Klimaschutz

Nachhaltig? Szene-Wirt teilt gegen "Michelin" aus

Heute Redaktion
Teilen
Picture

"Who the fuck is Michelin?": Der Restaurantführer zeichnet jetzt auch Restaurants für ihre Nachhaltigkeit aus. Heftige Kritik hagelt's dafür von Preisträger Billy Wagner.

Nach Frankreich zeichnet der "Guide Michelin" seit diesem Jahr auch in Deutschland Gastrobetriebe für, wie es heißt, "nachhaltiges Kochen und Wirtschaften und das Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen" aus. Einer der 18 mit dem grünen Stern ausgezeichneten Betriebe ist das Berliner Szenelokal "Nobelhart & Schmutzig". Dem Besitzer Billy Wagner stößt die vermeintliche Ehre aber ziemlich sauer auf.

Das radikalste Restaurant Berlins

In einem Video auf Instagram schimpft Wagner: "Ich quatsche viel, gern und vor allem auch laut, aber woher wollt ihr denn wissen, dass wir beim 'Nobelhart & Schmutzig' wirklich so nachhaltig sind?" Er referiere häufig über regionale Nahrungsmittel und die Zusammenarbeit mit kleinen Produzenten und es sei toll, dass einiges davon bei "Michelin" angekommen ist. Er fragt: "Aber ist mein Gelabere denn wirklich genug, dass wir dafür eine Nachhaltigkeitszertifizierung verdienen? Habt ihr geprüft, ob wir wirklich nachhaltig arbeiten?"

Das "Nobelhart & Schmutzig" ist wohl das radikalste Restaurant Berlins – und damit ist nicht die Küche gemeint. Besitzer Billy Wagner verbietet in seinem Lokal zum Beispiel den Gebrauch von Handys und knallt unbelehrbaren Gästen auch mal mit den Worten "darin kannst du jetzt lesen!" einen Stapel Bücher auf den Tisch. Auf der Eingangstür zum Lokal prangt ein AfD-Verbotsschild und Wagner erhebt, ziemlich willkürlich, Wochenendzuschläge aufs Menü.

Trotzdem macht der Gastronom am Ende seiner Ansprache "Michelin" ein Angebot zur Versöhnung und sagt: "Ich lade Sie hiermit herzlich ein, uns tagsüber zu besuchen und mit uns über Nachhaltigkeit zu sprechen: Was dies im Restaurantalltag bedeutet, was wir bereits geleistet haben und wo Probleme bestehen."