Wien

"Heute" ließ es in Wiens einzigem Wutraum krachen

In einem Wutraum kann man der Wut freien Lauf lassen und Tassen zerschmettern oder Möbel verhauen, wie es das Herz begehrt. "Heute" hat zugeschlagen.

Nicole Oirer
Im Wutraum "wutstock" kann man sich austoben und der Wut freien Lauf lassen.
Im Wutraum "wutstock" kann man sich austoben und der Wut freien Lauf lassen.
Sabine Hertel

Wer schon einmal richtig wütend war weiß: man würde am liebsten etwas gegen die Wand schmeißen. Mit dem Geschirr zu Hause macht man dass aber eher selten. Eine Lösung bietet Patrick Schalk. Er betreibt in Wien-Landstraße den einzigen Wutraum in der Stadt.

Im Wutraum wird streng Müll getrennt

2019 hat es in Wien bereits einen Wutraum gegeben. Betrieben wurde der damals von der MA 48. "Und kurioserweise von der MA 22 wieder zugesperrt", so Patrick. Problem sei das strenge Abfallwirtschaftsgesetz in Wien. Auch Patrick musste einige Behördengänge erledigen, bevor sein Wutraum genehmigt wurde. Er hat sogar einen eigenen Kurs zum Thema Abfallwirtschaftsgesetz gemacht. 

Wichtigste Voraussetzung im Wutraum: Abfall wird streng getrennt. Man kann sich bei der Buchung entweder für Porzellan, Glas oder Möbel entscheiden. Wählt man beispielsweise Porzellan, darf man alte Geschirrsets zertrümmern. Alles was im Wutraum steht, kauft Patrick von Händlern an. "Ich bekomme nichts von der MA 48, darf auch privat nichts annehmen. Das ist Teil des Abfallgesetzes, sonst dürfte ich den Raum nicht betreiben", erklärt der 30-Jährige. Einzige Ausnahme: wenn jemand beispielsweise unbedingt eine Vase der Schwiegermutter, eine Kaffeetasse vom Chef oder andere "persönliche Hass-Gegenstände" zerschlagen will. Das geht nach Absprache. 

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    Bei Wutstock kann man seine Wut richtig rauslassen.
    Bei Wutstock kann man seine Wut richtig rauslassen.
    Sabine Hertel

    Viele Frauen wollen ihre Wut auslassen

    "Wutstock" ist Wiens einziger Wutraum. "Ich dachte mir, dass kann ja nicht sein. Solche Wuträume gibt es in jeder größeren Stadt. Warum also ausgerechnet in Wien nicht?", erzählt Patrick. Wer in seinen Wutraum kommt, wird mit einer passenden Sicherheitsausrüstung, bestehend aus Overall, Handschuhen, Helm und Sicherheitsbrille ausgestattet. Das einzige worauf man selbst achten sollte, ist festes Schuhwerk. "Wegen der Splitter, die beim Zertrümmern entstehen", so Patrick. 

    Der Wutraum-Gründer ist bisher sehr zufrieden mit den ersten Buchungen. Auch wenn ihn eine Tatsache überrascht. "Wir haben viele Buchungen von Frauen, eigentlich den Großteil", lacht der Gründer, der damit nicht gerechnet hatte. Eigentlich dachte er, dass vor allem viele gestresste Manager kommen würden, erzählt er mit einem Augenzwinkern. 

    Der Name "Wutstock" lehnt an das berühmte "Woodstock"-Festival an, wie Patrick mit einem Augenzwickern erzählt. Denn Liebe, Freiheit, Frieden und Harmonie sind im Wiener Wutraum wohl eher fehl am Platz. Stattdessen gibt es für die Besucher Baseball-Schläger, Metal-Musik und viele Scherben. 

    Zuerst komisch, dann befreiend

    Das "Heute"-Fazit: bei den ersten Hieben fühlt es sich noch etwas merkwürdig an, einfach so auf eigentlich "gutes" Geschirr einzuschlagen. Ist dieses Gefühl aber überwunden, wirkt es tatsächlich befreiend und macht auch ein bisschen Spaß. Wann sonst kann man einfach so alle Wut herauslassen? Eine Session im Wutraum sollte man nicht unterschätzen, sie kann anstrengend sein. 

    Eine Session im Wutraum dauert etwa 45 Minuten. Voraussetzungen sind ein Alter von 18 Jahren, eine gute körperliche Verfassung und festes Schuhwerk. Es gibt auch Sessions für zwei Personen mit extra Porzellan zum Zertrümmern. Einen Besuch im Wutraum sollte man einige Tage im Voraus buchen, damit Patrick alles vorbereiten kann. Alle Infos und die Buchung gibt es online auf wutstock.at

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