Wien

"Ratten der Lüfte" – so denken Wiener über Tauben-Plage

Wien hat sich zur "Taubenhauptstadt" Mitteleuropas entwickelt. Dennoch gibt es kein Fütterungsverbot. "Heute" hat jetzt die Wiener dazu befragt.

Frau Edith reicht es mit den Tauben am Keplerplatz.
Frau Edith reicht es mit den Tauben am Keplerplatz.
Valentin Mazal

In München ist es verboten, verwilderte Stadttauben zu füttern. Verstöße können bei Bußgeldstellen oder sogar online angezeigt werden. In Wien gibt es kein explizites Taubenfütterungsverbot – mehr dazu hier.

Nach Einschätzung der Wiener Tierschutzombudsfrau Eva Persy leben in der Zwei-Millionen-Metropole etwa 150.000 Tauben. Zum Vergleich: In der bayerische Hauptstadt ist das Verhältnis Mensch (1,5 Millionen) zu Taube (70.000) deutlich harmloser.

Reinhaltegesetz genug?

Im Winter machen die niedrigen Temperaturen und das reduzierte Futterangebot den Tauben schwer zu schaffen. Häufig sind sie den ganzen Tag auf Futtersuche und müssen sich von weggeworfenen Essensresten ernähren. Tatsächlich macht sie die einseitige Ernährung von Speiseresten, Brot und Semmeln krank. Wer seine gefiederten Freunde versorgen möchte, sollte ausschließlich zu "artgerechtem Futter" (Körner und Hülsenfrüchte) greifen.

Die aktuell größte Ausbeute finden die Girrvögel im dicht besiedelten Lebensraum der Menschen. Angst vor dem engen Kontakt musst du keine haben, denn Stadttauben können keine nennenswerten Krankheiten auf dich übertragen. Als Ärgernis wird vielfach die Verschmutzung der Straßen durch Taubenkot wahrgenommen.

Laut Wiener Reinhaltegesetz darf nach Verlassen der Futterstellen kein Futter zurückbleiben. Bei Verstößen gegen das Reinhaltegestz drohen Geldstrafen von bis zu 1.000 Euro oder vier Tagen Freiheitsstrafe. Verstreicht die Zahlungsfrist, verdoppelt sich das Bußgeld auf 2.000 Euro bzw. 8 Tage Ersatzfreiheitsstrafe.

"Es ist alles zu spät"

In der Parkanlage am Keplerplatz ist ein riesiger Taubenschwarm ein laufendes Problem. Das "Heute"-Videoteam hat sich bei Anrainern umgehört (Video oben).

"Solange Leute das Zeug sacklweise ausleeren, wird sich nichts ändern. Wenn man bei der Behörde anruft, wird gesagt, dass nichts gemacht werden kann", klagt Gerhard (67).

Edith (80) richtet ihre Kritik direkt an die Stadtregierung: "Wo setzt denn die Stadt Wien Maßnahmen, wenn es dringend notwendig ist? Es wird zuerst immer nachgeschaut, geprüft und dann kommen die Experten. Es ist alles zu spät!"

Andererseits wird auch die Rolle der Exekutive bezweifelt. "Ich glaube nicht, dass die Polizei etwas machen kann. Wenn ich jemanden melde, kann der ja nicht festgehalten werden, bis die Beamten kommen", meint Angelika (68).