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Ortlechner über Austria: "Die Insolvenz steht im Raum"

Bei der finanziell schwer angeschlagenen Wiener Austria stehen entscheidende Tage bevor. Die Investoren-Suche biegt auf die Zielgerade.

Markus Weber
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Manuel Ortlechner
Manuel Ortlechner
Gepa

Es sind entscheidende Tage am Verteilerkreis. Bange Momente für die Fans. Wie brisant die Lage ist, bringt Sportdirektor Manuel Ortlechner nun auf den Punkt: "Man ist auf der Suche nach einem anderen Fremdkapital. Die Insolvenz steht auch im Raum. Aber die nächsten Tage werden Gewissheit bringen."

Aus dem Umfeld der "Veilchen" war zu hören, dass bis Freitag alle interessierten Investoren ein Angebot vorlegen müssen. Bis Monatsende sollen dann Nägel mit Köpfen gemacht werden, ein Partner, der bereit ist, 12,5 Millionen Euro in die Austria zu pumpen, gefunden sein. 

Neben einer österreichischen Lösung rund um den Ex-LASK-Vizepräsidenten Jürgen Werner und dem Spanier Ivan Bravo gibt es auch noch einen dritten Interessenten. Sowie offenbar seit Sonntag auch die Insignia. Michael Surguladze, der Vorsitzende von Austrias Strategischem Partner, erklärte bei "Sky", die 49,9 Prozent an der Austria-AG kaufen zu wollen. Allerdings nur unter der Bedingung, dass der komplette Vorstand abtritt. 

"Das Hauptproblem mit Insignia ist ..."

Aussagen, die Austrias Sportdirektor Manuel Ortlechner nicht überraschen. "Es sind ja Aussagen, die ich nicht aus den Medien erfahre, ich war von Tag eins an involviert in die Gespräche", schilderte der violette Sport-Boss im "Sky"-Podcast "Der Audiobeweis". Und ergänzte: "Das Hauptproblem ist die unterschiedliche Erwartungshaltung der zwei Parteien. Den Deal haben weder ich noch der aktuelle Vorstand eingefädelt. Wir haben versucht, es professionell abzuarbeiten. Das kann uns niemand vorwerfen." 

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    Die größten Austria-Spieler aller Zeiten
    Die größten Austria-Spieler aller Zeiten
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    Ortlechner unterstrich auch, dass es bereits bei der Kaderzusammenstellung Uneinigkeiten gab. So beklagte die Insignia, Ortlechner habe am letzten Transfertag Spieler-Engagements verweigert. Die Kicker wären für die "Veilchen" aber zu teuer gewesen. "Zu dem Weg, den wir jetzt eingeschlagen haben, wäre es nicht gekommen, wenn andere Umstände von Seiten des Strategischen Partners eingetreten wären. Wenn du die kaufmännische Sorgfaltspflicht lebst, kannst du keine Konstrukte eingehen, wo du das Gesamtkonstrukt noch mehr gefährdest", schilderte der 41-Jährige. "Es war dann auch meine Aufgabe zu sagen: Wenn gewisse Dinge finanziert sind, dann ja, wenn nicht, dann hundertprozentig nein. Ich kauf mir nur ein Auto, wenn ich das Geld habe oder eine Bank, die sicher ist, dass sie das Geld wieder zurückbekommt", führte Ortlechner weiter aus. 

    "Kämpfe für das, was da ist"

    "Wir haben uns jeden Spieler genau vor Augen geführt. Da waren spannende Spieler dabei. Aber wenn der nicht finanziert ist, macht es wenig Sinn. So haben wir diese Meetings abgehandelt", erlebte Ortlechner selbst die Treffen mit den Insignia-Vertretern. Problematisch wurde es stets beim Punkt der Finanzierung. "Wenn ich schon Verbindlichkeiten habe und dann häufe ich die mit Personalkosten noch mehr an. Dann sagt ja jeder: Ihr geht aber ein ordentliches Risiko ein. Wir versuchen es defensiver anzugehen. Der sichere, aber auch nachhaltigere Weg", erklärte der "Veilchen"-Sportdirektor. Und wurde als langjähriger Austrianer noch einmal deutlich. "Ich kämpfe für das, was da ist, weil ich mich zu 101 Prozent damit identifiziere." 

