Dass Ungarns rechtsnationaler Ministerpräsident Viktor Orbán und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj keine Freunde sind, ist hinlänglich bekannt. Am Rande des Nato-Gipfels in Den Haag soll es zum Wortgefecht der beiden Staatsoberhäupter gekommen sein.
Selenskyj hatte Orbáns Ablehnung zum EU- und Nato-Beitritt kritisiert, woraufhin der ungarische Regierungschef erklärte, dass man "nicht mit Herrn Selenskyj an einem Tisch sitzen" wolle, "wenn es um Nato-Belange geht."
Laut Orbán sollen auch die Slowakei, die Türkei und die USA seiner Meinung sein, berichtet die ukrainische Nachrichtenseite "Strana". Es sei "im nationalen Interesse Ungarns", dass die Ukraine weder der Nato, noch der EU beitrete, soll Orbán weiter gesagt haben.
Vorausgegangen war dem Ganzen ein Streit der beiden Regierungschefs auf der Plattform X. In einem Beitrag hatte Selenskyj kritisiert, dass es unfair sei, "wenn eine einzelne Partei die Entscheidung der Union blockiert". Gemeint hatte der ukrainische Präsident damit offenbar Ungarn.
So hat es nämlich auch Orbán verstanden und holte unter Selenskyjs Posting umgehend zum Gegenschlag aus. Aus Sicht des ungarischen Regierungschefs sei es unfair, "ein Land zu akzeptieren, das sich im Krieg mit Russland befindet". Dies würde die EU in diesen Konflikt hineinziehen. Dieses Risiko von den Mitgliedsstaaten zu erwarten, sei unfair, hielt Orbán fest.
Während beim letzten Nato-Gipfel in Washington noch über eine Beitrittsperspektive für die Ukraine gesprochen wurde, soll dies laut Diplomatenkreisen dieses Jahr wohl nicht in der Abschlusserklärung des Gipfels vorkommen.
Des Weiteren wurde Selenskyj auf US-Wunsch nicht zu einer gemeinsamen Arbeitssitzung eingeladen. Er erhielt lediglich eine Einladung zu einem gemeinsamen Essen im Schloss des niederländischen Königs.