Politik ist gefordert

Privatinsolvenzen sinken – doch Krise noch nicht vorbei

Während Firmen in die Insolvenz schlittern, sank die Zahl der Privatpleiten 2024 um 1 Prozent. Experten warnen vor einem möglichen Anstieg.
Christoph Weichsler
13.03.2025, 13:55

Trotz wirtschaftlicher Unsicherheit und steigender Lebenshaltungskosten ist die Zahl der Privatinsolvenzen im vergangenen Jahr gesunken. Mit 9.634 Verfahren liegt sie sogar noch unter dem Vor-Corona-Niveau von 2019. Während viele Unternehmen ums Überleben kämpfen, scheinen Privatpersonen noch von den wirtschaftlichen Turbulenzen verschont zu bleiben.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Hohe Lohnabschlüsse, staatliche Unterstützungen und ein anhaltender Arbeitskräftemangel verhindern bislang einen Anstieg der Privatpleiten. Wer eine Arbeit hat, verdient oft mehr als noch vor wenigen Jahren – und kann sich so vor einer Insolvenz bewahren. Doch wie lange hält dieser Trend noch an?

In Wien steigen die Privatpleiten – im Rest des Landes sinken sie

Ein Blick auf die Bundesländer zeigt, dass die Entwicklung nicht überall gleich ist. In fast allen Bundesländern sind die Privatinsolvenzen gesunken – mit Ausnahme von Wien und Oberösterreich. Besonders deutlich war der Rückgang in Vorarlberg (-11,8 Prozent) und im Burgenland (-9,1 Prozent).

Ganz anders sieht es in Wien aus: Mit über 3.300 Privatpleiten liegt hier mehr als ein Drittel aller österreichischen Fälle. Und die Bundeshauptstadt hat nicht nur die meisten Privatinsolvenzen, sondern auch die höchste Betroffenheit: 21 von 10.000 Erwachsenen sind hier zahlungsunfähig – fast doppelt so viele wie im Rest des Landes.

Warum rutschen Menschen in die Privatpleite?

Die Gründe für eine Privatinsolvenz sind seit Jahren dieselben. Der häufigste Auslöser ist der Verlust des Arbeitsplatzes. Wer plötzlich kein Einkommen mehr hat, kann oft Kredite, Miete und Rechnungen nicht mehr bezahlen – und muss Insolvenz anmelden.

Insolvenzen-Welle überrollt Wiens Gastro-Szene

Ein weiteres großes Problem ist gescheiterte Selbstständigkeit. Viele Gründer nehmen hohe Kredite auf, um ihr Geschäft aufzubauen – und bleiben im schlimmsten Fall auf den Schulden sitzen. Auch eine schlechte finanzielle Planung oder ein sorgloser Umgang mit Geld treiben viele in die Pleite.

2025: Droht die Wende?

Bisher hält der stabile Arbeitsmarkt die Privatinsolvenzen niedrig. Doch Experten warnen, dass sich das bald ändern könnte. Sollten große Unternehmen in der Industrie und im Handel weiter Stellen abbauen, könnte das auch Privatpersonen schnell in finanzielle Schwierigkeiten bringen.

"In der Vergangenheit gab es keine Rezession ohne merklich mehr Privatinsolvenzen", warnt Insolvenzexperte Gerhard Weinhofer. Noch ist die Krise nicht bei der breiten Bevölkerung angekommen – doch das könnte sich bald ändern. Die Politik ist gefordert, Maßnahmen zu setzen, bevor sich die Insolvenz-Welle auch auf Privatpersonen ausweitet.

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