Am Sonntag kam es zu schrecklichen Szenen rund um den Motorradfahrers Noah Dettwiler. Der 20-Jährige wurde beim Grand Prix in Malaysia von Kontrahent Jose Antonio Rueda schwer abgeräumt und musste mit dem Helikopter ins Spital gebracht werden. Dettwiler verlor dabei viel Blut, erlitt laut Berichten mehrere Herzstillstände sowie Verletzungen an Milz und Lunge.
Jetzt kämpft Dettwiler in einem Krankenhaus von Kuala Lumpur um sein Leben.
Nach dem Unfall gibt es vielerorts Kritik. Der zweifache MotoGP-Weltmeister Francesco Bagnaia kritisierte, dass das Rennen der Moto3-Klasse trotzdem durchgezogen worden sei. "Ich bin vielleicht zu emphatisch, aber junge Fahrer nach so einem Unfall in diesen Bedingungen ein Rennen fahren zu lassen, halte ich für keine gute Idee. Ich werde das nie verstehen", meinte er.
Ein Motorradrennen zu bestreiten, erfordert höchste Konzentration. Aber wie soll unter diesen Umständen sichergestellt werden, dass die Fahrer in Gedanken nicht woanders sind? Diese Frage stellt auch MotoGP-Fahrer Jack Miller: "Niemand will jemals zusehen müssen, wie so etwas geschieht. Solche Motorräder zu fahren, verlangt dir deine gesamte mentale Kapazität ab."
Ein weiterer Kritikpunkt: die Ungewissheit, die die Fahrer hatten. Franco Morbidelli meinte zum "Motorsport-Magazin": "Wir hatten keinerlei Informationen, das war das Hauptproblem." Landsmann Marco Bezzecchi stimmte zu: "Wir verdienen es wenigstens zu wissen, wie die Lage ist."
Nach dem Horror-Unfall von Noah Dettwiler wird in der Szene intensiv über die Sicherheit im Motorradrennsport debattiert. "20 Minuten" hat mit dem Schweizer Motorradstar Dominique Aegerter gesprochen. Er beschrieb den Unfall von Dettwiler als "Horror". "Wenn dich jemand von hinten so erwischt, ist das übel." Er hoffe einfach, dass es gut komme. "Ich hoffe, dass Noah seinen Traum als Motorradfahrer weiterleben kann."
Zur Sicherheit sagt er: "Es ist so schnell etwas passiert." Laut Aegerter werde der Sport aber schon sicherer. Der Schweizer nannte hier die bessere Technik und auch die "Airbags, die immer besser werden". Aber er wiederholte auch nochmals: "Es kann immer etwas passieren."
Das Alter im Motorradrennsport variiert stark. Mit 5 bis 8 Jahren kann man in Schnupperkursen und kleineren Rennen mit dem Sport beginnen. Das Mindestalter für Teilnehmer der MotoGP-Weltmeisterschaft wurde ab 2022 auf 18 Jahre angehoben. Dies galt auch für die Klassen Moto3 und Moto2, für die die Altersgrenze zuvor bei 16 Jahren lag. Aegerter sagte: "Wenn man einen Helm anziehen muss, ist die Sportart gefährlich."
In der Szene mehren sich die kritischen Stimmen zu einer früheren Regeländerung. In den kleineren WM-Klassen Moto2 und Moto3 wurde das Warm-up am Renntag vor einigen Jahren abgeschafft. Seither bleibt den Fahrern nur eine einzige Aufwärmrunde, um das Motorrad in seiner finalen Abstimmung zu testen. Das birgt Risiken: Nach dem Qualifying werden oft Teile ersetzt, und jeder Fahrer nutzt die Runde anders – vom langsamen Test bis zur schnellen Probefahrt.
Nach dem schweren Unfall von Dettwiler und Rueda fordern viele nun die Rückkehr der Warm-ups. Motorradstar Dominique Aegerter meinte gegenüber "20 Minuten" hierzu: "Wenn es gestern noch ein Warm-up gegeben hätte, wäre der Unfall vielleicht dort passiert."
Ja. 2021 starb zum Beispiel mit Jason Dupasquier (19) ein großes Talent der Szene. Der Schweizer verunfallte bei der Qualifikation zur Moto3-WM in Italien schwer und wurde anschließend von einem anderen Fahrer überrollt. Der junge Schweizer erlitt lebensgefährliche Verletzungen an verschiedenen Körperregionen. Er wurde in der darauffolgenden Nacht operiert, erlag dann aber am Folgetag seinen Verletzungen.
Dupasquier war nicht der einzige Todesfall im Motorradrennsport. Immer wieder kommt es zu tragischen Unfällen. Eine genaue Statistik gibt es nicht, aber die Liste ist lang. Im Sommer 2025 verunglückte der spanische Motorradrennfahrer Borja Gómez während des Trainings zum Rennwochenende der Stock-600-Europameisterschaft auf dem Circuit Magny-Cours tödlich.
Ebenfalls im Sommer starben zwei Motorradrennfahrer bei einem furchtbaren Unglück beim Rennen der British Supersport Championship auf dem Oulton Park Circuit. Die Aufzählung der Todesfälle könnte man noch lang weiterführen.