Coronavirus

Regierungsberater: Letzter Lockdown war nicht notwendig

Peter Klimek, Regierungsberater und Wissenschafter des Jahres, geht hart mit den Corona-Maßnahmen der Regierung ins Gericht.

Leo Stempfl
Peter Klimek berat die Regierungen bei den Maßnahmen. Jetzt spricht er über die Fehler die Pandemie.
Peter Klimek berat die Regierungen bei den Maßnahmen. Jetzt spricht er über die Fehler die Pandemie.
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Mit 30. Juni ist es dann so weit: Alle Corona-Regeln sollen Geschichte sein. In den meisten anderen Ländern Europas ist bereits jetzt der Fall. Das "Ö1-Morgenjournal" nahm das zum Anlass, den "Corona-Hochrechner der Nation" und Regierungsberater Peter Klimek über das Maßnahmen-Regime in der Vergangenheit zu befragen.

"Die Pandemie ist jetzt in einer Phase, wo wir nicht mehr durch Corona alleine eine akute Überlastung des Gesundheitssystems befürchten müssen oder wo das wahrscheinlich ist", so Klimek einleitend. Zwar werde es auch mit der nun wieder etwas an Fahrt aufnehmenden Welle ein "sattes Infektionsgeschehen" geben, in schwere Verläufe, die Spitäler unter Druck setzen, soll sich das aber nicht niederschlagen – solange es sich nicht mit anderen Infektionswellen kombiniert.

Von dem her sei man in einer anderen Phase der Pandemie. "Wir müssen jetzt nicht mehr aktiv Notfallmaßnahmen setzen, um diese Wellen abzuflachen."

Hü und hott

Bis Sommer 2021 habe man durch die strengeren Maßnahmen in Österreich tatsächlich eine geringere Übersterblichkeit im Vergleich zu der Schweiz gehabt. Ab der Delta-Infektionswelle im Herbst 2021 hat sich das Blatt gewendet. Hier habe man dann deutlich an Boden verloren, sei mit der Impfkampagne nicht schnell genug in die Breite gekommen.

Eine Sache, die uns "etwas auf den Kopf gefallen ist", war bestimmt auch das hü und hott, bereits im Sommer auf Partei-Plakaten von einer gemeisterten Pandemie zu sprechen. Aber auch beim übrigen Reagieren war man sehr spät dran, so Klimek. "Wir haben die Maßnahmen erst gesetzt, als die Infektionswellen schon sehr hoch waren, dadurch haben wir diese Maßnahmen dann sehr lange gebraucht." In weiterer Konsequenz ist die Bereitschaft der Bevölkerung gesunken.

Ehrenlockdownrunde

Dazu zählen auch die Ausgangsbeschränkungen. "Den letzten Lockdown, in der Delta-Infektionswelle, kann man schon ein wenig als eine Ehrenlockdownrunde bezeichnen", so der Regierungsberater. Im europäischen Vergleich gab es kaum ein anderes Land, das ebenfalls zu dieser Maßnahme gegriffen hat. "Es war ja schon absehbar, dass man mit der Impfrate da nicht hinkommt, aber dann hätte man etwas weniger invasive Maßnahmen etwas früher machen können, dann hätte sich das auch ohne Lockdown ausgehen können."

Masken hingegen hätten sehr wohl einen epidemiologischen Effekt gehabt, den man aber auch nicht überschätzen darf. Die Wissenschaft wird mit diesem Thema bestimmt noch Jahre beschäftigt sein.

"Haben kaum Fortschritte gemacht"

In den letzten Jahren wurden vor allem viele Prognosen erstellt. Jene unter Mitarbeit von Hutter zum Spitalsbelag sei genau so eingetreten, bei der Fall-Prognose von bis zu 70.000 Neuinfektionen pro Tag lag man schon deutlich daneben. Was die Experten hier nicht berücksichtigt hatten, war, dass sich die Dunkelziffer massiv erhöht hat. Die eigentlich Fallzahl war rund doppelt so hoch.

Was es in Zukunft brauche, seien Dateninstrumente, um möglichst schnell zu sehen, wo diese Ansteckungen stattfinden und wie sich das durch bestimmte Maßnahmen verändert. "Da haben wir eigentlich kaum Fortschritte gemacht." Bis Ende des Jahres soll es immerhin einen Pandemieplan des Gesundheitsministeriums geben.

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