Gesundheit

Oscar-Ohrfeige – daran leidet Jada Pinkett-Smith

Die Frau von Hollywood-Star Will Smith ist an "Alopecia areata" erkrankt. Was das ist und wie häufig die Krankheit vorkommt.

Christine Scharfetter
Teilen
Schauspielerin Jada Pinkett-Smith trägt nicht freiwillig kurze Haare – sondern leidet an einer Krankheit.
Schauspielerin Jada Pinkett-Smith trägt nicht freiwillig kurze Haare – sondern leidet an einer Krankheit.
ANGELA WEISS / AFP / picturedesk.com

Die ganz Welt spricht über die Ohrfeige von Will Smith bei der 94. Oscar-Verleihung. Der Hollywood-Star bekam den Scherz von Komiker Chris Rock über die abrasierten Haare seiner Frau in den falschen Hals. Aber woran leidet Jada Pinkett-Smith eigentlich?

1/5
Gehe zur Galerie
    Damit hatte Chris Rock nicht gerechnet.
    Damit hatte Chris Rock nicht gerechnet.
    picturedesk.com

    Wie die 50-jährige Schauspielerin schon 2018 in der Facebook-Chat-Show "Red Table Talk" verriet, an "Alopecia areata", auch bekannt als kreisrunder Haarausfall.

    "Hatte plötzlich büschelweise Haare in meinen Händen"

    Lange Zeit trug die zweifache Mutter deshalb einen Turban, um die Frisur darunter zu kaschieren. "Es war erschreckend, als es anfing. Ich stand unter der Dusche und hatte plötzlich büschelweise Haare in meinen Händen", sprach Smith in der Show auch über die psychischen und emotionalen Auswirkungen der Krankheit. Sie habe daraufhin ihre Haare abgeschnitten, doch  der Verlust habe Spuren hinterlassen: "Meine Haare waren ein großer Teil von mir. Mich um sie zu kümmern, war ein wunderschönes Ritual." Sie habe plötzlich nicht mehr die Wahl gehabt, ob sie Haare hat oder nicht.

    Heute macht sie anderen Betroffenen Mut und zeigt auf Instagram ihre kahlen Stellen. Ein Streifen, der sich Quer über ihren Kopf zieht und – wie sie selbst anmerkt – wohl schwer zu kaschieren sein dürfte.

    Was ist Alopecia areata?

    Schätzungsweise ein bis zwei Prozent der Weltbevölkerung sind – wie Jada Pinkett-Smith – von kreisrundem Haarausfall  betroffen. Alleine in Deutschland sind es etwa 1,5 Millionen Menschen, wie der Alopecia-Areata-Verein schreibt. Der akut einsetzende Haarausfall beginnt meist mit ovalen oder kreisrunden kahlen Stellen am Kopf, kann aber auch den Bart, alle Haare im Gesicht oder alle Haare am Körper betreffen. Im schlimmsten Fall kann es jedoch dazu kommen, dass alle Kopfhaare ausfallen. Dies wird als "Alopecia areata totalis" bezeichnet. Kommt es zudem zum Verlust aller Körperhaare, wird von einer "Alopecia areata universalis" gesprochen. Betroffen sein können davon Kinder genauso wie Senioren. Doch bei den meisten Erkrankten tritt der Haarausfall zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr zum ersten Mal auf.

    Was ist die Ursache für kreisrundem Haarausfall?

    Die genauen Ursachen sind noch unbekannt. Mediziner gehen aber davon aus, dass es sich um eine Autoimmunkrankheit handelt. Der Körper sieht die Haare als Fremdkörper an und bekämpft sie. Es wird eine Entzündung ausgelöst, die Haare fallen aus und wachsen nicht mehr nach. Auch genetische Ursachen scheinen eine Rolle zu spielen. Der Ausbruch der Krankheit kann zusätzlich von anderen Faktoren getriggert werden. Dazu zählen Stress, Allergien, Traumen, Infektionen, Schwangerschaften, Verletzungen der Kopfhaut oder Medikamente.

    Wie wird Alopecia areata behandelt?

    Bei vielen Betroffenen wachsen die Haare nach einigen Monaten (in der Regel sechs bis zwölf Monate) von selbst komplett nach. Es kann aber auch sein, dass der Haarausfall irgendwann wieder auftritt. Bei manchen Patientinnen und Patienten kann eine Gabe von Kortison die Entzündungsreaktion ausbremsen. Allerdings müssen bei diesem Ansatz Nebenwirkungen berücksichtigt werden und es kann sein, dass nachwachsende Haare wieder ausfallen, weil die Entzündung nach dem Absetzen des Kortisons wieder auftritt.

    Bei hartnäckigen Verläufen oder erfolgloser Kortison-Therapie ist eine Behandlung mit einer sogenannten Topischen Immuntherapie möglich. Dabei wird das Kontaktallergen Diphenylcyclopropenon (DCP) wiederholt auf die Kopfhaut aufgebracht. Dadurch soll eine Allergie ausgelöst werden, die das Immunsystem ablenkt und im Idealfall den Haarausfall stoppt. Allerdings ist DCP kein zugelassenes Medikament. Die Behandlung ist nur in spezialisierten Zentren und Unikliniken möglich.

    Weitere Ansätze sind die Behandlung mit Zink oder die Anwendung von Thymuspeptiden, sie sollen die Zellen des Immunsystems zur Differenzierung und Vermehrung anregen.