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Norditalien will nachts das Trinkwasser beschränken

Die Situation in Norditalien ist dramatisch: Das Wasser geht im Einzugsgebiet des Flusses zur Neige. Es gab in den letzten Monaten kaum Niederschläge.

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In Norditalien wird das Wasser immer knapper. Die Regierung zieht die Notbremse.
In Norditalien wird das Wasser immer knapper. Die Regierung zieht die Notbremse.
iStock (Symbol)

Der Norden Italiens erlebt derzeit die schwerste Dürre der letzten 70 Jahren: Der Pegel des Flusses Po ist auf ein Rekordtief gesunken, nun fordern mehrere lokale Unternehmen, dass die nächtliche Trinkwasserversorgung in 125 Gemeinden der Poebene eingestellt wird. Der Antrag für Sofortmaßnahmen zeigt, wie ernst die Lage ist, denn bald könnte es nicht genügend Wasser für die Kühlsysteme der Kraftwerke geben.

In den Alpen liegt kein Schnee mehr

Die 125 Gemeinden liegen im Piemont und in der Provinz Bergamo. "In den Alpen liegt kein Schnee mehr", heißt es in einer Medienmitteilung von Utilitalia, dem Verband öffentlicher Dienstleister, die in den Bereichen Wasser, Umwelt, Strom und Gas tätig sind. Gletscher und hochgelegene Quellen halfen, die Unannehmlichkeiten im Mai abzufedern, aber in den vergangenen Monaten hat es kaum Niederschläge gegeben. Zudem sei die Nachfrage nach Wasser in der Ebene des Flusses Po wegen der hohen Zahl der Einwohner und Einwohnerinnen groß.

Nachfrage steigt

Die Situation werde sich in den kommenden Jahren verschlimmern, warnt der Unternehmer-Verband, da die Nachfrage nach Wasser für landwirtschaftliche und industrielle Zwecke steigen werde und keine Reserven mehr vorhanden seien. "In Dutzenden von Gemeinden im Piemont und in der Lombardei sind bereits Tankwagen im Einsatz, um Wasser zu liefern, weil die Stauseen an Quellen angeschlossen sind, die es nicht mehr gibt", sagt Meuccio Berselli, Direktor der Po-Flussgebietsbehörde AdBPo zu "Corriere della Sera".

Zu hohe Temperaturen

Erschwert wird die Lage wegen der überdurchschnittlich hohen Temperaturen. Der Betreiber des Stromnetzbetreibers Terna erklärte unterdessen, die Dürre habe die Stromerzeugung aus Wasserkraft zum Erliegen gebracht.

Die Landwirtschaft ist der am stärksten betroffene Sektor. Ein Drittel der nationalen Landwirtschaftsproduktion, vor allem Obst, Gemüse und Getreide, sind gefährdet. Es drohen Wasserrationierung und begrenzte Feldbewässerung, warnte der italienische Agrarverband Coldiretti gegenüber "La Repubblica". Nach Angaben des Bauernverbands Cia wird ein Rückgang der Obst- und Gemüseproduktion in der Poebene um 30 bis 40 Prozent erwartet. Bei Getreide dürfte der Ausfall noch höher liegen.

Pegelstände aller Seen weit unter dem Durchschnitt

Die Behörden weisen darauf hin, dass die Pegelstände aller Seen, mit Ausnahme des Gardasees, weit unter dem jahreszeitlichen Durchschnitt liegen. Der Pegel des Pos liegt fast drei Meter unter dem üblichen Durchschnitt: In Pontelagoscuro beträgt die Durchflussmenge 301 Kubikmeter pro Sekunde gegenüber dem historischen Minimum von 320. Im Kraftwerk der Gemeinde Ostiglia in der Provinz Mantua in der Lombardei wurde eine der drei Gruppen bereits abgeschaltet, weil das Wasser für die Kühlung des Kraftwerks nicht ausreicht.

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    Im Süden Wiens entsteht zurzeit eine neue Transportleitung für Trinkwasser, auch „4. Hauptleitung“ genannt. Damit sichert die Stadt Wien die lokale Wasserversorgung, verbessert die Versorgungssicherheit aber auch überregional. Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky besuchte nun die Baustelle in Meidling.
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    www.annarauchenberger.com / Anna Rauchenberger