Wien

"Zehntausende" – Hacker enthüllt im ORF Zahlen-Chaos

Das Zahlen-Chaos geht weiter. Nach dem EMS hat nun auch die ELGA Probleme. "Zehntausende sind nicht erfasst", enthüllt Stadtrat Hacker in der ZIB2.

Roman Palman
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Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker in ZIB2 bei Armin Wolf am 24. Jänner 2022.
Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker in ZIB2 bei Armin Wolf am 24. Jänner 2022.
Screenshot ORF

Dicke Luft herrscht zwischen der Stadt Wien und dem Bund. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hat seinem Ärger über das Daten-Chaos rund um das Epidemiologische Meldesystem EMS beim Gesundheitsministerium in einem Wutbrief Luft gemacht. Ressort-Chef Wolfgang Mückstein konterte in einem eigenen Schreiben an den "geschätzten Herr Stadtrat, lieben Peter" die Vorwürfe. 

Montagnacht bekam Hacker in der ZIB2 noch eine Chance öffentlichkeitswirksam nachzulegen. Stattdessen musste er selbst mit bitterer Mine zugeben, dass offizielle Zahlen zu Booster-Impfungen in Wien falsch sind und kassierte auch noch eine kuriose Urlaubs-Absage von ORF-Star Armin Wolf. Die Details:

"Ganze Reihe von Konjunktiven"

Das Interview startete gleich mit der aktuell drängenden Frage, ob es 2G im Handel und Lockdown für Ungeimpfte eigentlich noch braucht. Zuletzt hatte sich ja massiver Widerstand seitens der Wirtschaft und in Person des burgenländischen Landeshauptmanns Hans Peter Doskozil formiert, der die Aufhebung dieser Maßnahmen fordert.

Hacker ließ dazu wissen, dass sein Parteigenosse in seinen Aussagen "eine ganze Reihe von Konjunktiven" verwendet habe. Insofern könne er sich dem schon anschließen – "man könnte, eventuell". Er verteidigt den Lockdown für Ungeimpfte, auch wenn er den Begriff selbst immer als "unglückselig" empfunden habe.

2G und Lockdown bleiben (noch)

Dessen Fortführung sei "logisch, wenn man es nicht unter dem Blickwinkel einer Strafsanktion betrachtet." Alle Maßnahmen hätten immer zum Ziel gehabt, das Gesundheitssystem vor einer Überlastung zu schützen.

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    Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker in ZIB2 bei Armin Wolf am 24. Jänner 2022.
    Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker in ZIB2 bei Armin Wolf am 24. Jänner 2022.
    Screenshot ORF

    Darüber, dass die Situation in den Spitälern momentan entspannt sei, sei er sich sehr wohl bewusst, so der Gesundheitsstadtrat weiter. "Das ist die gute Nachricht. Die Schlechte ist, dass die Zahl der Neuinfizierten auf einem Höchststand ist. Und wir wissen, dass es weiter steigen wird!" Hacker rechnet mit dem Höhepunkt der Omikron-Welle erst Ende Jänner / Anfang Februar.

    Erst dann könne man wissen, ob die derzeit zuversichtlichen Einschätzungen für die Spitälern zutreffen. Deshalb sei es auch im Augenblick noch zu früh, um Entwarnung zu geben. "Wenn die Entwicklung in der zweiten Februarhälfte optimistisch bleibt, dann ist klar, dass die Maßnahmen gelockert werden müssen." 3G am Arbeitsplatz solle aber, auch zum Schutz für die wenigen, die sich nicht impfen lassen können, "in der Übergangsphase sowieso" weiter bestehen bleiben. 

    Wien testet weiter

    Die extensive PCR-Testung in Wien mit rund 2 Millionen Auswertungen pro Woche – mehr als ganz Deutschland schafft – schlägt sich auch im Budget nieder. Mehr als zehn Millionen Euro betragen die laufenden Kosten für die PCR-Testungen. Braucht es diese vielen Tests eigentlich? 

    Hacker verteidigt die Teststrategie. Diese sei vom Bund so vorgegeben worden und Wien sei das einzige Bundesland, das dies bisher auch so umsetzen konnte. Das Mehr an Tests würde auch besonders frühe Einblicke in das Infektionsgeschehen bringen, so, dass auch die Behörden früher intervenieren könnten. Und: ein jeder negativ ausgehender Test sei auch ein "wertvoller Beitrag zum emotionalen Befinden der Bevölkerung". 

    Überraschende Urlaubs-Absage

    Die Kosten würden Bund, Stadt und Wirtschaft gerne in Kauf nehmen, so der SPÖ-Politiker weiter. Das sei "ein Bruchteil der Kosten, die ein Lockdown kostet. Das ist auch der Grund gewesen, warum Wirtschaft und Industrie das immer sehr unterstützt haben", erklärt Hacker.

    Armin Wolfs vehemente Urlaubs-Absage ließ Peter Hacker schmunzeln.
    Armin Wolfs vehemente Urlaubs-Absage ließ Peter Hacker schmunzeln.
    Screenshot ORF

    Mit einem flapsigen Vergleich lässt er Anchorman Wolf dann hellhörig werden: "Na klar, wenn wir beide mit dem Geld auf Urlaub fahren können, dann ist es viel Geld. In Relation zu den Kosten und der Beschädigung, die unsere Wirtschaft schon erleiden musste, ist es nur ein Bruchteil dieses volkswirtschaftlichen Schadens. Der Nutzen überwiegt da bei Weitem."

    Durch diese Aussage wollte Wolf offenbar nicht unkommentiert stehen lassen: "Ich möchte nur kurz für die Zuseher klarstellen, dass wir beide nicht zusammen auf Urlaub fahren, egal wer es bezahlt." Diese überraschende Urlaubs-Absage ließ Hacker schmunzeln: "War im Konjunktiv", versicherte er.

    Zehntausende Booster nicht erfasst

    Die gute Laune war aber bald wieder verfolgen, als der Gesundheitsstadtrat über die Probleme beim Boostern von Johnson&Johnson-Geimpften berichtete. Durch technische Probleme seien diese, nur zwei Stiche benötigenden Personen, nicht als geboostert vorgemerkt.

    Wolf hakte ein: "Sie sagen, die Zahlen des Gesundheitsministeriums, die ganz eindeutig zeigen, dass Wien vor allem bei den Älteren deutlich unter dem Bundesschnitt liegt, stimmen gar nicht?"

    "Ich sags gerade: Die ELGA arbeitet mit Hochdruck an einer Überarbeitung, weil sich gezeigt hat, dass wir Zehntausende Menschen haben, die nicht als geboostert erfasst sind", antwortete Hacker und erklärte knapp auf nochmalige Nachfrage: "[Die Zahlen] sind nicht präzise, ja".

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