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Propaganda-Games statt atomare Sprengköpfe

Das Kriegstreiben aus Nordkorea ist täglich in den Medien. Wenig bekannt ist, dass aus dem Land auch Games kommen. Freilich auch propagandistische.

Heute Redaktion
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Nordkorea steht derzeit fast täglich in den Schlagzeilen, sei es wegen Raketen, die in den Pazifik fliegen, oder wegen Atombombentests und den darauf folgenden Sanktionen der restlichen Welt. Eigentlich hat das verarmte Land wenig zu lachen. Dass aus dieser isolierten Nation Videospiele stammen könnten, ist fast unvorstellbar. Offensichtlich aber gibt es sie.

Es überrascht dabei nicht, dass es sich dabei auch um Propagandamaterial handelt. So ist Ende August das Game "Hunting Yankee" erschienen, in dem Spieler im Stil des Egoshooters "Counter Strike" amerikanische Soldaten abschießen können.

Weitere Eigenentwicklungen

Laut "Telegraph.co.uk" wurden vom North Korean Advanced Technology Institute zudem drei weitere Kriegsspiele für Smartphones veröffentlicht, die auf den Westen zielen: In "Confrontation War" zerstören Spieler U-Boote mit Bomben und Raketen, "Guardian" lässt Spieler einen Seekrieg simulieren und "Goguryeo Battlefield" spielt im alten Korea (Goguryeo bezeichnet ein antikes Reich der Halbinsel).

Die sanftere Seite

Aber nicht alles ist auf Krieg ausgerichtet. Anfang August wurde laut der Newssite Korea Herald das Fußballspiel "Soccer Battle" veröffentlicht. Es handelt sich um ein 3D-Fußballspiel im Stil der "Fifa"-Reihe. Der "Korea Herald" nennt zudem eine nordkoreanische Quelle, laut der das North Korea National Science Institute weitere 3D-Spiele für PCs veröffentlicht hat. Die Titel werden indessen nicht genannt.

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Aufgrund der Isolation des Landes lassen sich nur wenige weitere Games eruieren und die Suche führt schnell zur Game-Website Destructoid.com, die zehn Flash-Games aus nordkoreanischer Quelle aufführt und sich selbst auf die Newssite Uriminzokkiri.com beruft. Das bekannteste (und einzige von Wikipedia aufgeführte) nordkoreanische Spiel darunter ist "Pyongyang Racer".

Entwickelt wurde es 2012 von einem Studenten namens Kim Chaek an der University of Technology in North Korea für Koryo Tours. Es diente als Werbemittel, um Touristen ins Land zu locken. Ein Game mit wohl unfreiwilligem Humor: Im Spiel geht es darum, mit einem Auto Benzinfässer zu sammeln, um die Karre möglichst lange am Laufen zu halten.

Wer spielt?

Bei weiteren Games unterlässt es die Website aber – wohl wegen der sprachlichen Hürde – die Titel der Spiele zu nennen. Dennoch finden sich hier einige Games, die sich auf dem Browser am eigenen Computer spielen lassen und einen Einblick in den Stand der Gameentwicklung in Nordkorea erlauben (siehe auch Bildstrecke). Schnell wird klar: Das nordkoreanische Gameschaffen befindet sich etwa auf dem Stand westlicher Game-Entwicklung in den 1990er-Jahren.

Bleibt die Frage, wer die Spiele in Nordkorea spielt. Der Besitz privater Computer ist verboten und der Zugang zu Games deshalb massiv eingeschränkt. Laut einem Bericht der Washington Post könnten neben Kim Jong-un aber auch die Partei-Eliten und Mitglieder des Propagandastabs über leistungsfähige PCs verfügen, auf denen sich selbst High-End-Spiele aus dem Westen spielen lassen.

Die Gamesite Kotaku.com zeigt zudem ein YouTube-Propaganda-Video, in dem Arcade-Kästen mit Videospielen in der Hauptstadt Pyongyang zu sehen sein sollen. Publiziert wurde das Video 2013 von "Stimmekoreas", einer Organisation, hinter der Exil-Nordkoreaner vermutet werden. Fazit: Aus Nordkorea kommen offensichtlich nicht nur Raketen und Drohungen, sondern auch Videogames.

Propaganda-Video: Playing Video Games in Pyongyang

(Video: YouTtube/stimmekoreas)