Debüt-Roman

Reichl: "Die ersten Versionen waren furchtbar für mich"

In ihrem Erstlingsroman "Was glänzt, verschwindet mit uns" verwandelt sich ihre Protagonistin Nola im Zuge ihrer Trauerbewältigung in einen Phoenix. 

Magdalena Zimmermann
Reichl: "Die ersten Versionen waren furchtbar für mich"
Caro Reichl veröffentlicht ihren Debütroman
Minitta Kandlbauer/leykam: Verlag

Ein recht unkonventionelles Debüt, das die Linzerin Caro Reichl (Stipendatin des Klagenfurter Literaturkurses 2023) mit "Was glänzt, verschwindet mit uns" (ab jetzt erhältlich) abliefert. Im Mittelpunkt ihrer Geschichte stehen zwar mit Trauerbewältigung und Psychotherapie Themen, die fast die ganze Gesellschaft betreffen. Jedoch die Reaktion der Protagonistin, im Zuge ihrer Ohnmachtgefühle als Phoenix in die Lüfte aufzusteigen, dürfte so noch niemandem passiert sein. Genau das macht Romane aber ja auch so spannend, naheliegendes in fantastisches zu verwandeln, dass wiederum Ideen gibt, naheliegendes aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. 

Die Trauer ist ein unangenehmes Gefühl. Und ich glaube, dass das gerne verdrängt wird, ehe man sich damit auseinandersetzt
Caro Reichl
über ihren Debüt-Roman

"Die Trauer ist ein unangenehmes Gefühl. Und ich glaube, dass das gerne verdrängt wird, ehe man sich damit auseinandersetzt", so Caro Reichl im Gespräch mit "Heute", "was man von dieser Phoenixgestalt lernen kann ist, dass einen das wie eine Feuerwelle überkommen kann und das zwar unangenehm ist, aber man das auch aushalten kann." 

Ich habe das Gefühl, wenn Männer Therapie machen, dann gehen sie zu einem Coach
Caro Reichl
über ihren Debüt-Roman

Nach dem Tod ihrer Schwester ist Nola, die Protagonistin des Buches, immer wieder mit ihrer Trauer alleine. Diese überkommt sie vor allem während ihrer Arbeit als Psychotherapeutin, da sie sehr viel besser darin ist, die Probleme anderer, als ihre eigenen zu lösen. Wer kennt das nicht. Doch wieso hat Reichl gerade den Beruf der Psychotherapeutin herangezogen? "Weil ich den Beruf spannend finde", erklärt die 30-Jährige im "Heute"-Talk, "ich habe schon den Eindruck, dass es mit der Enttabuisierung besser geworden ist. Ich glaube aber, dass man sehen muss, dass es einen Unterschied zwischen Mann und Frau gibt. Also ich habe das Gefühl, wenn Männer Therapie machen, dann gehen sie zu einem Coach."

Ein Traum wird wahr

Seit einigen Jahren schreibt die Linzerin mittlerweile Kurzgeschichten, von einer Karriere als Schriftstellerin hat sie immer schon geträumt, sie wollte "schon immer Bücher schreiben". Doch ursprünglich hat sie sich das alles etwas anders vorgestellt: "In meiner ursprünglichen Vorstellung habe ich es mir nur gut vorgestellt, jetzt ist es eher gemischt, weil man schon sehr nervös ist. Und ich habe dann auch immer so einen Selbstoptimierungsdrang." Und weiter: "Die ersten Versionen waren furchtbar für mich, weil ich immer versucht habe, ein paar Kleinigkeiten zu ändern."

Mit ihrem Erstlingswerk ist es der Oberösterreicherin aber ein überaus ansehnliches Debüt gelungen, das durchaus Lust auf mehr macht. Denn die Mischung aus Realität und Fiktion ist in diesem Buch so fließend, dass man sich selbst dabei ertappt zu hinterfragen, wie diese überhaupt erst gezogen werden und ob der Gedanke an den Phoenix aus der Asche schlussendlich dann vielleicht doch ein realer ist, als zunächst vermutet... 

BILDSTRECKE: VIP-Bild des Tages 2024

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    Amadeus-Abräumerin Melissa Naschenweng entspannt sich nach der Preisverleihung im Pool.
    Amadeus-Abräumerin Melissa Naschenweng entspannt sich nach der Preisverleihung im Pool.
    Melissa Naschenweng/Instagram

    Auf den Punkt gebracht

    • Die Protagonistin Nola in Caro Reichls Debüt-Roman "Was glänzt, verschwindet mit uns" verarbeitet ihre Trauer, indem sie sich in einen Phoenix verwandelt, was unkonventionell, aber fesselnd ist
    • Reichls Mischung aus Realität und Fiktion regt dazu an, gewöhnliche Themen aus einer anderen Perspektive zu betrachten und macht Lust auf mehr von dieser vielversprechenden Autorin
    mz
    Akt.