Politik

"Sicher nicht" – Gewessler geht auf den Kanzler los

Eigentlich Koalitionspartner, aber jetzt kracht es: Nach seiner Rede wird Kanzler Karl Nehammer nun von Umweltministerin Leonore Gewessler kritisiert.

Rene Findenig
Umweltministerin Leonore Gewessler fordert Kanzler Karl Nehammer auf, den Umweltschutz ernstzunehmen.
Umweltministerin Leonore Gewessler fordert Kanzler Karl Nehammer auf, den Umweltschutz ernstzunehmen.
Helmut Graf

In seiner 80-minütigen Rede zur Zukunft Österreichs ließ Bundeskanzler am Freitag in der Event-Location "Thirty Five" ain Wien aufhorchen. Der Kanzler schlug bei der Rede einen weiten Bogen – von der Bildung über Soziales bis zur Gesundheit und vom Wohnen über die Migration bis zur Ökologie. Auch der Klimaschutz und die Klima-Kleber spielten bei Nehammers Rede eine große Rolle. Und diese Rolle wurde offenbar vonseiten der Grünen ganz genau mitgehört. Das offenbar nicht zur großen Zufriedenheit des kleinen Koalitionspartners. 

Der Protest und die Themen seien ernst zu nehmen, so Nehammer zu den sogenannten Klinma-Klebern, aber die Maßnahmen seien sinnlos. Um dem Klimawandel zu begegnen, seien Kreativität und Innovation gefragt. Es gebe aber eine radikale Gruppe von Menschen, die einen wahren Weltuntergang skizzieren. Sie würden fordern, den Fleischkonsum zu verbieten, kein Auto zu fahren und keine Straßen mehr zu bauen. Man müsse diesem "Untergangsirrsinn klar entgegentreten", so Nehammer in seiner Rede.

"Wir nehmen die Klimakrise und die Sorgen der Menschen in Österreich ernst. Das sollte auch der Kanzler tun"

"Manchmal hat man das Gefühl, dass man sich entschuldigen muss, dass man überhaupt auf der Welt ist", so Nehammer. Außerdem wolle er an Verbrennermotoren festhalten, denn Österreich werde "ein Autoland" bleiben. "Sollte es jemals zum Gipfel kommen, wo die EU-Regierungschefs miteinander sprechen, (...) ich werde mich dagegen aussprechen, den Verbrennungsmotor zu verbannen", so der Kanzler. Umweltministerin Gewessler schmeckte dies offenbar so gar nicht, denn am Samstag meldete sie sich gegenüber der APA mit scharfer Kritik.

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    Bundeskanzler Karl Nehammer wurde in der U1 gesichtet.
    Bundeskanzler Karl Nehammer wurde in der U1 gesichtet.
    Leserreporter

    "Entschlossenheit und Mut" forderte Gewessler von Nehammer im Kampf gegen die Klimakrise ein – und erklärte in einer Aussendung: "Es zeigt sich wieder einmal: Wenn es um den Klimaschutz geht, kann man sich nur auf die Grünen verlassen. Wir haben das Plastikpfand durchgesetzt, wir haben den Klimacheck für Autobahnprojekte fixiert und wegen uns gibt es das KlimaTicket." Von diesem Weg würden sich die Grünen "sicher nicht abbringen" lassen, hieß es weiter. "Wir nehmen die Klimakrise und die Sorgen der Menschen in Österreich ernst. Das sollte auch der Kanzler tun."