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"No Straight Roads" im Test: Manchmal etwas zu laut

Mit "No Straight Roads" erscheint ein ehrgeiziges Musikprojekt für PC und Konsolen. Genrefans wird es freuen, doch nicht alle Mankos sind ausgebügelt.

Rene Findenig
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    "No Straight Roads" kommt als Musikspiel daher, macht es aber anders als Genre-Vertreter. 
    "No Straight Roads" kommt als Musikspiel daher, macht es aber anders als Genre-Vertreter.
    Sold-Out Software

    Schon in der Preview zu "No Straight Roads" gab es viel Lob für den Titel von Wan Hazmer (Lead Game Designer von "Final Fantasy XV") und Daim Dziauddin (Concept Artist von "Street Fighter V"). Anders als bei vielen Musik-Games bestraft "No Straight Roads" (PC, PlayStation 4, Xbox One und demnächst Nintendo Switch) Spieler nicht, die den Takt beim Spielen verpassen, sondern verpasst lieber jenen, die es schaffen, Bonus-Punkte und zusätzliche Angriffe. Musik spielt hier zwar die Hauptrolle, gespielt wird aber ein Action-Game.

    Zwar bewegen sich, während man als Spielfigur ans Ende eines Levels zu gelangen versucht, Gegner, Hindernisse und Items im Takt der jeweiligen Musik, wir als Spieler können sie aber ganz frei ohne Rhythmus-Zwänge angreifen.  Ebenso gefiel, dass sich "No Straight Roads" als Koop-Game zeigt. Zwar kann das Spiel auch alleine gezockt werden, wobei meist der KI-Partner einem folgt und man die gesteuerte Figur wechseln kann, richtig Spaß macht es aber zu zweit im lokalen Couch-Koop.

    Rock gegen EDM

    Selbst Story und Grafik übertzeugen. In "No Straight Roads" übernimmt der Spieler die Kontrolle über die etwas an Nintendos Inklinge erinnernden Mayday und Zuke. Das Duo hat die Indie-Rock-Band Bunk Bed Junction gegründet, die es gleich mit dem Mega-Konzern NSR zu tun bekommt, der in der Stadt Vinyl City jegliche Musik außer EDM verboten hat. Obwohl zeichentrickartige Helden, zeigen die dauerdiskutierende Mayday und der eher schweigsame Schlagzeuger Zuke gehörig viel Charisma und wachsen dem Spieler sofort ans Herz.

    Generell bleibt im Game kein Auge trocken, denn alle paar Minuten werden Witze ohne Ende rausgehaut. Grafisch erwartet den Spieler ein qietschbuntes Abenteuer, das mit Neongrafiken im Animestil sowie liebevoll gestalteten Zwischensequenzen, die mal auf Hollywood-Zeichentrickniveau, mal als nett animierte Standbilder auftreten. Auch musikalisch ist alles top: Der Kampf der Rock-Revoluzzer gegen den EDM-Gigant sorgt im Spiel dafür, dass beide Musikrichtungen aus den Boxen hämmern, was einen schönen Kontrast zum Spielgeschehen ergibt.

    Open World als Überraschung

    Letzteres begeistert auch Nicht-Musiker: Das Gameplay selbst ist dabei bisher recht simpel. Feinde werden mit der Angriffstaste attackiert oder mit der Wurf-Taste mit Items abgeschossen. Daneben sammelt man Strom-Generatoren ein, um sich unabhängig vom auch den Strom kontrollierenden Mega-Konzern zu machen und dabei Fans für die eigene Band zu generieren. Mit Fans können die Statuswerte der Figuren verbessert werden, wer zudem versteckte Aufkleber findet, kann sie an die Musikinstrumente kleben und so Spezialeffekte freischalten.

    Wer einfach wild spielt, wird nicht bestraft. Wer allerdings nach dem Takt kontert und etwa Geschosse ablenkt, bekommt stärkere Angriffsschäden, die allerdings nicht spielentscheidend sind. Generell bleibt das Spiel in Sachen Skill- und Upgrade-Komplexität sehr simpel. Überraschend ist allerdings, dass sich das Spiel in der finalen Version als eine Art Open World präsentiert. Zwar müssen die Bosse in vorgegebenen Wegen besiegt werden, sonst kann man sich aber frei bewegen und umsehen.

    Chaotisch, aber einen Blick wert

    Die Bosse sind auch der genialste Teil des Spiels, denn so innovative Gegner hat man lange nicht in Videospielen gesehen. Leider übertreibt es das Spiel genau in dieser Hinsich und zeigt sich viel zu laut: Zwar soll man Bewegungs- und Angriffsmuster der Bosse lernen, gleichzeitig legen sich aber Angriffe, Effekte, Vorder- und Hintergrundeinblendungen,  Feinde, andere Geschehnisse und Bewegungen gleichzeitig auf den Bildschirm, was statt Übersichtlichkeit nur noch zu Gewusel führt und das Überleben teils zum Glücksprinzip macht.

    Picture

    Spaß macht jedenfalls der Wechsel der Kamera: Das Game hüpft zwischen Plattformer- und Third-Person-Perspektive sowie anderen ebenso bunt umher, wie es sich grafisch zeigt. Allzu viel Hochglanz-Elemente darf man sich dabei nicht erwarten, was aber kaum stört. Schade, dass sich ein solch innovatives Game mit toller Grafik, guter Spielbarkeit und durchdachtem Gameplay selbst so viel an Spielspaß nimmt, wenn es vor allem in Boss-Kämpfen allzu unübersichtlich wird. Trotzdem ist "No Straight Roads" nicht nur für Musik-, sondern auch für Action-Adventure-Fans durchaus einen Blick wert. Zehn Stunden wird man gut unterhalten, wenn man über chaotische Spielszenen hinwegblicken kann.