Bei Instagram und TikTok machen KI-Bilder die Runde, die beweisen sollen, dass es die mörderischen Spiele von "Squid Game" tatsächlich gegeben haben soll. Wie bei der südkoreanischen Netflix-Serie sind farbige Wände und verwinkelte Treppen zu sehen. Die Bilder wirken, als stammen sie gleichzeitig aus einem Kindergarten und einer Haftanstalt, sie würden also zum "Squid Game"-Stil passen.
Bei Social Media haben Nutzerinnen und Nutzer die vermeintlichen Beweisfotos millionenfach geteilt – doch bei genauerer Betrachtung entpuppen sich die Bilder als falsch. Sie sind wohl mittels künstlicher Intelligenz generiert worden, wie die Bildredaktion von "20 Minuten" vermutet.
Viele ergänzen die KI-generierten Bilder in ihren Posts mit echten Fotos aus dem sogenannten "Brothers Home" (koreanisch: Hyungje Bokjiwon), einem berüchtigten Straflager aus der Hafenstadt Busan. Besonders die Uniformen der Häftlinge erinnern an die Trainingsanzüge aus "Squid Game". Angeblich sollen ihnen im Lager Nummern zugeteilt worden sein, die fortan ihre Namen ersetzten.
Als Südkorea die Welt für die Olympischen Spiele 1988 zu sich in die Hauptstadt Seoul einlud, wollte die Regierung im Vorfeld Obdachlose vor der Öffentlichkeit verstecken, wie "BBC" berichtet.
Ab 1976 fuhren Busse mit der Aufschrift "Transportfahrzeuge für Landstreicher" durch die Straßen und brachten Menschen in private Arbeitslager, die offiziell als Wohlfahrtszentren vermarktet worden waren. Neben Obdachlosen sammelte die Polizei auch Menschen mit Behinderungen, Waisen, Aktivisten, Schulkinder und Durchschnittsbürger ein, um sie als Sklavenarbeiter in Fabriken einzusetzen. Mindestens 551 Menschen starben in diesen Lagern laut offiziellen Angaben der Regierung.
Die Insassen mussten sich gegenseitig foltern, einige von ihnen bezeichneten die Foltermethoden als Spiel, wie "The Australian" berichtet. Die australische Tageszeitung nennt zwei Beispiele: Das "Auto-Spiel", bei dem Peiniger "linker Blinker" riefen und das linke Auge der Opfer blutig schlugen sowie das "Hiroshima-Spiel", bei dem Insassen kopfüber an Etagenbetten hängen mussten. Abgesehen von der Brutalität hatte das wenig gemein mit den Spielen bei "Squid Game".
Trotz Ähnlichkeiten zwischen dem "Brothers Home" und "Squid Game" nennt Regisseur Hwang Dong-hyuk (53) ein anderes Ereignis der südkoreanischen Geschichte als Inspiration für seine Netflix-Serie: die Massenentlassung beim Autobauer Ssangyong. 2009 kündigte das Unternehmen rund 40 Prozent seiner Angestellten, 30 Menschen begangen daraufhin Suizid laut "AFP". Für Regisseur Hwang Dong-hyuk wären solche Menschen in ihrer Verzweiflung auch bereit, für finanzielle Sicherheit ihr Leben bei mörderischen Spielen zu riskieren.
"Squid Game"-Hauptfigur Seong Gi-hun arbeitete bis zu seiner Entlassung bei einem Unternehmen namens Dragon Motors, was eine Anspielung ist. "Ssangyong" bedeutet so viel wie Zwillingsdrache oder Doppeldrache. Episode fünf der ersten Staffel zeigt eine Rückblende, bei der Seong die Kämpfe zwischen der Gewerkschaft und dem Sicherheitspersonal erneut erlebt.