Bewegender Zweiteiler

ORF-Star: "Trauen Politik nicht zu, Probleme zu lösen"

Kabarettist Josef Hader zeigt im Zwischenkriegs-Drama "Sturm kommt auf", wie rasch Ausgrenzung und Hass in einem Klima der Angst gedeihen können.
Sandra Kartik
21.10.2025, 05:45
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Im historischen Zweiteiler "Sturm kommt auf" (22. und 23. Oktober, 20:15 Uhr auf ORF2) schlüpft Schauspieler Josef Hader ("Der Knochenmann") diesmal in die Rolle eines bayerischen Schusters jüdischer Abstammung, der am Land lebt. Er erlebt in der Verfilmung von Oskar Maria Grafs Roman "Unruhe um einen Friedfertigen" die dramatischen politischen Ereignisse in der Zwischenkriegszeit bis zu Hitlers Machtergreifung 1933 am eigenen Leib. Als eine Erbschaft seine Identität offenlegt, bleibt kein Stein auf dem anderen. Die Nazis gehen immer schonungsloser gegen Andersdenkende vor.

"Anhand eines Dorfes wird gezeigt, wie eine Gesellschaft sich so zerstreitet, dass kein Gespräch mehr möglich ist. Wir gehen derzeit wieder gefährlich in diese Richtung", stellt der beliebte Kabarettist im "Heute"-Gespräch fest.

"Jammern auf hohem Niveau"

Für den 63-Jährigen ist der bedrückende Stoff durchaus auch gegenwärtig: "Eine Parallele zur Weimarer Republik ist, dass auch heute viele der Politik nicht mehr zutrauen, Probleme zu lösen. Das kann man nachvollziehen. Besonders, wenn es Menschen betrifft, denen es sozial schlechter geht als früher, und davon gibt es nicht wenige. Unverständlich finde ich aber bei uns manchmal das Jammern auf hohem Niveau. Vor 100 Jahren war das Leben viel schwieriger als heute."

Hader hat "eine Dankbarkeit dafür, dass es mir selber gut geht, und auch vielen anderen in meiner Generation." Dennoch betont er: "Durch die Entwicklungen der letzten 20 bis 30 Jahre sind heute mehr Menschen in Not als früher."

"Entsetzt, wenn ich mich sehe"

Neben ihm überzeugt auch Verena Altenberger, sie spielt die Mutter eines unehelichen Sohns, die Opfer von Missbrauch wurde. Ihre Lebenssituation ist den "Hakenkreuzlern" am Land ein Dorn im Auge. "Den Film sollen sich alle anschauen, die nicht das Glück hatten, Großeltern zu haben, die ihnen aus dieser Zeit erzählt haben, so wie ich. Das erweitert den Horizont", wünscht sich Hader. Seine eigene Performance bewertet er allerdings zurückhaltend: "Ich bin immer entsetzt, wenn ich mich zum ersten Mal im Film sehe", lacht er. Noch immer hat es etwas Befremdliches für den Schauspieler, sich auf der Leinwand zu beobachten.

"Ich drehe insgesamt nicht so viel. Kabarett ist mein Hauptberuf, der erfordert viel Zeit, man ist ständig unterwegs." Derzeit tourt er mit seinem Programm "Hader on Ice" durch Österreich, Deutschland und die Schweiz. Als Regisseur widmet er sich "Projekten, für die ich ganz lange brauche", wie zuletzt für die preisgekrönte Tragikomödie "Andrea lässt sich scheiden".

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