Wien
Party-Exil für Ungeimpfte – "Werde in Wien ausgegrenzt"
Seit Freitag haben Ungeimpfte in Wien Club-Verbot. Bei einer "Heute"-Umfrage klagten nicht geimpfte Wiener über die massiven Einschränkungen.
Vorerst für einen Monat gelten in der Bundeshauptstadt neue Corona-Regeln, die darauf abzielen, die Impfquote in der Bundeshauptstadt zu erhöhen. "Wir sehen, dass alle relevanten Zahlen wie 7-Tages-Inzidenz und die Belegung der Intensivstationen steigen", begründete der Bürgermeister Ludwig die scharfen Maßnahmen.
Das gilt seit 1. Oktober in Wien:
► Für alle Kunden der Nachtgastro sollen künftig nur noch 2G (geimpft, genesen) den Zutritt ermöglichen, für Mitarbeiter sollen "2,5G" gelten. Das "halbe G" sind für den Bürgermeister die PCR-Tests. Generell sollen die ungenaueren Antigentests verdrängt werden.
► 2G gelten künftig auch bei Veranstaltungen / Zusammenkünften ab 500 Personen – egal ob draußen oder in Innenräumen und ob es zugewiesene Sitzplätze gibt, oder nicht.
► Auch in der Gastronomie werden 2,5G gelten.
► Im Handel wird für Kunden die FFP2-Maske vorgeschrieben. Dabei ist es egal, ob es sich um einen Supermarkt oder Möbelhaus handelt. Die neue Regel gilt in allen Arten von Geschäften.
Die Notwendigkeit sei für den Stadtchef gegeben, da vor allem junge Menschen und Ungeimpfte derzeit intensivmedizinisch behandelt werden. Um dem entgegenzuwirken verhängte die Stadt Wien die strengen Regeln, die vor allem bei der Wiener Partyjugend für Aufruhr sorgen.
Bei einer "Heute"-Meinungsumfrage platzte nicht geimpften Wienern jetzt der Kragen (Video unten).
Im Rahmen einer Straßenbefragung in der Wiener Innenstadt machten die Leute ihre Meinung zur 2G-Regel klar. Drei nicht geimpfte Österreicher aus unterschiedlichen Generationen schildern im Gespräch mit "Heute", wie die Verschärfungen ihr Leben beeinflussen.
Teenager Clemens: "Dann feiere ich halt in St. Pölten"
Schüler Clemens versteht die 2G-Regel nicht: "Ich finde, dass Getestete, die sich immer testen lassen, sicherer sind, als Geimpfte, die als Überträger das Virus weitergeben können. Getestete, die 24 Stunden davor einen negativen Test gemacht haben, sind sicher nicht das Problem."
Der 17-Jährige ist selbst von den Maßnahmen betroffen: "Ich bin nicht geimpft und kann jetzt nicht mehr in Wien fortgehen. Das ist schade, ich werde ausgegrenzt und fühle mich ausgeschlossen." Falls die PCR-Tests auch noch kostenpflichtig werden, sei "die Ausgrenzung wirklich kritisch". "Es fühlt sich an, als wäre ich 15, 16 Jahre alt und würde nicht in den Club reinkommen", erzählt Clemens.
Seniorin Gertrude: "Bin die Böse, weil ich nicht geimpft bin"
Nicht nur die jungen, sondern auch die die älteren Ungeimpften, sind von den Verschärfungen stark betroffen. Die verwitwete Seniorin Gertrude ist verzweifelt: "Wegen jedem Schmarren muss man testen. Dann hört man, du bist die Schlechte, weil du nicht geimpft bist." Jetzt geht die 73-Jährige mit der Politik hart ins Gericht: "Die wollen einem nur Angst machen. Ich halte das nicht mehr aus!"
Besonders bitter für sie: "Ich bin auch nicht mehr so jung und das ist mein letzter Lebensabschnitt. Ich möchte doch nur ins Wirtshaus gehen und nicht mal das wird mir gelassen."
Angestellter Michael: "Impfzwang über die Hintertür"
Angestellter Michael offenbart: "Ich bin nicht geimpft und habe es aus jetziger Sicht noch nicht vor. Ich würde mir wünschen, dass es mehr Spielraum bzw. Gelassenheit gäbe." Die so gut wie fixe 3G-Regelung am Arbeitsplatz würde dem 34-Jährigen den Berufsalltag verkomplizieren.
Er bedauert die Polarisierung: "Es gibt die einen, die total für strengere Maßnahmen sind und jene, die komplett in die andere Richtung gehen." Der Angestellte appelliert an die Mitmenschen: "Es ist schwierig geworden, man ist entweder in einem Camp oder dem anderen. Es wäre wichtig, dass man mit Ruhe und Vernunft darüber diskutiert."