Wien

Neuer Patientenanwalt: "Bin Jurist und kein Politiker!"

Am 1. Juli übernimmt Ex-Gerichtspräsident Gerhard Jelinek die Funktion als Patientenanwalt. Bei seiner Vorstellung reagierte er auf kritische Stimmen.

Yvonne Mresch
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Gerhard Jelinek (li.) folgt Sigrid Pilz als Patientenanwalt nach. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) ist mit der Entscheidung "sehr zufrieden".
Gerhard Jelinek (li.) folgt Sigrid Pilz als Patientenanwalt nach. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) ist mit der Entscheidung "sehr zufrieden".
Denise Auer

Wien bekommt einen neuen Patientenanwalt: Für die ehemalige grüne Gemeinderätin ist nach zwei Amtszeiten Schluss. Ihre Nachfolge tritt ab 1. Juli Gerhard Jelinek, Richter und Ex-Präsident des Wiener Oberlandesgerichts, an. "Ich freue mich sehr auf die Aufgabe", so der erfahrene Jurist bei einer ersten Pressekonferenz mit Gesundheitsstadtrat Peter Hacker. Er sehe sich als Vermittler zwischen Patienten und Heimbewohnern und dem Gesundheitswesen, beziehungsweise dem Pflegebereich. "Wie schon als Richter agiere ich sachlich und unabhängig, mein Fokus liegt in den Interessen der Patienten."

"Habe kritische Gespräche nie gescheut!"

Vor Kritik würde er nicht zurückscheuen, stellt Jelinek klar: "Wenn strukturelle Mängel auftauchen, werde ich darauf hinweisen, Vorschläge einbringen und den Dialog suchen. Ich habe kritische Gespräche nie gescheut, finde aber, dass Kooperation grundsätzlich besser als Konfrontation ist. Wir arbeiten nicht gegen, sondern für jemanden." Als erste Aufgabe möchte der neue Patientenanwalt Gespräche mit Interessensvertretern, Entscheidungsträgern und Mitarbeitern führen, um in Folge ein Konzept mit Handlungsschwerpunkten entwickeln zu können.

"Ich sehe mich als Fachmann"

Jelinek sah sich seit Bekanntgabe seines neuen Amtes jedoch auch mit Kritik konfrontiert – er habe wenig bis keine Erfahrung im Gesundheitsbereich, so der Tenor. "Im Vordergrund steht das Interesse der Patienten und wir sind hier im rechtlichen Bereich", kontert der Jurist. "Hier fühle ich mich sattelfest, habe jahrzehntelang in verschiedenen Sparten gearbeitet und sehe mich als Fachmann." Seine Rolle sei nicht die eines Gesundheitspolitikers, betont Jelinek. Kenntnisse im Gesundheitsbereich habe er sich jedoch angeeignet. Den "Wiener Weg" in der Coronakrise begrüßt Jelinek zwar, betont jedoch: "Ich will nicht der 501. Experte sein, der Politikern sagt, welchen Weg sie einschlagen sollen."

Hacker: "Ich halte mich an die Spielregeln"

Gesundheitsstadtrat Hacker zeigte sich mit der Entscheidung für Gerhard Jelinek überaus zufrieden: "Er hat eine namhafte Karriere hinter sich und ich freue mich sehr." Jelinek sei der Sieger eines Bewerbungsprozesses. Dass man mit seiner Vorgängerin nicht zufrieden gewesen sei, dementierte Hacker: "Ich danke Sigrid Pilz für ihren Einsatz, sie hat in zehn Jahren einen wunderbaren Job gemacht und großartige Arbeit geleistet. Für diese Diskussion habe ich kein Verständnis. Nach fünf Jahren muss ein Bewerbungsprozess stattfinden, dieses Gesetz hat Gültigkeit und da mische ich mich nicht ein, sondern halte mich an die Spielregeln. Sie hat diesen Wettbewerb verloren."

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