Österreich hat beim Kampf gegen Menschenhandel eine führende Rolle übernommen. Das Bundeskriminalamt und das Landeskriminalamt Tirol ermitteln seit September 2022 gegen eine Tätergruppe mit Mitgliedern aus Kolumbien, der Türkei, Rumänien, Uruguay und Österreich.
Die Verdächtigen sollen in den vergangenen Jahren kolumbianische Frauen über Istanbul nach Österreich gebracht und hier zur Prostitution gezwungen haben. Bis jetzt konnten 45 Opfer identifiziert werden.
"Die internationale Zusammenarbeit war in diesem Ermittlungskomplex entscheidend. Österreich nimmt durch das Joint Operation Office in Wien eine Vorreiterrolle bei der länderübergreifenden Bekämpfung des Menschenhandels ein", sagte Innenminister Gerhard Karner.
Bundeskriminalamt-Direktor Andreas Holzer erklärte: "Anstatt des versprochenen Lebens wurden sie in der Prostitution systematisch ausgebeutet. Diese jungen Frauen wurden getäuscht, unter Druck gesetzt, zur Abhängigkeit gebracht und schließlich zur Ware degradiert."
Die Organisation rekrutierte auch Fahrer aus Kolumbien, die die Frauen in Österreich zu den Freiern brachten. Sie nahmen ihnen das Geld ab, leiteten es an die Organisation weiter und bestraften die Opfer bei Ungehorsam. Das Ganze war ein geschlossenes, streng hierarchisches System, das nur auf maximalen Gewinn aus war. Der jährliche Schaden durch diese Machenschaften lag bei rund 800.000 Euro.
Nach der Ausstellung internationaler Haftbefehle durch die Staatsanwaltschaft im April 2023 floh der mutmaßliche türkische Haupttäter zusammen mit zwei Komplizen aus Rumänien und Österreich in die Türkei, um von dort aus weiterzumachen.
Im Sommer 2024 fanden in Istanbul und Ankara Treffen zwischen österreichischen Verbindungsbeamten und türkischen Behörden statt. Das war ein wichtiger Schritt, der im Februar 2025 zur Festnahme zweier weiblicher Beschuldigter führte.
Zur gleichen Zeit reisten österreichische Ermittler im März 2025 nach Bogotá. Gemeinsam mit der kolumbianischen Polizei wurden Einvernahmen durchgeführt und ein sogenanntes Spiegelverfahren eingeleitet.
Am 5. September 2025 gab es dann einen koordinierten Zugriff in Medellín: Fünf Täter wurden in Kolumbien festgenommen, zwei weitere schon vorher in Spanien. Dabei handelte es sich um einen uruguayischen Fahrer und eine kolumbianische Mittäterin. Insgesamt sitzen jetzt zehn Mitglieder dieser Organisation in Haft.
Holzer betonte: "Unsere Botschaft an die Täter sollte damit klar verständlich sein: Wir finden euch, egal in welchem Land ihr euch versteckt."