Erkrankter erzählt

"Psychische Belastung" – Haut voll mit weißen Flecken

Weiße Flecken auf der Haut - für Betroffene bedeutet die Autoimmunerkrankung oft einen schweren psychischen Kampf gegen Stigma und Selbstzweifel.
Hannah  Maier
29.06.2025, 19:36
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Weiße Flecken auf Händen, Beinen oder im Gesicht - manchmal sogar am gesamten Körper: Vitiligo, auch bekannt als "Weißfleckenkrankheit", wird oft als rein kosmetisches Problem abgetan. Für Betroffene bedeutet die Autoimmunerkrankung jedoch häufig eine erhebliche psychische Belastung. Thomas B. (Name von der Redaktion geändert) ist einer von rund 100.000 Menschen in Österreich, die mit Vitiligo leben.

Die Erkrankung kann in jedem Alter erstmals auftreten - bei Thomas war es vor etwa zehn Jahren. Zunächst zeigten sich die hellen Hautstellen an Füßen, Händen und im Gesicht. "Ich habe verschiedenste Behandlungen ausprobiert - Bestrahlungen, Cremes. Vielleicht konnte ich so die Ausbreitung stoppen", erzählt der heute 54-Jährige. Eine Heilung gibt es jedoch bislang nicht. Zudem kann sich der Zustand jederzeit wieder verschlechtern.

Tiefpunkt 2023

Einer der Auslöser für einen Krankheitsschub kann Stress sein - bei Thomas möglicherweise berufsbedingt. Er verantwortet den Vertrieb von großangelegten IT-Projekten. "Dabei geht es oft um einige hundert Millionen Euro - der Druck ist enorm", berichtet er.

Im Jahr 2023 wurde dieser Druck offenbar zu groß: Innerhalb von nur einer Woche verschlechterte sich sein Hautbild drastisch. Rund 70 Prozent seiner Gesichtshaut waren plötzlich von weißen Flecken betroffen. Ein tiefgreifender Einschnitt, wie der Oberösterreicher selbst beschreibt: "Das Gesicht ist das Erste, was andere von einem sehen - egal ob im beruflichen Umfeld oder privat."

"Habe mich zu Hause eingesperrt"

Viele Betroffene fühlen sich stigmatisiert, schämen sich für ihre Hautflecken und haben ein verringertes Selbstwertgefühl. "Der Mythos, dass Vitiligo ansteckend sei, ist weit verbreitet - insbesondere bei Befall von Gesicht und Händen erfahren die Patienten eine Stigmatisierung in Beruf und Alltag, was sich negativ auf die Lebensqualität auswirkt", sagt auch Dr. Damian Meyersburg vom Uniklinikum Salzburg.

"Als die Krankheit vor drei Jahren so schlimm war, habe ich mich zu Hause quasi eingesperrt und nur die nötigsten Kontakte wahrgenommen. Ich habe versucht, mit Theater-Make-Up die Flecken zu überschminken, um die persönliche psychische Belastung zu minimieren", erzählt Thomas.

In dieser schwierigen Phase war seine Familie ein wichtiger Rückhalt. "Sie haben mir viel Verständnis entgegengebracht und mir nie das Gefühl gegeben, anders zu sein", erzählt Thomas. Inzwischen hat er die Krankheit mit medizinischer Unterstützung gut unter Kontrolle. Dank einer neuen speziellen Salbe gegen Vitiligo konnte sich seine Gesichtshaut innerhalb von zwölf Wochen zu 95 Prozent regenerieren. Doch die Gefahr eines Rückfalls bleibt: "Ich führe also einen permanenten Kampf gegen diese Krankheit", sagt er.

Thomas macht Betroffenen Mut

Vitiligo ist in der breiten Öffentlichkeit wenig bekannt - und häufig mit Vorurteilen behaftet. "Viele glauben, die Krankheit sei ansteckend und halten Abstand. Manche wollen einem nicht einmal die Hand geben", erzählt Thomas. Mittlerweile versucht er, selbstbewusst und offen damit umzugehen. "Wenn ich merke, dass jemand verunsichert ist, gehe ich aktiv auf die Person zu und erkläre, was es mit der Erkrankung auf sich hat", sagt er. Ein Ansatz, den er auch anderen Betroffenen ans Herz legt.

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"Ich verstehe alle, die sich zurückziehen - das habe ich selbst erlebt. Aber oft denkt man nur, dass andere Vorurteile haben, obwohl das gar nicht stimmt. Man sollte sich nicht einmauern, sondern den Mut finden, den Weg nach vorn zu gehen. Und wenn man allein nicht weiterkommt, sollte man sich nicht scheuen, Hilfe anzunehmen und zum Beispiel zum Hautarzt zu gehen", hält er abschließend fest.

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