Irgendwann tritt man ohne Vorwarnung in eine neue Lebensphase ein: Sehen und nicht mehr gesehen werden. Viel zu schnell hätte man Erklärungen wie das optisch fortschreitende Alter oder hartnäckige Extrakilos bei der Hand, doch diese Brille sollte man sich nicht aufsetzen. Das wäre zu einfach und traurig. Nur, weil man im Netz beim Ausfüllen mehr als zwei Minuten zu seinem Geburtsdatum scrollen muss, ist es noch lange nicht vorbei! Aber etwas hat sich verändert, das lässt sich nicht leugnen.
"Man hat keinen Paarungsstress mehr", beschreibt es S. Unabhängig von der Lebenssituation, ob liiert, getrennt, Single oder offen, die Dringlichkeit verabschiedet sich. Man trifft Menschen beim Ausgehen oder im Job, ist zwar nicht plötzlich blind für die Attraktivität und den Schmäh Anderer, aber daraus muss sich nichts mehr ergeben. Die Lust nimmt bei vielen in der Lebensmitte zumindest vorübergehend ab, das liegt teilweise an den Hormonen, die sich oft wortlos verabschieden. Auch Männer kennen diesen verwirrenden Libido-Limbo, wenn man plötzlich unterm Radar seines vormaligen Feuers bleibt. "Aber es ist entspannend und ein Stück Freiheit", findet S., wenn die Leidenschaft kein Leiden mehr schafft.
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