Oberösterreich

Polizist trug Bub von Berg: "Hab ich noch nicht erlebt"

Sechs Stunden lang trug Alpinpolizist Martin Loitlesberger ein Kind vom Feuerkogel. "Heute" berichtete er über die schwierige Rettungsaktion.

Teilen
Alpinpolizist Martin Loitlesberger mit Emil am Rücken.
Alpinpolizist Martin Loitlesberger mit Emil am Rücken.
Bergrettung Ebensee

Die beiden Wanderer (32, 23) und der erst dreijährige Emil saßen auf 1.450 Meter Seehöhe am Feuerkogel fest, konnten nicht mehr weiter. Wie berichtet, hatten sich der 32-jährige Deutsche und sein kleiner Bub aus Soest (50 Kilometer von Dortmund entfernt), sowie sein Bruder beim Abstieg von einer Hütte komplett verirrt. 

Da aufgrund widrigster Wetterverhältnisse (starker Nebel und Regen) eine Rettung per Hubschrauber nicht möglich war, machte sich Alpinpolizist Martin Loitlesberger (47) zusammen mit drei Bergrettern auf zur Rettung der Verirrten. "Wir wurden auf der anderen Seite des Feuerkogels nach oben geflogen und mussten uns dann auf die Suche nach den Wanderern machen. Nach rund zwei Stunden haben wir sie gefunden", erinnert sich der Polizist im "Heute"-Gespräch.

Total verirrt

Für den Vater zweier Söhne ist es aber ein Rätsel, wie die Deutschen in dem Gelände im Großen Totengraben überhaupt so weit kommen konnten. "Sie hätten schon viel früher wieder umdrehen müssen. An der Stelle, an der wir sie gefunden haben, ging es nur knapp daneben Hunderte Meter hinab. Zudem waren sie nicht gut ausgerüstet. Einer der beiden hatte Laufschuhe an", erinnert sich Loitlesberger.

1/8
Gehe zur Galerie
    Bei äußerst schwierigen Bedingungen gingen die Helfer mit den verirrten Kletterern ins Tal.
    Bei äußerst schwierigen Bedingungen gingen die Helfer mit den verirrten Kletterern ins Tal.
    LPD OÖ

    Außerdem war die Verständigung äußerst schwierig. Der 32-Jährige war gehörlos und auch sein Bruder trug zwei Hörgeräte. "Wir haben uns dann entschieden, dass ich den Buben trage. Es wäre sonst zu kompliziert geworden mit den Zurufen und den Kommandos beim Abseilen", so der Alpinpolizist. 

    Der Dreijährige wurde von den Helfern vor dem Abstieg in der Rückentrage noch zusätzlich gesichert und mit Alufolie umhüllt, um nicht auszukühlen. "Der Bub war sehr tapfer. Er hat zwar zwischenzeitlich immer wieder mal nach der Mama gefragt und geweint. Aber ich habe ihn bei Laune gehalten.

    Emil hat mir auch viel vom Kindergarten erzählt. Zum Glück hat er durch den starken Nebel auch nicht ganz nach unten gesehen", so der Alpinpolizist, der in seiner mittlerweile 21-jährigen Berufslaufbahn noch keinen vergleichbaren Einsatz mit einem Kleinkind hatte und deshalb auch meinte: "So einen Einsatz habe ich noch nicht erlebt."

    Sechsstündiger Abstieg

    Gegen 15 Uhr begann dann für die Retter der rund sechsstündige Marathon-Abstieg. "Wir mussten uns stellenweise immer wieder 20 bis 30 Meter über teils senkrechte Felswände abseilen. Zwischenzeitlich hofften wir immer wieder darauf, doch noch vom Hubschrauber geborgen zu werden. Doch das Wetter wurde leider immer schlechter", erinnert sich der 47-Jährige.

    Während in der Zwischenzeit zahlreiche weitere nachalarmierte Bergretter aus Ebensee vom Tal aus im Aufstieg einen Wegverlauf durch den Totengraben mit Bohrhaken und Fixseilen sicherten, kamen die verirrten Wanderer schließlich gegen 21 Uhr bei Dunkelheit mit leichten Abschürfungen im Tal an. Der tapfere Bub blieb unverletzt. Die Ankunft hat Emil aber gar nicht mehr mitbekommen. "Die letzte halbe Stunden hat er gut geschlafen", lacht Loitlesberger.

    Der Alpinpolizist ist für viele der gefeierte Held. Der zweifache Vater bleibt aber bescheiden, sagt: "Ich alleine hätte das nicht geschafft. Auch den anderen Bergrettern gilt ein großes Lob. Es war perfektes Teamwork."

    Die beiden deutschen Brüder und Emil haben danach ihren geplanten Trip abgebrochen. Eigentlich wollten sie noch eine Nacht im Salzkammergut zelten. Das haben sie aber gestrichen. Sie sind noch am selben Abend nach Passau in die Wohnung des 23-Jährigen gefahren.

    1/64
    Gehe zur Galerie
      <strong>26.04.2024: Barometer-Beben! Neue Konkurrenz für FP-Chef Kickl.</strong> Enges Rennen im April-Barometer von <em>"Heute"</em>: Vier Parteichefs haben exakt dieselben Zustimmungswerte. <a data-li-document-ref="120033420" href="https://www.heute.at/s/barometer-beben-neue-konkurrenz-fuer-fp-chef-kickl-120033420">Bier-Chef Wlazny wird auf Platz 1 ausgewiesen &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120033251" href="https://www.heute.at/s/kein-auto-kein-haus-so-lebt-rene-benko-120033251"></a>
      26.04.2024: Barometer-Beben! Neue Konkurrenz für FP-Chef Kickl. Enges Rennen im April-Barometer von "Heute": Vier Parteichefs haben exakt dieselben Zustimmungswerte. Bier-Chef Wlazny wird auf Platz 1 ausgewiesen >>>
      Denise Auer, Helmut Graf
      Mehr zum Thema