Wien

Posse in Ottakring: Radweg muss wegen Öffi-Stau weichen

Da die Bim im Stau stand, baten die Wiener Linien um Umwandlung einer Park- in eine Fahrspur. Stattdessen fiel der Radweg, der Bezirk erklärt warum.

Louis Kraft
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Dass auf der Ottakringer Straße ein Radweg wegfällt, erzürnt die Grünen. Verkehrssprecher Kilian Stark (r.) und Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Bärbel Obermaier fordern nun dessen Rückkehr. Die Bezirks-SPÖ hingegen verteidigt die Maßnahme, diese schaffe sogar mehr Platz für Radler.
Dass auf der Ottakringer Straße ein Radweg wegfällt, erzürnt die Grünen. Verkehrssprecher Kilian Stark (r.) und Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Bärbel Obermaier fordern nun dessen Rückkehr. Die Bezirks-SPÖ hingegen verteidigt die Maßnahme, diese schaffe sogar mehr Platz für Radler.
Grüne Wien

Im Jahr 2018 wurde der Johann Nepomuk Berger-Platz (Ottakring) umgestaltet. Doch der Umbau war längst nicht das Ende der Kritik, sondern oft sogar der Beginn. So kritisierte die Bezirks-ÖVP etwa, dass der Platz nun schlimmer sei als zuvor. Sauer stieß den Bezirks-Türkisen auf, dass Autofahrer wegen der Öffis oft bis zu sieben Minuten Rotlicht an der Ampel hätten, wir haben berichtet. 

Autos kommen sich in die Quere und blockieren die Bim

Die Wiener Linien wiesen das im Herbst 2019 zurück, haben aber nun selbst Probleme mit den Verkehrsströmen. Gerade zu den Stoßzeiten kommen sich in der Ottakringer Straße vor der Haltestelle der Bimlinie 44 die Autos in die Quere. "Es gibt eine Gerade aus- und eine Rechtsabbiegespur", erklärt eine Sprecherin der Wiener Linien zu "Heute". Sind zu viele Autos unterwegs, kommen die Lenker nicht aneinander vorbei und landen auf den Gleisen der Bim – das wiederum führt zu einem Stau für die Straßenbahn.

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    Wenn es in der Ottakringer Straße staut, landen Autos oft auf den Gleisen der Linie 44 und blockieren die Bim. Daher baten die Wiener LInien den Bezirk um Umwandlung einer Parkspur in eine Fahrspur.
    Wenn es in der Ottakringer Straße staut, landen Autos oft auf den Gleisen der Linie 44 und blockieren die Bim. Daher baten die Wiener LInien den Bezirk um Umwandlung einer Parkspur in eine Fahrspur.
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    Statt Parkplätzen musste Radweg weg

    Um das zu lösen baten die Wiener Linien die Ottakringer Bezirksvorstehung, die Parkspur in eine Fahrspur zu verwandeln. Dadurch würde der Autoverkehr wieder flüssig fließen. Doch die Lösung fiel dann doch anders aus: "Statt diesem Wunsch nachzukommen, hat der Bezirksvorsteher (Franz Prokop, SPÖ, Anm.) den Radweg entfernt und daraus eine Autospur gemacht. In Zeiten der Klimakrise einen Radweg nach dem anderen zu streichen, ist ein brutaler Rückschritt in die Vergangenheit", kritisieren der Grüne Verkehrssprecher Kilian Stark und die Grüne Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Bärbel Obermaier.

    Auch bei den Ottakringern sorgt die Neugestaltung für Ärger. Auf Twitter lassen bereits einige User ihrem Zorn freien Lauf. Die Wiener Grünen fordern nun, was auch die Wiener Linien wollten: Die Fahrspur runter von den Gleisen und die Wiederherstellung des Radwegs. 

    Bezirk sieht durch Umgestaltung Verbesserung für Radfahrer

    Auf "Heute"-Anfrage erklärt der Bezirk den Wegfall der Spur: "Auf Höhe der Ottakringer Straße 89, also bei der Ottakringer Brauerei, gab es keinen Radweg. Die Radfahrer fuhren hier einfach mit dem restlichen Verkehr mit", erklärt ein Sprecher. Der nun umgemodelte Radweg begann erst rund 40 Meter vor dem Johann Nepomuk Berger-Park und lag zwischen Gerade aus- und Rechtsabbiegespur.

    Das heißt, die Radler mussten zwischen zwei engen Fahrspuren auf einem 70cm breiten Radweg fahren. Durch die Umgestaltung wurde "auf einen Schlag die doppelte Aufstellfläche" für Autos frei, wovon nicht nur die Bim (die nicht länger behindert wird) und die Autofahrer (die schneller vorankommen), sondern auch die Radler profitieren würden. Denn auch für sie gebe es jetzt mehr Platz.

    Das einzige was sich für sie ändere ist, dass sie rund 40 Meter weiter mit dem Verkehr mitfahren bis beim Park am Johann Nepomuk Berger-Platz der "sichere Bereich" mit Radweg stadteinwärts beginne, ergänzt Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Eva Weissmann (SPÖ).