Wien

Rekord-Teuerung – Wien-Vize tänzelt vor Kühlschrank

Während sich die Wiener den Einkauf nicht mehr leisten können, tanzt der Vize-Bürgermeister fröhlich vor dem vollen Rathaus-Kühlschrank.

Leo Stempfl
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Gespür kann man nicht kaufen: Wiens Vize-Bürgermeister Christoph Wiederkehr freut sich über den stets gut gefüllten Kühlschrank im Rathaus.
Gespür kann man nicht kaufen: Wiens Vize-Bürgermeister Christoph Wiederkehr freut sich über den stets gut gefüllten Kühlschrank im Rathaus.
"Heute"-Montage: Helmut Graf, tiktok.com/chriswiederkehr

Die Wiener Stadtregierung, laut Umfragen felsenfest im Sattel, erntet derzeit reihenweise negative Headlines. Am Dienstag etwa der große Schock: Wien Energie kündigte an, die Preise für Fernwärme um sage und schreibe 92 Prozent erhöhen zu müssen. Immerhin gab es eine rasche Reaktion, Bürgermeister Michael Ludwig kündigt ein "Fernwärme-Unterstützungs-Paket" an.

Dann war da noch der Missbrauchsskandal in einem Wiener Kindergarten. Wir erinnern uns: Über ein Jahr sollen Übergriffe eines Kindergarten-Mitarbeiters in Penzing vertuscht worden sein. Weil erst nach 13 Monaten überhaupt die Eltern informiert wurden, trennte sich der zuständige Vize-Bürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) von seiner MA10-Chefin.

Nicht zu vergessen, leiden während alldem die Wiener unter Rekord-Inflation und Teuerung, wodurch Lebensmittel für viele unleistbar werden.

Freude über vollen Kühlschrank

Vor diesem Hintergrund stößt vielen Internet-Nutzern ein von Wien-Vize Wiederkehr veröffentlichtes TikTok eher sauer auf. In diesem springt er auf einen monatealten Trend auf, bei dem man sich vor Merkwürdigkeiten in der eigenen Wohnung, dem Büro oder der Familie filmt.

So machte sich Wiederkehr mit seinem Social-Media-Team an die "Challenge", Dinge zu zeigen, "die im Rathausbüro einfach Sinn ergeben". Als erstes wird die Couch gezeigt, auf der Wiederkehr Zeitung liest. Nächstes Ding ist bereits der Anlass für die Aufregung: Ein prall gefüllter Getränkekühlschrank, vor dem der Vizebürgermeister in die Kamera grinsend tänzelt.

"Verhöhung"

Und das in Zeiten der Teuerung, durch die "mehr und mehr Wiener in die Armut abrutschen", hält ihm ein User etwa vor. "Wie wärs mit ein bisschen Entlastung bei der Teuerung statt TikTok" schlägt ein anderer vor. Wiederkehr solle sich lieber um die Probleme in seiner Abteilung kümmern, etwa um sichere Schulen in Zeiten der Pandemie. Wieder andere fühlen sich einfach nur verhöhnt. "Offensichtlich viel Tagesfreizeit" wirft ihm FP-Klubobmann Maximilian Krauss vor.

So oder so geht es in dem TikTok weiter mit einem kaputten Fernseher, "Stadt Wien Logo überall", zu vielen Kabeln (Wiederkehr hier erstmals mit ernster Miene), einem Paternosteraufzug, der sich nicht bewegt, Flaggen, einem Glücksbringer sowie einem überdimensionalen Tisch. Auf eine Pointe warten Zuseher vergebens.

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