Ukraine

"Niemand weiß, wie Putin dann reagieren wird"

Russische Kriegsbefürworter fordern den Einsatz taktischer Atomwaffen gegen die Ukraine, um Kiew zur Kapitulation zu zwingen.

Jochen Dobnik
<strong>Wladimir Putin</strong> gerät auch im eigenen Land zunehmen unter Druck. Verliert Russlands Präsident die Nerven?
Wladimir Putin gerät auch im eigenen Land zunehmen unter Druck. Verliert Russlands Präsident die Nerven?
PAVEL BYRKIN / AFP / picturedesk.com

Russlands Militär musste in den vergangenen Tagen schwere Verluste hinnehmen. Nach dem großflächigen Abzug aus der Region Charkiw im Nordosten sollen Putins Soldaten nach ukrainischen Angaben auch die Großstadt Melitopol im Süden der Ukraine verlassen haben. Im russischen Fernsehen fordern Kriegsbefürworter daher den Einsatz taktischer Atomwaffen gegen die Westukraine, um Kiew zur Kapitulation zu zwingen.

Niemand wisse, wie der der russische Präsident reagiert, wenn weitere Verluste hinzukommen. "Die große Frage ist, was dann passiert", erklärt ntv-Korrespondent Rainer Munz in Moskau. Man dürfe nicht vergessen, dass Russland eine Atommacht ist. Aus diesem Grund habe US-Präsident Joe Biden klar gemacht, dass Washington reagieren werde, wenn es zu einem taktischen Atomschlag kommt. Biden warnt Russland vor Einsatz nuklearer Waffen >>

Selenski warnt Westen vor Atom-Erpressung

Der Westen dürfe sich durch Russlands Drohung, Atomwaffen einzusetzen, nicht erpressen lassen, ist sich der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski sicher. Gespräche mit Russland aus Angst vor dessen Atomwaffenarsenal würden zum schlechtesten Ergebnis führen und Russland lediglich ermutigen. Dies könnte dann zum Dritten Weltkrieg führen, so Selenski zur Zeitung "Kyiv Independet". "Ich kann nicht einmal verstehen, wie die Sicherheits- und Geheimdienste der Welt es zulassen können, dass Russland auch nur darüber nachdenkt, (Atomwaffen einzusetzen)."

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    Diese drei Männer haben Zugang zu je einem Atomkoffer: Waleri Gerassimow, Wladimir Putin und Sergei Schoigu (v. l.).
    Diese drei Männer haben Zugang zu je einem Atomkoffer: Waleri Gerassimow, Wladimir Putin und Sergei Schoigu (v. l.).
    REUTERS

    Druck auf Putin in Russland wächst

    Klar ist, Putin gerät auch im eigenen Land zunehmend unter Druck. Abgeordnete aus dem Bezirk Smolninskoie in der Stadt St. Petersburg wollen beim russischen Parlament eine Petition einreichen, die zum Ziel hat, ihn aufgrund des Krieges in der Ukraine wegen Hochverrats anzuklagen.

    Demnach habe Putin mit der Invasion "der Sicherheit Russlands und seiner Bürger geschadet", da die russische Armee ihre kampffähigen Einheiten verliere und ihre Soldaten invalid würden, heißt es in der Petition.