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Porno-Werbung soll Piraten ins Parlament bringen

Die Piratenpartei hat sich für die Wahlen eine ungewöhnliche Wahlkampfwerbung ausgedacht. Ihre Anzeigen schaltet sie auf verschiedenen Pornoseiten.

Heute Redaktion
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"Wähl nen Wichser", "2 Minuten für vier Jahre Befriedigung", oder "Frei und sicher wichsen dank Privatsphäre." Mit solchen eindeutig zweideutigen Wahlkampfslogans will die Schweizer Piratenpartei, die unter anderem im Kanton Bern zu den Parlamentswahlen antritt, die Menschen zum Wählen animieren und Stimmen holen.

"Sei kein Wichser und geh wählen", sagt auch Pascal Fouquet, Kampagnenleiter der Piratenpartei Sektion Bern. Die Idee für die außergewöhnliche Art von Werbung sei schon Anfang Sommer entstanden. Die Kampagne wurde dann am 5. Oktober ins Rollen gebracht. "Wir haben erkannt, dass auf diesen Seiten sehr viele Menschen unserer Zielgruppe erreicht werden können", so der 38-Jährige.

Keine andere Partei macht die gleiche Werbung

"Die Kampagne mag zwar auf flapsigen Sprüchen aufbauen, dahinter stecken aber ernste Anliegen", erklärt der Pirat weiter. Zielgruppe der Partei seien vor allem junge, digital affine Menschen, die sich mit der aktuellen politischen Lage nicht identifizieren könnten – beispielsweise die verkorkste Digitalpolitik, fehlende Transparenz, Ehe für alle, Hanfliberalisierung oder Roaminggebühren. Diese wolle man unter anderem über Pornoseiten erreichen, wo laut Fouquet nicht nur Männer erreichbar seien, sondern auch Frauen.

"Die Piraten sind die einzige Partei, die sich traut, auf Pornhub Wahlwerbung zu schalten", sagt Fouquet. Momentan gebe es keine anderen politischen Parteien in der Schweiz, die auf derartigen Plattformen Wahlkampfwerbung aufschalten würden. Dadurch habe die Piratenpartei auf diesem Kanal keine Konkurrenz. "Ich kann kaum glauben, dass keine andere Partei zuvor auf die Idee gekommen ist", so der Wirtschaftsinformatiker.

12.5 Millionen Mal ausgespielt

Die Werbung komme bei den meisten gut an: "Wir haben bis jetzt nur positive Reaktionen erhalten", sagt Fouquet. Diese Art von Werbung polarisiere und spreche viele Menschen an. "Die meisten finden es lustig und es muss ja auch mit Humor verstanden werden." Sogar in Deutschland sei die ungewöhnliche Wahlkampfwerbung positiv kommentiert worden.

13.5 Millionen Mal sei die Werbung bisher angeklickt worden. "Jeder, der keinen Ad-Blocker hat, sieht unsere Werbung mindestens einmal." Die Piratenpartei treffe man mittlerweile auf über zehn verschiedenen Pornoseiten an. Für ihre Werbung hat die Partei eine vierstellige Summe aufgewendet.

So wirbt die Piratenpartei Bern auf Pornoseiten für die Wahlen am Sonntag. (Quelle: 20 Minuten)