Für Peter Stöger hätte das Spiel gegen die Wattener kaum schlechter starten können. Schon nach wenigen Minuten krachte der Ball mit voller Wucht ins Gesicht des an der Outlinie stehenden Trainers, sodass ihm sogar die Brille vom Schädel flog.
"Den hab' ich schön gefressen", schmunzelte der Wiener, der danach mit einem Coolbag versorgt wurde. "Aber es war auch schön, wie viele Leute rundherum sich gleich um mich gekümmert haben. Es hätte ja auch sein können, dass ich da allein liegen bleibe."
Schlimmer wurde es an diesem Fußball-Nachmittag für den Rapid-Trainer nicht mehr. Die Wiener zeigen trotz der vielen Wechsel im Sommer konstant starke Leistungen. Auch gegen die bis dahin noch ungeschlagenen Tirolergab es – abgesehen von einer kurzen Schwächephase – kaum Schwierigkeiten. Nur nach dem Anschlusstreffer durch Benjamin Böckle, der aktuell von Rapid an die Tiroler verliehen ist, wurde es für ein paar Minuten etwas heikel.
Das Gegentor hat Stöger nicht gefallen. Besonders störte ihn, dass seine Mannschaft da einfach zu wenig getan hat – obwohl man in der Besprechung extra vor solchen Aktionen der Gegner, also weite Flanken in den Strafraum, gewarnt hatte. "Das Tor ist aus dem Nichts, aber aufgrund der Voranalyse auch wieder nicht aus dem Nichts gekommen." Nachsatz: "Fehler passieren, doch das ist nicht so entscheidend, wenn man vier Tore macht."
Zwei der vier Rapid-Treffer kamen von Spielern, die erst eingewechselt wurden. Schon in den letzten Partien konnte sich Stöger auf seine "Joker" verlassen. Der Kader von Rapid ist auch in der Breite qualitativ hochwertig. "Als Trainerteam hat man ein gutes Gefühl, wenn man diese Bank hat, weil wir wissen, dass da immer etwas möglich ist."
Der Konkurrenzkampf in der Mannschaft hat voll angezogen. "Wir sind sehr einverstanden damit, wie die Spieler für ihre Möglichkeiten, zum Einsatz zu kommen, arbeiten."
Erfolgscoach Stöger holte in seinen ersten sechs Meisterschaftspartien mit Grün-Weiß fünf Siege und ein Unentschieden, was einen Bestwert für einen Rapid-Trainer in der Bundesliga-Historie seit 1974/75 bedeutet.
Kapitän Nenad Cvetkovic: "Noch ist es zu früh zu träumen, aber der Titel ist schon das Ziel in dieser Saison." Stöger bremst: "Wir machen es aktuell gut, mehr ist es nicht."
Am Mittwoch könnten einige der Ersatzspieler ihre Chance bekommen, wenn es in der zweiten Cuprunde gegen Oberwart geht. Allzu viel wird Stöger aber nicht durchwechseln. "Wir werden keine Rücksicht auf das sonntägliche Meisterschaftsspiel (Anm.: auswärts gegen den GAK) nehmen. Die Mannschaft, die uns nach unserer Einschätzung weiterbringt, werden wir auf den Platz schicken."