Russland

Propaganda-Popstar: Shaman ist Putins Lieblingssänger

Ledermantel, Kreuz und Seitenscheitel: Millionen Russen und Russinnen kennen Shaman, Wladimir Putins patriotischen Pop-Barden.
Newsdesk Heute
27.01.2024, 15:35
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Jaroslaw Jurjewitsch Dronow (32) wurde in der Sendung "Golos" bekannt, dem russischen Pendant zu "The Voice". Spätestens als er einen Tag vor der russischen Invasion in die Ukraine den Song "Vstanem" ("Wir erheben uns") herausbrachte, wurde der Kreml auf ihn aufmerksam. Zumal "Shaman" die Worte findet, die dort ankommen.

Er habe sich für das Lied von den Helden des Zweiten Weltkriegs, dem Großen Vaterländischen Krieg, inspirieren lassen, so "Shaman", der singt: "Wir werden die russischen Helden bis ans Ende der Zeit in unseren Herzen behalten".

Den "roten Knopf" gezündet

Sein nationaler Durchbruch gelang ihm einige Monate später mit "Ja Russki" ("Ich bin ein Russe"). Das Musikvideo zeigt den Sänger unter hellblauem Himmel in einem Weizenfeld – was stark an die Farben der ukrainischen Flagge erinnert.

Das Lied brachte "Shaman" über 50 Millionen Youtube-Klicks und unzählige Auftritte in den Propagandaorganen ein. Zuletzt spielte er "zu Ehren des nationalen Einheitstages" in Moskau – und aktivierte auf der Bühne den "roten Knopf" einer Atomkoffer-Attrappe, woraufhin ein großes Feuerwerk explodierte. Die Anspielung auf die seit Kriegsbeginn immer wieder ausgestoßenen Drohungen mit russischen Atomschlägen war offenkundig.

Pflicht im sibirischen Straflager

"Ja Russki" ist mittlerweile Teil der patriotischen Erziehung. Es wird teils in Klassenzimmern gesungen – mit der Anweisung, dazu die rechte Faust zu heben.

Auch Alexei Nawalny muss im sibirischen Straflager "jeden Tag um fünf Uhr morgens das zweitwichtigste Lied des Landes" hören. Das diene "der Erziehung", so der inhaftierte Oppositionspolitiker.

An Hitlers Geburtstag

Auftreten und die Bühnenshow des 32-Jährigen haben eine ganz offenkundige Nähe zur NS-Ästhetik. Das wird ganz bewusst vermarktet. So war es kaum Zufall, dass "Shaman" seinen Song "My" ("Wir") letztes Jahr ausgerechnet am Geburtstag Adolf Hitlers veröffentlichte.

Im dazugehörigen Video schreitet er mit einem Holzkreuz auf der Brust über den Roten Platz, den linken Arm ziert eine Armbinde mit der russischen Trikolore: "Wahrheit und Stärke sind auf unserer Seite, stolz wird unsere Nation alles überleben", singt der Popstar inbrünstig.

"Er ist weiss und singt über Glauben"

"Shaman", der eine klassische Jazzausbildung genoss, gilt als Putins liebster Z-Popstar (siehe Box). Denn der Fascho-Popstar passt genau in Putins Bild von Russland: "Er ist weiß, trägt sein großes Holzkreuz gut sichtbar und singt über seinen russisch-orthodoxen Glauben", erklärt der Ethnomusikologe David-Emil Wickström dem RND.

Entsprechend kommt der 32-Jährige, der Putin bei pompösen Propaganda-Auftritten gerne die Nationalhymne vorsingt, auch in den Genuss der Kreml-Gunst.

Totale Abhängigkeit vom Kreml

Letztes Jahr durfte sich der Sänger über eine Förderung aus dem Präsidialfonds für Kulturinitiativen freuen. Und für die Hauptrolle in einer sogenannten "Ethno-Oper" erhielt er umgerechnet rund 300.000 Euro.

Die Bilder des Tages:

Sollte der Sänger nicht spuren, könnte der Kreml ihn jederzeit fallen lassen. Das kriegt er schnell zu spüren. Als er im Herbst 2022 eine offizielle Einladung in den russisch besetzten Donbass ablehnte, wurden seine Songs kurzfristig aus den Radioprogrammen gestrichen. Erst als er Anfang 2023 bei einer Tour in den besetzten Gebieten vor russischen Soldaten auftrat, waren seine Lieder wieder im Radio zu hören.

{title && {title} } red, {title && {title} } 27.01.2024, 15:35
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