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Orkan Zeynep fordert zahlreiche Todesopfer in Europa

Das Sturmtief Zeynep hat das öffentliche Leben im Norden Europa größtenteils lahmgelegt. Zahlreiche Menschen sind ums Leben gekommen.

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Feuerwehrleute in Berlin bergen Trümmer, die der Sturm von einem Dach geweht hatte.
Feuerwehrleute in Berlin bergen Trümmer, die der Sturm von einem Dach geweht hatte.
REUTERS

Mindestens neun Menschen sind am Freitag in Deutschland und anderen Ländern durch das Orkantief Zeynep ums Leben gekommen. In der niedersächsischen Gemeinde Wurster Nordseeküste ist ein Mann während des Sturms von einem Dach gestürzt und gestorben. Der 68-Jährige habe in der Nacht auf Samstag versucht, das beschädigte Dach eines Stalls zu reparieren, teilte die Polizei mit. Dabei sei er durch das Dach gebrochen und rund zehn Meter in die Tiefe gestürzt.

Ein Autofahrer starb nach Angaben der Polizei am Freitagabend bei Altenberge in Nordrhein-Westfalen, als er mit dem Auto gegen einen quer auf der Fahrbahn liegenden Baum prallte. Der eingeklemmte 56-Jährige sei noch am Unfallort gestorben. Zuvor hatte der WDR darüber berichtet.

Von Sturmböe erfasst

Etwa zur selben Zeit war ein Mann mit seinem Wagen im nahen Saerbeck unterwegs, als sich das Fahrzeug nach Polizeiangaben überschlug. Der 33-Jährige starb demnach ebenfalls noch am Unfallort. Die Ursache dieses Unfalls war zunächst unklar, vermutlich sei das Auto von einer Windböe erfasst worden, sagte ein Sprecher der Feuerwehr am Abend. Das konnte ein Polizeisprecher am frühen Samstagmorgen auf Nachfrage nicht bestätigen. Der Mann wäre das zehnte Opfer des Orkans.

In dem vorherigen Orkantief Ylenia waren mindestens drei Autofahrer in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt bei wetterbedingten Unfällen gestorben: Zwei wurden von umstürzenden Bäumen erschlagen, ein dritter starb, als sein Anhänger im Sturm auf die Gegenfahrbahn geriet und es dabei zu einem Unfall kam.

Tote in den Niederlanden und Irland

In den Niederlanden kamen drei Menschen durch umstürzende Bäume ums Leben, darunter war auch ein Radfahrer. Großbritannien meldete ebenfalls drei Todesopfer. In London wurde erstmals die höchste Warnstufe Rot ausgerufen. In Irland starb ein Mann infolge des Orkantiefs. In Frankreich wurden mindestens elf Menschen verletzt. Im Norden des Landes waren am Abend rund 130.000 Haushalte ohne Strom.

Das Sturmtief Zeynep hat Hamburg und Schleswig-Holstein voll erwischt, aber wohl weniger Schaden angerichtet als befürchtet. Feuerwehren und Polizei meldeten bis Samstagmorgen zwar zahlreiche Einsätze, doch blieb es zunächst in der Regel bei Sachschäden und umgestürzten Bäumen. Der Deutsche Wetterdienst hatte im Laufe des Abends in Kiel, Hamburg, auf Sylt und auf Helgoland Windstärken zwischen 9 und 11 gemessen, in Büsum wurde eine Orkanböe mit 143,3 Kilometer pro Stunde festgestellt.

Der DWD hat die Höhe der in Hamburg am frühen Samstagmorgen erwarteten Sturmflut nach oben korrigiert. Statt mit einer schweren Sturmflut mit Wasserständen von bis zu drei Metern müsse nun mit bis zu 3,5 Metern gerechnet werden, was einer sehr schweren Sturmflut entspräche, teilte der Wetterdienst am Samstag mit.

Evakuierungen in Deutschland

In Bremen musste wegen eines erwarteten Hochwassers ein Parzellengebiet in der Pauliner Marsch evakuiert werden, sagte eine Polizeisprecherin am Freitagabend. "Das ist Jahre her, dass wir zu so einer Maßnahme greifen mussten." An der Küste im Bereich Aurich und Leer in Niedersachsen wurde es nach Angaben eines Sprechers der Polizei erst ab 3.00 Früh merkbar ruhiger. Ein Sprecher der Feuerwehr dort zählte bis drei Uhr insgesamt fast 500 Einsätze.

In Nordrhein-Westfalen ist die Rheinbrücke Emmerich bis auf weiteres gesperrt. Grund dafür seien umgestürzte Gerüstteile, die in die Fahrbahn ragen, teilte die Polizei am frühen Samstagmorgen mit.

Mindestens bis Montag soll es stürmisch bleiben, wie es vom DWD heisst. "Es kehrt einfach keine Ruhe ein", sagte ein Meteorologe. Schwerpunkt der aktuellen Unwetterlage sollte den Experten zufolge bis Samstagfrüh die Nordhälfte Deutschlands sein. Der DWD hatte aber auch für südlichere Regionen – Teile von Rheinland-Pfalz, Hessen und für nördliche Regionen Bayerns – Unwetterwarnungen vor orkanartigen Böen herausgegeben.

Öffentlicher Verkehr teilweise eingestellt

Fern- und Regionalverkehr wurden am Freitag in Norddeutschland und in Nordrhein-Westfalen nach und nach eingestellt. Der Schutz der Reisenden und der Beschäftigten habe Vorrang, hieß es. Fahrgäste können ihre für den Zeitraum von Donnerstag bis Sonntag gebuchten Fahrkarten bis zum 27. Februar flexibel nutzen oder kostenfrei stornieren, wenn sie Reisen wegen des Sturms verschieben.

Videos auf Twitter zeigen, wie Personen von den Orkanböen von den Füssen gerissen werden:

Auch tonnenschwere Autofähren werden von den Wellen wie Spielzeugboote hin- und hergeworfen:

Für London gab die Wetterbehörde die erste Sturmwarnung der Alarmstufe rot heraus, seit diese Kategorisierung 2011 eingeführt worden war. Die britische Hauptstadt wirkte am Freitag wie ausgestorben. Am Millennium Dome im Südosten Londons zerstörte der Wind große Teile des Daches, ebenso das Dach der O2-Arena:

Armee in Bereitschaft versetzt

Die britische Armee wurde wegen des Sturms in Bereitschaft versetzt. Premierminister Boris Johnson rief seine Mitbürger auf Twitter auf, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen und den Aufrufen der Behörden zu folgen. Ein Vertreter der britischen Umweltbehörde warnte davor, auf der Jagd nach dramatischen Aufnahmen an die Küsten zu gehen. Dies wäre "wahrscheinlich das Dümmste, was Sie tun können", sagte er.

Auch Irlands Wetterbehörde gab eine Sturmwarnung heraus. Alle Schulen in dem EU-Land blieben geschlossen. In mehr als 80.000 Haushalten und Geschäften fiel der Strom aus.

Von England aus sollte "Eunice" nach Dänemark weiterziehen. Züge mussten dort mit verringerter Geschwindigkeit fahren, für die Nacht wurde mit der Sperrung der Brücke über den Großen Belt gerechnet.

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