Wirtschaft

"Nix zu kaufen" – massiver Senf-Mangel wegen Krieg

Rund 80 Prozent aller Senfkörner stammen aus Russland und der Ukraine. Viele Würstlstände könnten im Spätsommer trocken laufen.

Leo Stempfl
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Blick in eine tschechische Firma, die unter anderem Senf herstellt. Es gibt Lieferengpässe wegen des Krieges. (Archivfoto)
Blick in eine tschechische Firma, die unter anderem Senf herstellt. Es gibt Lieferengpässe wegen des Krieges. (Archivfoto)
Miroslav Chaloupka / CTK / picturedesk.com

Am Würstlstand eine heiße Käsekrainer, dazu eine oder zwei Scheiben Brot, natürlich wird die Wurst vor jedem Bissen in Senf getunkt. Ab Herbst könnte damit Schluss sein. In der Bosna könnte es dann nur noch Ketchup geben – keinen Senf mehr. Auch das Weißwurstfrühstück wackelt.

Denn egal ob süß, scharf, mittelscharf, englischer, aus Dijon oder dem schönen Krems: Alle Senfe brauchen Senfsaat. Genau diese wird nun knapp. Die deutschen Hersteller berichten gegenüber der "Welt", dass 80 Prozent der importierten Senfsaaten aus Russland oder der Ukraine kommen. Am Weltmarkt sei das kostbare Gut schlichtweg ausverkauft.

Vorräte neigen sich dem Ende

Laut Markus Weck, Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbandes Kulinaria, wird sich diese Rohstoffknappheit in den kommenden Monaten noch verschärfen. Für einige Wochen oder Monate sind die Silos noch gefüllt, ab der zweiten Jahreshälfte wird es schwierig.

Die in Deutschland angebauten Mengen würden bei weitem nicht für den heimischen Bedarf reichen. Nächstgrößter Anbieter nach Russland und der Ukraine ist Kanada. "Wir haben per Luftfracht noch kurzfristig kanadische Senfkörner bekommen, allerdings zu den höchsten Preisen, die wir je für Rohware bezahlt haben", so Franz Wunderlich, Inhaber des Regensburger Senfherstellers Händlmaier zur "Welt".

Keine Körner mehr zu haben

Doch auch diese Quelle ist mittlerweile versiegt: "Aktuell gibt es auf dem Weltmarkt keine Senfkörner mehr zu kaufen." Händlmaier musste deswegen bereits einige Maschinen abstellen und die Produktion zurückfahren. Bis August sei man noch lieferfähig.

In Österreich kommt hinzu, dass hierzulande pro Kopf noch mehr Senf verzehrt wird als in Deutschland. Liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei den Nachbarn bei 805 Gramm, kommen Österreicher auf durchschnittlich etwas unter ein Kilo. 8.700 Tonnen werden jedes Jahr verzehrt, manche essen sogar ihre Pommes damit.

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