Fussball

Polster-Klartext: "Mir gehen Trainer auf den Keks …"

Franco Foda ist steht nach der 2:5-Blamage gegen Israel in der Kritik. Experten prangern Systemwechsel an. Auch Toni Polster "geht das auf den Keks".

Sebastian Klein
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Toni Polster (r.) und Teamchef Franco Foda.
Toni Polster (r.) und Teamchef Franco Foda.
Gepa

2:5! Österreich ging am Samstagabend in Israel unter und hat praktisch keine Chance mehr auf Gruppenplatz 1 und die direkte Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2022. Teamchef Franco Foda bot eine Dreier-Abwehrkette auf, stellte nach dem 1:3 in der Pause um. Das Team soll mit der Dreierkette keine große Freude haben. Fans und auch Experten stört der ständige Wechsel der Grundausrichtung, nachdem das ÖFB-Team bei der EURO ansprechende Leistungen gezeigt hatte.

So kritisierte Roman Mählich den Teamchef in seiner Pausenanalyse: "Eine richtig gute Mannschaft braucht nur ein System." Foda reagierte nach dem Match, er könne die Kritik des ORF-Experten nicht nachvollziehen. Herbert Prohaska eilte seinem Kollegen Mählich zur Hilfe: "Wenn das System nicht Schuld war, warum hat er es dann in der Pause gewechselt?"

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    Israel blamiert das ÖFB-Team in der WM-Quali am 4. September 2021 mit 5:2. Die Noten für die Österreicher fallen leistungsgemäß schlecht aus.
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    Gepa

    Polster analysiert Blamage

    Mit Toni Polster nimmt nun eine weitere Fußball-Ikone zur Causa Stellung. Zu Gast bei "Sport und Talk aus dem Hangar 7" zeigt er auf "ServusTV" Verständnis für beide Seiten, lässt aber durchklingen, dass auch er mit der einen oder anderen Entscheidung Fodas nicht einverstanden ist.

    Zunächst seine Analyse der Niederlage: "Ich weiß nicht, war sich die Mannschaft zu sicher, dass sie dort leicht gewinnt. Dass es mit ein paar Prozente weniger nicht geht. Das hätte ich vor dem Spiel ausgeschlossen, weil wir schon unter Zugzwang waren. Ich hätte mir eine konzentrierte Leistung erwartet. Und, dass sie dort anschließt, wo sie bei der EURO aufgehört hat. Leider war es nicht der Fall. Man kann es nicht schönreden. Es war eine blamable Niederlage."

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      David Alaba wechselte im Sommer 2021 von den Bayern zu Real. Seine erste "königliche" Saison in Bildern.
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      Gewohnt launig meint er zur System-Causa: "Es ist nicht zum Erklären. Da kannst du die beste Taktik haben. Ob jetzt Dreierkette, Viererkette oder Perlenkette – wurscht. Wenn du solche Fehler machst, wirst du immer verlieren, ganz klar."

      Polster geht in die Tiefe: "Ich sage immer so: Ein Trainer muss sich immer vorher was überlegen. Ein Kritiker kann nachher kritisch sein, ganz klar. Aber ich glaube, dass die Überlegung von Foda so war, dass die Israelis nicht Italien sind. Da können wir das ein bisschen offensiver angehen. Drei Verteidiger werden genügen. Aber dann haben wir halt Fehler gemacht, die man so auf diesem Niveau nicht machen darf. Natürlich haben wichtige Spieler gefehlt: Schlager, Sabitzer, Kalajdzic. Die fehlen natürlich schon. Die Leute, die gespielt haben, haben ja normalerweise auch Klasse. Aber dann spielt der Grillitsch bei Hoffenheim nicht, der Schöpf ganz wenig. Einigen fehlt dann doch die Spielpraxis. Das hat dann einfach nicht gepasst."

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        Österreichs EM-Sommermärchen 2021 in Bildern.
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        Polster: Foda gegen Mählich

        Schließlich geht er noch direkt auf das Duell Foda gegen Mählich ein: "Ich glaube, man muss es fair sehen. Wenn ich den Disput Foda gegen Mählich sehe, haben für mich beide recht. Natürlich hat Mählich recht, wenn er sagt: Man stellt ein System nicht um. Mir gehen diese Trainer auch immer auf die … auf den Keks, wenn sie sagen nach dem Spiel: ‚Ja, da habe ich umgestellt von 4-4-2 auf 3-5-2, dann ist es besser gegangen. Wenn ich das machen muss, habe ich entweder vorher meine Hausaufgaben nicht gemacht oder kenne meine eigene Mannschaft nicht genug."

        Polster nimmt auch die Spieler in die Pflicht: "Ich denke einfach, so ein System ist ein Fundament, auf dem kann man ein Haus bauen. Aber auf diesem Fundament muss man dann auch Herz und Leidenschaft bringen. Zweikämpfe muss man gewinnen, Emotionen zeigen und man darf sich solche Fehler nicht erlauben. Ich kenne ja beide Seiten, bin ja Trainer und Kritiker. Nachher ist es natürlich immer relativ leicht zu kritisieren. Ein Trainer muss sich vorher entscheiden, hat sich vielleicht in der einen oder anderen Situation falsch entschieden."

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