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Nackte Party-Touristen erregen Barcelona

Heute Redaktion
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Barcelona ist eines der beliebtesten Städteziele für junge Reisende. Während die Urlauber das rege Nachtleben schätzen, haben die Bewohner die Nase voll. Sie fühlen sich von Lärm, Betrunkenen und Nackten auf den Straßen belästigt. Seite Mitte August gehen im ehemaligen Fischerviertel Barceloneta Hunderte Anrainer auf die Straßen.

Barcelona discute el modelo turístico.Pisos vacacionales.Nudismo en la urbe...
— Carmelo Rivero (@RiveroCarmelo)
Barcelona ist   fühlen sie sich von Lärm, Betrunkenen und Nackten auf den Straßen belästigt. Seite Mitte August gehen im ehemaligen Fischerviertel Barceloneta Hunderte Anrainer auf die Straßen.

Mit Transparenten wie "Barceloneta empört sich" oder "Nein zu Touristenapartments" demonstrieren ganze Familien gegen den Massentourismus und das "asoziale" Verhalten der immer zahlreicheren Besucher. Die volltrunkenen Touristen im Stadtviertel Barceloneta sorgen schon seit Jahren für Unmut.


Genug von den Touristen: Einwohner von
— sebastian schoepp (@schoeppcito)
Fotos von jungen Reisenden, die splitternackt zum Einkaufen gingen, brachten das Fass nun zum Überlaufen. "Damit leben wir täglich", sagt der 59-jährige Manel Serrano, neben ihm seine etwa 90-jährige Mutter im Rollstuhl. "Nachts füllt sich das alles mit illegalen Partys, Saufgelagen, Leuten, die auf der Straße herumgrölen. Das ist jämmerlich und unerträglich."

"Möchte nicht, dass Kinder solche Sachen sehen"

Hinzu kommt, dass das direkt am Meer gelegene Viertel dicht besiedelt ist. "Es ist sehr schwierig, damit zu leben", sagt die 39-jährige Hausfrau Eva Corbacho. "Ich habe drei Kinder, und ich möchte nicht, dass sie solche Sachen sehen."

Der Charakter des Bezirks wandelte sich dramatisch nach den Olympischen Spielen 1992 - inzwischen ist der neu angelegte Strand von Barceloneta einer der beliebtesten Orte Barcelonas. Viele Apartments in den engen Gassen werden inoffiziell an Touristen vermietet, was die Mieten in die Höhe treibt. "Sie spekulieren, die Mieten steigen und wir, die schon immer hier leben, können sich das nicht mehr leisten", klagt die Arbeitslose Pilar Lozano.

Der Stadtverwaltung werfen die Anrainer Untätigkeit vor. Daher verstärkte sie vor kurzem die Polizeistreifen. Auch wird nun öfter überprüft, ob Wohnungen illegal an Touristen vermietet werden. Ende April verfügte das Rathaus einen Stopp für neue Touristenapartments im Zentrum. "Bisher war unsere Arbeit auf die Förderung des Tourismus ausgerichtet, aber jetzt gilt es, diesen Sektor besser zu regulieren", räumt Sonia Recasens ein, die Wirtschaftsbeauftragte der Stadt.

Anrainer befürchten Touristen-Kollaps

Auch im historischen Zentrum Barcelonas, rund um die Sagrada Família und den Park Güell des Architekten Antoni Gaudi, klagen die Einwohner seit langem über zu viele Touristen. In einer im Juli veröffentlichten Umfrage der katalanischen Metropole steht der ausufernde Tourismus bei den Sorgen an vierter Stelle - hinter Arbeitslosigkeit, Wirtschaft und mangelnder Sicherheit.

Von 1,7 auf 7,5 Millionen Übernachtungen

In der Hafenstadt am Mittelmeer, berühmt für ihre Architektur, ihr kulturelles Angebot, ihre Strände und ihr angenehmes Klima, explodierten die Übernachtungszahlen in Hotels zwischen 1990 und 2013 von 1,7 auf 7,5 Millionen - bei einer Bevölkerung von 1,6 Millionen. Bezieht man andere Unterkunftsarten und Tagesbesucher mit ein, so kommen nach Angaben der Stadt bis zu 27 Millionen Touristen im Jahr.