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Raketenangriffe vor Papstbesuch im Irak

Zwei Tage bevor Papst Franziskus als erstes Oberhaupt der Katholiken in den Irak aufbricht, gab es einen US-Raketenangriff.

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Die erste Station ist am Freitag die Hauptstadt Baghdad. Dort wird Franziskus vom irakischen Regierungschef und vom Präsidenten empfangen.
Die erste Station ist am Freitag die Hauptstadt Baghdad. Dort wird Franziskus vom irakischen Regierungschef und vom Präsidenten empfangen.
SABAH ARAR / AFP / picturedesk.com

Nachdem seit einem Waffenstillstand im Oktober relative Ruhe herrschte, nahmen in den vergangenen drei Wochen die Raketenangriffe im Irak wieder zu. Jetzt sind mindestens zehn Raketen am westirakischen Luftwaffenstützpunkt Ain al-Assad eingeschlagen. Den Vorfall in der Provinz Anbar meldete die US-geführte Militärkoalition am Mittwoch; auf dem Stützpunkt sind Soldaten der Koalition, darunter auch dänische, stationiert.

Das irakische Militär sprach von einem Angriff, der keine bedeutenden Verluste nach sich gezogen habe. Sicherheitskräfte hätten die Abschussrampe gefunden, von wo die Geschosse gestartet seien worden. Allerdings starb ein ziviler Militärmitarbeiter, der während des Angriffs einen Herzinfarkt erlitten hatte, hiess es am Mittwoch aus Sicherheitskreisen.

Die Raketen schlugen am Morgen um 7.20 Uhr (Ortszeit) ein, so der Sprecher der Militärkoalition, Wayne Marotto. Irakische Sicherheitskräfte leiteten die Ermittlungen. Vergangene Woche hatten die USA an der irakisch-syrischen Grenze Ziele einer mit dem Iran verbündeten Miliz angriffen. Dabei wurde ein Kämpfer getötet.

Das Pentagon sah den Schlag als «angemessene militärische Antwort» auf die Raketenangriffe im kurdischen Erbil, hinter denen die USA proiranische Einheiten sehen. Der dänische Außenminister Jeppe Kofod verurteilte den aktuellen Angriff. «Verachtenswerte Anschläge gegen den Stützpunkt Ain al-Assad im Irak sind vollkommen inakzeptabel», schrieb er auf Twitter.

Papst: "Man kann ein Volk nicht zum zweiten Mal enttäuschen"

Sowohl der Iran als auch die USA sind im Irak militärisch präsent. Auf der Seite des Irans steht die paramilitärische Gruppierung Haschd al-Schaabi, die USA stehen an der Spitze der internationalen Koalition im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Anfang 2020 drohte sich der Konflikt in einen Krieg auszuweiten, als der damalige US-Präsident Donald Trump den iranischen General Kassem Soleimani in Bagdad durch einen Drohnen-Angriff töten ließ.

Zu dem Angriff am Mittwoch kam es zwei Tage vor einer geplanten Reise von Papst Franziskus in den Irak. Er will Baghdad, den Süden des Landes sowie die nordirakische Stadt Erbil besuchen. Das Sicherheitsaufgebot in der Region ist riesig.

Papst Franziskus hält trotz der angespannten Sicherheitslage im Irak an der für Ende der Woche geplanten Reise fest. Das hat das katholische Kirchenoberhaupt bei der regelmäßigen Generalaudienz am Mittwoch im Vatikan unterstrichen. Er habe sich lange gewünscht, die Menschen in dem Land kennen zu lernen, die so viel gelitten hätten.

Das irakische Volk hatte bereits auf Johannes Paul II. gewartet, dem die Reise verboten wurde – «man kann ein Volk nicht zum zweiten Mal enttäuschen», so Papst Franziskus. "Lasst uns beten, dass diese Reise gut umgesetzt werden kann", schloss er.

"Gefährliche Reise"

Papst Franziskus’ Reise ist historisch. Er fliegt als erstes Oberhaupt der Katholiken in das mehrheitlich muslimische Land mit seiner kleinen christlichen Minderheit, das jahrelang von Islamisten terrorisiert wurde, nach wie vor von schweren Anschlägen erschüttert wird und gerade eine zweite Corona-Welle erlebt.

Das 84-jährige Kirchenoberhaupt hat sich ein ausuferndes Reiseprogramm vorgenommen. Bis Montag wird Franziskus rund 1500 Kilometer zurücklegen, größtenteils per Hubschrauber und Flugzeug. Dabei wird er auch Gebiete überfliegen, in denen noch Zellen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) aktiv sind. Der emeritierte Papst Benedikt XVI. sprach von einer «einer gefährlichen Reise» seines Nachfolgers.

In den einschlägigen Kanälen terroristischer Gruppierungen seien Drohungen gegen den Papst kein Thema, sagten zwei Sachverständige zu 20 Minuten.