Erst ab 18

Polen verbietet Energydrinks für Minderjährige

Seit 1. Jänner verbietet ein Gesetz in Polen den Verkauf von Produkten mit Taurin- oder Koffeingehalt von mehr als 150 mg pro Liter an Minderjährige.

Heute Life
Polen verbietet Energydrinks für Minderjährige
Red Bull & Co gibt es ab sofort in Polen nur noch für Personen über 18
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Energydrinks sind per Definition "alkoholfreie, funktionelle Getränke mit einem anregenden Effekt und einer besonderen Kombination aus charakteristischen Inhaltsstoffen wie Koffein, Taurin, Vitaminen oder anderen Stoffen", so die Erklärung der EDE (Energy Drinks Europe). Also Getränke, die aufputschend wirken, wenn man sich müde fühlt. In Österreich fallen sie unter keinen besonderen Schutz, also sind sie für jedermann im Handel erhältlich. In Polen ist das seit 1. Jänner 2024 anders. Dort dürfen Red Bull & Co nicht mehr an Personen unter 18 Jahren verkauft werden. Die neue Vorschrift verbietet auch den Verkauf dieser Getränke in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen sowie in Verkaufsautomaten. Die Änderung des Gesetzes verpflichtet die Hersteller oder Importeure von Energydrinks, auf der Verpackung sichtbare, lesbare und dauerhafte Informationen mit der Aufschrift "Energydrink" anzubringen. 

Energydrinks sind nicht gesund!

Hintergrund der Reglementierung sind die potentiellen Gesundheitsschäden, die der unbedachte Konsum auf Kinder im Wachstum haben kann. Zuviel Koffein kann zu Schweißausbrüchen, Kopfschmerzen oder Veränderungen des Gemütszustands führen. Der beigesetzte Zucker verstärkt die aufputschende Wirkung und kann nervös oder reizbar machen. Energydrinks enthalten in der Regel 150 mg oder mehr aufputschende Substanzen. Im Vergleich mit Cola ist das doppelt so viel Koffein.

Gegenüber der Fachzeitschrift "The Lancet" begrüßten Ärzte in Polen das Gesetz, das im vergangenen Jahr vom damaligen Sportminister Kamil Bortniczuk auf den Weg gebracht wurde. "Vor 20 Jahren gab es hier nur eine Art von Energydrink zu kaufen, in einer kleinen 250-ml-Dose, er war teuer und nur an wenigen Orten erhältlich. Jetzt gibt es in den Geschäften überall Regale voller verschiedener Energydrinks in unterschiedlichen Größen, mit unterschiedlichem Geschmack und unterschiedlichem Inhalt", sagt Agnieszka Zachurzok, Assistenzprofessorin an der Abteilung für Kinderheilkunde der Medizinischen Universität Schlesien. "Sie enthalten zu viel Zucker, Koffein und Taurin, und Kinder konsumieren sehr viele dieser Getränke, ohne zu wissen, was sie enthalten." 

Soziale Medien pushen Popularität

Vor allem durch die sozialen Medien hat diese Getränkeart an Popularität beim jungen Publikum gewonnen. Einer Studie zufolge trinkt bis zur Hälfte der Kinder weltweit wöchentlich oder monatlich solche Getränke. Mediziner in vielen Ländern warnen jedoch seit langem, dass es immer mehr Hinweise auf gesundheitliche Risiken für junge Menschen im Zusammenhang mit ihrem Konsum gibt. "Kollegen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, haben viele Patienten, die Probleme mit dem Missbrauch von Energydrinks haben. Es handelt sich um ein komplexes Problem, das viele [andere] Probleme in der Adoleszenz begünstigt. Jede physiologische Überstimulation während der Persönlichkeitsentwicklung kann unvorhersehbare Auswirkungen haben", sagt Prof. Piotr Galecki, Nationaler Berater für Psychiatrie und Facharzt für Psychiatrie an der Medizinischen Universität in Lodz. So würde es jungen Menschen generell an Bewusstsein oder Interesse für die potenziellen Risiken der Getränke mangeln. "Was wir bei unseren Untersuchungen herausgefunden haben, ist, dass Jugendliche nicht an den langfristigen Auswirkungen einer schlechten Ernährung interessiert sind, zum Beispiel an der Entwicklung von Typ-2-Diabetes und so weiter. Wir sollten uns also darauf konzentrieren, sie über andere potenzielle Auswirkungen aufzuklären – zum Beispiel Hautprobleme wie Akne oder Fettleibigkeit aufgrund des hohen Konsums von zugesetztem Zucker in Energydrinks -, da diese mit ihrem Aussehen zusammenhängen, was in der Pubertät sehr wichtig ist", erklärte Katarzyna Zylka, Forscherin am Gdansk College of Health, gegenüber "The Lancet".

In Lettland und Litauen bereits reglementiert

Dabei sind die Polen nicht die ersten, die den Zugang zu Energydrinks reglementieren: Die EU-Mitgliedsstaaten Lettland und Litauen hatten schon vor Jahren eine Altersgrenze von 18 Jahren für die umstrittenen Getränke eingeführt (Litauen Ende 2014 und Lettland im Sommer 2016).

red
Akt.
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