Oberösterreich

"Sind am Limit" – Schwangere liegen auf Orthopädie

Die Diagnose ist vielfach dramatisch: Die Spitäler kämpfen mit Personalmangel und zu wenig Betten. Dazu kommen viele Patienten und lange Wartezeiten. 

Johannes Rausch
Nicht nur am Linzer Kepler Universitäts Klinikum ist die Situation derzeit sehr herausfordernd.
Nicht nur am Linzer Kepler Universitäts Klinikum ist die Situation derzeit sehr herausfordernd.
KUK

Der eklatante Personalnotstand in den Spitälern hat schwerwiegende Folgen: "Wir müssen die Patienten kreuz und quer legen, zum Beispiel einen chirurgischen Patienten auf eine interne Station oder eine Schwangere auf die Orthopädie", sagt Helmut Freudenthaler, Med-Campus-Betriebsratsvorsitzender, gegenüber "Heute".

Für das Pflegepersonal sei das eine große Herausforderung: Denn oft kennen sie das Krankheitsbild der Patienten dann nicht, wenn diese auf eine "fremde" Station verlegt werden. Doch die Spitals-Angestellten würden nicht nur momentan überbeansprucht. Im Gegenteil, die Probleme seien nicht neu und liegen tiefer:

"Die Mitarbeiter sind unter dauerhaftem Stress und Zeitdruck." Med-Campus-Betriebsratsvorsitzender Helmut Freudenthaler

"Die Mitarbeiter – Ärzte, Pflegemitarbeiter und unterstützendes Verwaltungspersonal – sind unter dauerhaftem Stress und Zeitdruck", erklärt Freudenthaler. Viele seien "permanent am Limit" und "springen am laufenden Band" ein. 

"Wir brauchen Entlastung"

Es gebe ein "systemisches Problem": "Man müsste an vielen Rädchen drehen. Die Politik muss endlich öffentlich bekennen, dass es eine Krisen-Baustelle im Gesundheitsbereich gibt", so Freudenthaler.

"Wir brauchen mehr Personal bzw. weniger Patienten, also eine Entlastung der Mitarbeiter. Wenn nichts passiert, dann brechen die Krankenhäuser unter dieser Last zusammen", betont Freudenthaler. 

"Wenn es aber so weitergeht, werden einige Mitarbeiter das Handtuch werfen", sagt Med-Campus-Betriebsratsvorsitzender Helmut Freudenthaler.
"Wenn es aber so weitergeht, werden einige Mitarbeiter das Handtuch werfen", sagt Med-Campus-Betriebsratsvorsitzender Helmut Freudenthaler.
Ursula Hellein Fotografie

Problematisch sei nach wie vor die Situation rund um die Notaufnahme: "Das ist ein Dauerproblem, das bis jetzt niemand in den Griff bekommen hat." Grundsätzlich müsse Menschen gesagt werden, dass ein Krankenhaus "nicht die erste Anlaufstelle für alle gesundheitlichen Probleme" ist. 

Zu viele Patienten in der Notaufnahme

"Von den 350 bis 400 Patienten pro Tag in der Notaufnahme sind laut Experten etwa 20 davon ernste Notfälle. Der Rest sollte besser zum Hausarzt gehen", so der Betriebsratsvorsitzende. Rund 60 bis 80 davon würden im Med Campus stationär aufgenommen werden. 

"Von den 350 bis 400 Patienten pro Tag in der Notaufnahme sind laut Experten etwa 20 davon ernste Notfälle."

Alle 14 Tage gebe es Verhandlungen zwischen dem Betriebsrat und der KUK-Geschäftsführung. In diesen werde über "Verbesserungs- bzw. Entlastungsmaßnahmen" diskutiert.

"Wenn es aber so weiter geht, werden einige Mitarbeiter das Handtuch werfen", bringt Freudenthaler die aktuelle Lage auf den Punkt.

Freudenthaler vertritt die Interessen von zirka 5.000 Mitarbeitern. Mit rund 6.700 Angestellten und 1.830 Betten das Kepler Universitätsklinikum Österreichs zweitgrößtes und Oberösterreichs größtes Krankenhaus. Das Spital befindet sich zu 100 Prozent im Eigentum des Landes, Träger ist die Oberösterreichische Gesundheitsholding (OÖG).

Reaktion von KUK

"Um den bestehenden Personalmangel abzufedern und das aktive Personal bestmöglich zu unterstützen, wurden vorübergehende Bettensperren und Leistungsreduktionen im nicht akuten Bereich notwendig", erklärt eine KUK-Sprecherin gegenüber "Heute".

Bettensperren habe es allerdings während der Sommermonate vor der Pandemie auch immer wieder zur Urlaubszeit gegeben, so die Sprecherin. Aktuell seien bei insgesamt 1.700 Gesamtbetten am KUK rund 12 Prozent davon gesperrt. Das Versorgungsangebot bestehe aber weiterhin für die Patienten in allen Fachbereichen.

"Die Personal-Situation nach vier Jahren Pandemie ist äußerst angespannt", erklärt Kepler-Uniklinikum-Geschäftsführer und Vorsitzender der OÖG-Geschäftsführung Franz Harnoncourt im ORF. Das betreffe aber nicht nur Oberösterreich, sondern ganz Europa. "Wir werden uns darauf einstellen müssen, dass diese Situation nicht ad hoc verbesserbar ist", so Harnoncourt.

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