Die internationale Organisation war straff organisiert: Die Tatverdächtigen sollen in den vergangenen Jahren 48 kolumbianische Frauen über Istanbul nach Österreich gebracht haben, um sie zur Prostitution zu zwingen.
Dann rekrutierten sie Fahrer aus Kolumbien, die die Frauen in Österreich zu den Freiern brachten, ihnen das Geld abnahmen und es an die Hintermänner weiterleiteten. Bei Ungehorsam wurden die Opfer sogar bestraft. Das System war streng hierarchisch aufgebaut und einzig darauf ausgerichtet, möglichst viel Geld herauszuholen. Der jährliche Schaden lag bei rund 800.000 Euro.
Mit Abschluss der Operation "Bogotá" feiern die Ermittler einen großen Erfolg. "Die internationale Zusammenarbeit war in diesem Ermittlungskomplex entscheidend. Österreich nimmt durch das Joint Operation Office in Wien eine Vorreiterrolle bei der länderübergreifenden Bekämpfung des Menschenhandels ein", sagt ÖVP-Innenminister Gerhard Karner.
Bundeskriminalamt-Direktor Andreas Holzer: "Diese jungen Frauen wurden getäuscht, unter Druck gesetzt, zur Abhängigkeit gebracht und schließlich zur Ware degradiert."
Seit drei Jahren wird der Zugriff vom Bundeskriminalamt und den Landeskriminalamt Tirol vorbereitet: Im April 2023 erließ die Staatsanwaltschaft internationale Haftbefehle. Daraufhin setzten sich der mutmaßliche türkische Haupttäter und zwei Komplizen aus Rumänien und Österreich in die Türkei ab, um von dort aus weiterzumachen.
Im Sommer 2024 fanden in Istanbul und Ankara Treffen zwischen österreichischen Ermittlern und türkischen Behörden statt – ein wichtiger Schritt, der im Februar 2025 zur Festnahme von zwei weiblichen Verdächtigen führte.
Zeitgleich reisten heimische Ermittler im März 2025 nach Bogotá. Dort arbeiteten sie eng mit der kolumbianischen Polizei zusammen, führten Einvernahmen durch und starteten ein Spiegelverfahren.
Am 5. September 2025 folgte dann ein koordinierter "Action Day" in Medellín: Fünf Täter wurden in Kolumbien geschnappt, zwei weitere – ein uruguayischer Fahrer und eine kolumbianische Mittäterin – schon vorher in Spanien. Insgesamt sitzen nun zehn Mitglieder der Bande in Haft.
Holzer macht klar: "Unsere Botschaft an die Täter sollte damit klar verständlich sein: Wir finden euch, egal in welchem Land ihr euch versteckt."