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Madsen filmte sich beim Sex mit Kamera am Kopf

Heute Redaktion
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An Tag 9 des Prozesses gegen Peter Madsen präsentiert die Anklage weitere Funde von seiner Festplatte – und seinen verstörenden Suchmaschinen-Verlauf.

Der Prozess gegen den U-Boot-Bauer Peter Madsen, der unter Verdacht steht, die schwedische Journalistin Kim Wall ermordet zu haben, ist am Mittwoch fortgesetzt worden. Im Fokus standen am neunten Prozesstag Madsens Suchverlauf bei Google sowie Funde, die die Ermittler auf einem Laptop, Festplatten, auf USB-Sticks und auf einer Go-Pro-Kamera gemacht hatten.

Die Ermittler, so der Staatsanwalt Jakob Buch-Jepsen, hätten in seinem Suchverlauf die Wörter "enthaupten", "Folter", "erdolchen" und "aufspießen" gefunden. Unter den Websites, die Madsen besuchte, war laut dem News-Portal "VG.no" auch eine des "Islamischen Staates" (IS) mit Tötungsvideos. Madsens Anwältin Betina Hald Engmark warf ein, ihr Mandant habe aber auch nach vielen normalen Dingen gesucht, etwa nach "süßen Katzen".

Animierte und Videos mit realen Menschen

Zudem stießen sie auf Ordner mit ähnlichen Namen und auf Hunderte Bilder und Filme, die zeigten, wie Frauen und manchmal auch Männer getötet werden, etwa indem sie erhängt oder verbrannt werden. Ein Video zeigt eine Frau, die sich erhängt, andere Filme zeigen Menschen, die mit einem Schwert oder einer Axt getötet werden. Einige der Filme seien animiert, andere real gewesen.

Weiter fand die Polizei ein Video, auf dem Madsen selber Sex mit einer Frau hat und sich dabei mit einem Camcorder, den er an seinem Kopf befestigt hat, filmt. Ebenso fanden sich auf den Computern Texte, die sich in gewaltverherrlichender Sprache mit dem Köpfen von Frauen befassen.

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Madsens Ex-Frau hätte bereits in der vergangenen Woche als Zeugin auftreten sollen. Mit einem ärztlichen Attest hatte sie sich von der Pflicht entbinden lassen.

U-Boot-Expertin belastet Madsen schwer

Am Dienstag hatte eine renommierte Expertin den Erfinder schwer belastet. Vor dem Gericht in Kopenhagen zweifelte die frühere Marinekommandantin Ditte Dyreborg Madsens Darstellung an, wonach Wall in Folge eines Druckabfalls im Inneren des U-Bootes an giftigen Gasen erstickt sei. "Wir haben nichts gefunden", sagte die U-Boot-Expertin dazu.

Ihrer Aussage zufolge hätten sich Spuren von Kohlenmonoxid, Kohlendioxid oder Stickoxid finden lassen müssen. Madsens Szenario sei daher nicht plausibel, wenn nicht unmöglich, sagte Dyreborg.

Madsen wirkte während ihrer Aussage aufgebracht und machte sich Notizen. Seine Verteidigerin zweifelte Dyreborgs Expertise für mittelgroße und kleine U-Boote an. Laut Gerichtsmedizin wurde die Schwedin Wall wahrscheinlich durch Strangulierung oder einen Kehlenschnitt getötet. Eine Gasvergiftung wurde jedoch nicht ausgeschlossen.

Madsen bestreitet Vorwürfe

Madsen hatte seine Erklärungen zum Tod der freien Journalistin mehrfach geändert. Der 47-Jährige bestreitet den Vorwurf der Staatsanwaltschaft, Wall an Bord seines U-Boots ermordet zu haben, um seine sexuellen Fantasien auszuleben.

Die Anklage ist davon überzeugt, dass Madsen die schwedische Journalistin im vergangenen August an Bord des selbst gebauten U-Boots gefesselt, missbraucht und ermordet hatte, bevor er ihre Leiche zerstückelte und im Meer versenkte.

Sie zeichnet von Madsen das Bild eines sexuell perversen Sadisten mit narzisstischen und psychopathischen Zügen. Neben Mord wirft sie ihm schweren sexuellen Missbrauch sowie Leichenschändung vor.

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(red)