Das Verhältnis Amerikas zum Rest der Welt verändert sich unter der Trump-Administration. Trump streicht Gelder für Regierungsorganisationen, die im Ausland tätig sind, und zeigt gleichzeitig Interessen hinsichtlich Grönland, dem Panamakanal oder Kanada.
Gleichzeitig droht der Handelskrieg zwischen den USA und China zu eskalieren. Trump erhöhte die Zölle auf chinesische Waren, Peking reagierte umgehend: "Wenn die USA diesen falschen Weg weitergehen, dann werden wir bis zum Schluss kämpfen", sagte der chinesische Handelsminister Wang Wentao am Donnerstag in Peking. China sei "bereit für alle Arten von Krieg", hieß es jüngst aus Peking.
In China tagt dieser Tage das gesetzgebende Organ, der Nationale Volkskongress. Knapp 3000 Delegierte beraten über Strategien für Wachstum und soziale Gerechtigkeit – die USA als Erzrivale bleibt dabei im Hinterkopf.
Der amerikanische Verteidigungsminister Pete Hegseth sagte kürzlich, die USA würden ihre militärischen Prioritäten künftig auf die Verteidigung ihres Heimatlandes und die Abschreckung Chinas verlagern und forderte die europäischen Nato-Mitglieder auf, ihre Verteidigungshaushalte auf fünf Prozent des BIPs anzuheben, um den Kontinent besser verteidigen zu können.
US-Außenminister Marco Rubio erklärte, dass wir uns jetzt in einer multipolaren Welt mit "mehreren Großmächten in verschiedenen Teilen des Planeten" befänden. Und dass die globale Nachkriegsordnung nicht nur überholt sei. "Sie ist heute eine Waffe, die gegen uns eingesetzt wird."
Wenn China und die USA also in jeweils ihrer Einflusssphäre Großmächte sind, stellt sich die Frage: Welche Großmacht ist mächtiger? Der amerikanische Unternehmer und Hedgefonds-Manager Ray Dalio gibt zur Stärke von Weltmächten seit 2020 den "Great Power Index" heraus. In seiner Makroanalyse bewertet er 18 messbare Faktoren. Dalios Index gibt einen guten Überblick über die Stärke von China und den USA in verschiedenen Bereichen.
Betrachten wir nun die einzelnen Faktoren genauer, angefangen bei einer traditionellen Größe von Macht: der militärischen.
In die untenstehende Karte fließen Daten aus mehreren Datensätzen ein. Die Informationen stammen einerseits aus dem offiziellen Militärstützpunkt-Repository des Verteidigungsministeriums und andererseits aus einer Studie der Universität Hongkong (HKU).
Das Ergebnis zeigt das, was die USA sich während und nach dem Kalten Krieg aufgebaut haben: ein Netzwerk aus über 750 US-Militärstützpunkten weltweit.
Für die chinesische Militärpräsenz wurden die Daten eines Pentagon-Berichts aus dem Jahr 2021 mit Daten aus derselben HKU-Datenbank abgeglichen. Mithilfe verschiedener KI-Modelle wurden aus den Textbeschreibungen geografische Datenpunkte erstellt und in eine Karte übertragen. So sieht die Karte für die chinesischen Militärstützpunkte außerhalb Chinas aus.
In die zweite Karte fließen noch Daten aus der Forschung der Foundation for Defense of Democracies zu neuen chinesischen Militärstützpunkten ein. Kombiniert man die Datenquellen, kommt man auf ungefähr 70 Militärstützpunkte Chinas. Beide Karten zeigen, dass die militärische Ausbreitung Chinas in der Welt deutlich kleiner ist als die amerikanische und sich hauptsächlich auf den unmittelbaren Einflussbereich konzentriert.
Es zeigt sich also, dass China nicht dieselbe militärische Ausbreitung anstrebt wie die USA. Das Land strebt mit anderen Mitteln nach Macht: mit wirtschaftlicher Stärke.
Für die Analyse betrachten wir drei wichtige Datensätze. Zuerst die Datenbank der Universität Hongkong zur sogenannten "Belt and Road"-Initiative Chinas. Sie enthält über 3000 Infrastrukturprojekte des chinesischen Staates außerhalb von China.
Ein zweiter wichtiger Index ist der "Global Influence Index" der Europäischen Union unabhängiger Gewerkschaften (CESI). Anhand von 28 Faktoren wird in diesem Index der wirtschaftliche, kulturelle und diplomatische Einfluss von China und den USA auf alle Länder der Welt berechnet. Daraus ergibt sich ein Score – und die Weltkarte sieht plötzlich ganz anders aus. Chinas Einfluss auf die Welt wird größer.
Hier findest du den direkten Zugriff auf die Daten des Global Influence Index 2024 von CESI. Es wird klar: Die Welt ist multipolar.
Schauen wir uns zum Schluss noch die Handelsbeziehungen an und konzentrieren uns auf die Frage: Wer ist der wichtigste Handelspartner jedes Landes? Das Muster, das sich dabei abzeichnet, ist verblüffend: China ist in weiten Teilen der südlichen Hemisphäre und Asiens zum dominierenden Wirtschaftspartner geworden.
Für ein möglichst vollständiges Bild lassen sich die Karten noch übereinanderlegen. Die untenstehende Karte zeigt sowohl den wirtschaftlichen, diplomatischen und kulturellen Einfluss der beiden Supermächte, als auch die Militärbasen.
Was heißt das nun alles? Jeffrey Sachs, ein renommierter Ökonom und Direktor des "Center for Sustainable Development" an der Columbia University, formuliert es so:
"Eine Vorherrschaft ist heute ganz sicher nicht möglich, und sie war schon vor 30 Jahren, als die relative Macht der USA noch viel größer war, anmaßend. Heute beträgt der Anteil der USA an der Weltproduktion 14,8 Prozent, verglichen mit 18,5 Prozent für China, und der Anteil der USA an der Weltbevölkerung beträgt lediglich 4,1 Prozent, verglichen mit 17,8 Prozent für China. Der Trend zu einer breiten globalen wirtschaftlichen Konvergenz bedeutet, dass die US-Hegemonie nicht durch die chinesische Hegemonie ersetzt werden wird. Wir treten also in eine posthegemoniale, multipolare Welt ein."
Die Konsequenz? "Auch diese Welt ist voller Herausforderungen", schreibt Sachs. Noch seien zwei Szenarien möglich: Eines, in dem mehrere Atommächte sich konkurrenzieren und vergeblich versuchen, die Vorherrschaft zu erringen. "Das könnte zu einem Zusammenbruch fragiler globaler Regeln führen." Es gebe aber auch ein positives Szenario, in dem die Großmächte "im Einklang mit der UN-Charta gegenseitige Toleranz, Zurückhaltung und sogar Zusammenarbeit üben. Weil sie erkennen, dass nur eine solche Staatskunst die Welt im Atomzeitalter sicher halten wird."