    Insignia-Angebot "gibt es nicht"

    Eine gemeinsame Zukunft ist jedenfalls ausgeschlossen, wie der Austria-Sportdirektor untermauerte. "Man sieht ja, dass es am Auflösen ist."

    Auch das angekündigte Angebot, 49,9 Prozent der AG-Anteile zu kaufen, entpuppte sich als Blendgranate des georgischen Luxusunternehmens. "Das gibt es Stand heute nicht. Es gibt seriöse Angebote. Deswegen war es für alles überraschend, dass das Angebot über einen Fernsehsender ausgerichtet wurde. Das sagt ja auch alles aus. Wenn ich über eine gelebte Partnerschaft rede, dann macht man es nicht über ein Medium", schloss der 41-Jährige das Thema ab. 

    "Echo besser als Tabellenplatz"

    Im Gegensatz zur wirtschaftlichen Seite machte die Austria zuletzt sportlich positive Schlagzeilen. Zuletzt war der violette Aufwärtstrend jedenfalls etwas ins Stocken geraten. Im Austria-Duell kamen die Wiener nicht über ein 0:0 gegen Klagenfurt hinaus. "Reden wir lieber über die nächsten Spiele. Es war von beiden Mannschaften schwer überschaubar", meinte der 41-Jährige. Trotzdem zeigt die Entwicklung der "Veilchen" stark bergauf. "Der Saisonverlauf ist okay. In dieser verrückten Liga wäre mehr möglich. Man muss aber auch brutal auf der Hut sein. Der Abstand nach unten ist nicht groß", blickte Ortlechner auch auf die vier Punkte, die die Austria vor dem Tabellenende liegt. 

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      Nachdem die Wiener Austria auf den letzten Drücker doch noch die Lizenz für die Saison 20121/22 erhalten hatte, stellen sich die "Veilchen" neu auf. Die Saison 2021/22 in Bildern.
      Nachdem die Wiener Austria auf den letzten Drücker doch noch die Lizenz für die Saison 20121/22 erhalten hatte, stellen sich die "Veilchen" neu auf. Die Saison 2021/22 in Bildern.
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      "Das Positivste ist, den Jungs von der Akademie eine andere Bühne zu geben. Wie die Fans und das Umfeld das aufnehmen, überrascht mich extrem. Das Echo ist bei weitem besser als wie wir in der Tabelle dastehen. Das freut mich bei weitem am meisten", schmunzelte der Sportdirektor, der die Austria erst im Juni übernommen hatte. "Jetzt merkt man auch das Feedback der Berater. Wir haben natürlich auch Jungs, die am Radar von anderen Klubs sind, aber da heißt es: Nein, der Spieler bleibt natürlich da.", ergänzte Ortlechner. 

      "Austria macht richtig Spaß"

      Gleichzeitig unterstrich der violette Sport-Boss neuerlich, dass nur jung sein nicht reicht, um das Austria-Trikot zu tragen. "Ich kann nur eine Bühne bereiten, was die Spieler daraus machen, liegt bei ihnen. Es ist aber wichtig, die Gier zu fördern, dass sie hungrig bleiben", meinte der 41-Jährige. Ein besonders gutes Beispiel dafür sei Ziad El Sheiwi, der als 17-Jähriger bereits im Bundesliga-Kader steht, nach nur wenigen Einsätzen die Young Violets übersprang. "Er ist ein bescheidener Typ, der es schaffen kann, Leistung über längere Zeit zu bringen", meinte der violette Sportdirektor. 

      Mit dem jungen Weg soll es nun in die Meistergruppe gehen. "Das sollte unser Ziel bleiben. Die Mannschaft ist halbwegs gefestigt, Die Austria macht auch wieder richtig Spaß."