Österreich

Polizei-Schutz für Dragqueen, weil sie Kindern vorliest

Bei einer Kinderbuchlesung in Wien mussten 15 Polizisten anrücken. Der Grund: Eine Dragqueen hat den Kindern vorgelesen.

Sandra Kartik
Kinder lauschten "Candy Licious" andächtig bei ihrer Lesung in Wien-Mariahilf.
Kinder lauschten "Candy Licious" andächtig bei ihrer Lesung in Wien-Mariahilf.
ORF

Als "Candy Licious" versteht sich eine Wiener Dragqueen auf große Auftritte. Dass die Künstlerin nun mit Polizeischutz gastieren musste, verdankt sie Anfeindungen vor einer Lesung für Kinder in Wien-Mariahilf.

15 Polizisten schützten Drag-Queen

Am Samstag stöckelte sie, von 15 Beamten eskortiert, im Rahmen der Aktion "Nachbarschaft on Tour" in eine Buchhandlung. "Kinder sollen sehen, dass Kleidung nicht das Geschlecht ausmacht. Sie können so sein, wie sie sind", sagte die Aktivistin im ORF. Anfeindungen gehören im Vorfeld dazu, nicht nur von FPÖ-Seite. "Im Ursprung liegt Unwissen und Angst", weiß "Candy Licious“. Es werde jedoch nichts gebracht, was Kindern schaden könnte, betont sie.

Nepp fordert Verbot 

Die Lesung war nicht die Letzte der Dragqueen. Für die Zukunft wünscht sich "Candy Licious", dass ihre Lesungen und Anfeindungen und Polizeipräsenz auskommen. Weniger Präsenz wünscht sich hingegen die FPÖ, die die Dragqueen-Shows für Kinder überhaupt verbieten will.

Inspiration haben sich die Freiheitlichen aus den USA geholt, wo kürzlich Tennessee als erster Bundesstaat derartige Shows gesetzlich verboten hat. 13 weitere Bundesstaaten wollen nachziehen. In Wien hatte auch Dominik Nepp (FP) das Verbot von Candys Auftritt gefordert.

Nepp behauptet, die Kinder könnten durch "diese Sexualisierungspropaganda" zu einer bestimmten sexuellen Orientierung hingedrängt werden. Markus Rumelhart (SPÖ), Bezirksvorsther von Mariahilf, sieht das anders: "Es geht darum, dass ihnen hier etwas erklärt oder erzählt wird, in Märchen verpackt, was ihnen vielleicht nicht erzählt werden soll, laut mancher Meinung", wird er auf orf.at zitiert.

Drag-Queen lud Freiheitliche zur Lesung

Um Freiheitlichen die Angst vor Drag-Queens zu nehmen, hatte "Candy Licious", wie berichtet, Dominik Nepp angeboten, dem Event selbst beizuwohnen, um "Fragen zu stellen, mit mir in den Dialog zu kommen" und "zu hören, dass ich nichts Böses vorhabe und aus Büchern lesen werde, die ihren Kindern gefallen werden."

Nepp nahm das Angebot jedoch nicht an.

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    Andreas Tischler / Vienna Press