. Mai in Schuss zu bringen. 

"Wir füllen in jeder Schicht mehr als 1.000 Fässer ab. Die Stadt hat Durst", so Ottakringer-Chef und Braumeister Tobias Frank zum "Kurier". Wenn nötig, sei man "bereit" für Sonderschichten.

Auch bei Stiegl wird bereits auf Vorrat produziert: "Wenn unsere zigtausend Gastro-Kunden alle gleichzeitig bestellen würden, dann würde das unser System sprengen", sagt Geschäftsführer Thomas Gerbl.

Entwarnung für Bierliebhaber

Angst, dass der Gerstensaft mitten im Ansturm auf die Lokale plötzlich versiegen wird, brauche niemand zu haben, beruhigt der Obmann des Brauereiverbandes, Sigi Menz: "Uns wird das Bier nicht ausgehen". Die Öffnung der Gastronomie komme ja nicht überraschend und man habe genug Zeit gehabt, sich vorzubereiten. Wie sich das Geschäft für die Brauereien aber entwickelt, kann niemand vorhersagen.

Touristen fehlen, Großveranstaltungen gibt es noch kaum und wie viele Österreicher nächste Woche unter Einhaltung der Gastro-Regeln tatsächlich in ihre Stammbeisln pilgern werden, ist noch völlig unklar.