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Rarität mit Showcar-Look und Alltagstechnik

Der Reatta hatte nichts mit Bootsrennen zu tun, dennoch erlitt Buick damit Schiffbruch, da kaum jemand das Auto kaufen wollte. Zu Unrecht?

Heute Redaktion
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Beim Namen Reatta dachte Ende der 1980er-Jahre wohl so mancher spontan an die Schifffahrt. Doch mit einer Regatta hatte das Kunstwort nichts zu tun. Vielmehr nahm es Bezug auf "Reata", eine andere Bezeichnung für das Lasso, also ein Cowboy-Utensil. Der Zweisitzer sollte Ende der Achtzigerjahre das doch etwas angestaubte Image der Marke Buick, der jugendliches Publikum fehlte, dynamisieren.

Tatsächlich galten Buick-Fahrzeuge in den Achtzigerjahren nicht gerade als besonders aufregend. Ob sie nun Regal oder Century hießen, es handelte sich meist um brave Limousinen oder halbwegs familientaugliche Coupés mit Achtzylindermotoren und konservativer Optik. Dabei konnte Buick durchaus auch anders, das hatte man schon in den Fünfzigerjahren mit den damaligen Wildcat-Studien bewiesen.

Konzept für die Neunzigerjahre

Und dass sie bei Buick nichts verlernt hatten, bewiesen sie Mitte der Achtzigerjahre mit dem in Las Vegas präsentierten Konzeptfahrzeug namens Buick Wildcat. Das zweisitzige Coupé verfügte über Mittelmotor und Vierradantrieb.

Der damalige Buick-Projektleiter Ed Roselle soll der Zeitschrift "Car and Driver" damals erzählt haben, dass dies der Wagentyp sei, den ein Mann ("a guy") in den Neunzigerjahren über die Woodward Avenue in Detroit fahren wolle. Nun, so weit kam es nicht, was der Mann oder die Frau aber im Jahr 1988 kaufen konnte, war der Buick Reatta.

Der Reatta von 1988

Tatsächlich gab es durchaus Parallelen zwischen dem Konzeptfahrzeug Wildcat und dem Serien-Reatta, der Anfang 1988 als Coupé vorgestellt wurde. Es war wiederum ein 3,8-Liter-V6-Motor, der den Wagen antrieb, im Inneren gab es moderne Elektronikspielereien und das Design, im eigenen Studio 2 entstanden, hob sich wohltuend vom üblichen US-Einheitsbrei ab. Es zeigte gar in den Details Reminiszenzen an das aufregende Showcar.

Technik aus dem Regal

Unter dem Blech – die Kotflügel bestanden aus nachgiebigem Kunststoff – zeigte sich konventionelle GM-Technik. Der Unterbau war eine verkürzte Eldorado-Riviera-Toronado-Plattform mit 2,5 Meter Radstand. Der V6-Motor mit Graugussblock und Zweiventil-Technik hatte sich bereits in anderen GM-Automobilen bewährt und war quer eingebaut. Er leitete seine 167 PS via Viergangautomatik auf die Vorderräder.

Mit 4,69 Metern Länge und 1,99 Metern Breite war der Wagen für amerikanische Verhältnisse kompakt, mit über 1,5 Tonnen Leergewicht aber nicht gerade leicht geraten. Von der Konkurrenz unterschied er sich neben dem Design vor allem durch die auffällige Verwendung von LCD-Bildschirmtechnik im Innern, auch dies eine Parallele zur Wildcat-Studie. Neben den derartig ausgeführten Hauptinstrumenten gab es in der Mittelkonsole auch einen berührungsempfindlichen Bildschirm für die Bedienung der Unterhaltungselektronik, der Heizung/Lüftung und der elektronischen Hilfsfunktionen.

Amerikanisch, aber auf gute Weise

Eine deutsche Zeitschrift testete im Winter 1988/1989 das damals 77.800 D-Mark (heute ohne Inflation knapp 40.000 Euro) teure Coupé und fand durchaus wohlwollende Worte für den in Europa sicherlich nicht ganz günstigen Wagen. Immerhin beschleunigte der Reatta in 10,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h und fuhr bis 205 km/h schnell, was als Beleg für den niedrigen Luftwiderstand (cW 0,34) galt.

"Das Beste daran ist, dass der Reatta trotz aller Annäherung an europäische Maßstäbe so durch und durch amerikanisch geblieben ist", schrieb Testredakteur Götz Leyrer zusammenfassend.

Trotzdem, ein Erfolg wurde der Reatta nicht, in vier Jahren wurden gerade einmal 21.751 Autos gebaut, dann war Schluss.

Weitere Informationen und viele Bilder zum Buick Reatta gibt es auf www.zwischengas.com.

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