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Nacktes Entsetzen in "Remothered" für Switch

Remothered: Tormented Fathers von Stormind Games hat nun auch die Nintendo Switch erreicht. Trotz Schwächen ist es ein tolles Gruselerlebnis.

Heute Redaktion
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Bereits im Vorjahr erschien "Remothered: Tormented Fathers" des italienischen Entwicklerstudios Stormind Games zuerst auf PC sowie später auf PS4 und Xbox One. Das Horror-Survival-Spiel, das starke Ähnlichkeiten mit japanischen Genre-Vertretern hat, soll der Auftakt zu einer Trilogie aus Horror-Games unter dem Serientitel "Remothered" sein. Nun gibt es das Game auch für Nintendos Hybridkonsole Switch.

Zur Story verrät "Remothered: Tormented Fathers" dem Spieler anfangs nicht viel, außer dass die Hauptfigur Rosemary Reed der "Schweigen der Lämmer"-Ermittlerin Clarice Starling beinahe zum Verwechseln ähnlich sieht. Was sich erst nach und nach offenbart: Als Rosemary Reed soll der Spieler das Verschwinden des Mädchens Celeste aufklären und vermutet, Hinweise auf deren Verschwinden im Haus des schwer erkrankten Richard Felton zu finden.

Der ist allerdings gar nicht begeistert über unseren Besuch unter dem Vorwand, eine Ärztin zu sein und nach ihm sehen zu wollen. Aus einem kleinen Schnüffel-Ausflug in die Villa des schwerkranken Felton wird so schnell ein Trip des Grauens, denn hinter jeder Ecke könnte nicht nur ein Hinweis, sondern auch eine furchtbare Gefahr lauern. "Remothered: Tormented Fathers" bedient sich dabei in Sachen Bildsprache und Videosequenzen klassischer Geisterhaus-Horrorfilme.

Schleichen statt schlagen

Statt als bewaffnete Kämpferin zeigt sich Rosemary Reed aber als findige Schnüfflerin, die Konfrontationen lieber aus dem Weg geht. Wird sie nur Minuten nach dem Eindringen in die seltsame Villa bereits von einem Sichel-bewaffneten Bewohner gejagt und ist der Weg nach draußen versperrt, muss Rosemary mit Weglaufen, Verstecken und Schleichen dem drohenden Tod zu entkommen versuchen. Hilfreich sind auch die nicht allzu üppig verteilten Gegenstände wie Radios oder Wecker, mit denen man den schockierenden Verfolger ablenken kann.

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Über weite Strecken gelingt "Remothered: Tormented Fathers" so ein sehr atmosphärisches Spielerlebnis. So wird man vom Grauen in Person leichter entdeckt, wenn man geht statt sich duckend bewegt oder die Taschenlampe benutzt, statt sich durch das Dunkel zu tasten. Gleichzeitig ist gut beraten, wer immer einen Fluchtweg im Auge hat, um bei unerwarteten Zusammentreffen Fersengeld geben zu können. Allerdings: Die eine oder andere Szene mit gezwungenen Videosequenzen gibt es, bei denen die Zusammentreffen dann etwas aufgesetzt wirken.

Schön aufgeräumtes Gameplay

Rudimentär wurden andere Gameplay-Elemente umgesetzt, was für den Horror-Titel mehr Lob als Tadel ist. So muss man sich durch kein quälend ausgiebiges Inventory quälen, sondern kann nur das Nötigste wie Ablenkungsitems mitnehmen und im Anwesen platzieren. Weitere Gegenstände gelten der Selbstverteidigung, sollte ein Zusammentreffen mal brachialer enden. So lassen sich Statuen oder Objekte mittels doch kniffliger Quicktime-Events zu Abwehr der Gegner nutzen. Doch keine Angst, unsere Hauptfigur überlebt auch den einen oder anderen Angriff und haucht nicht sofort ihr Leben aus.

Wirklich Klasse ist aber das große Fehlen vieler Leisten oder Anzeigen wie Ausdauer, Gesundheit oder ähnliches. "Remothered: Tormented Fathers" löst hier vieles über die Soundkulisse und die im Übrigen hervorragende Sprachausgabe. Gegner schnaufen und murmeln zur Ortung vor sich hin, unsere eigene Figur lässt durch Keuchen und Schnaufen hören wann die Ausdauer zu Ende geht und die musikalische Untermalung deutet an, wenn etwas Gefährliches oder Interessantes in der Nähe sein könnte. Auch Zielmarker verschwinden zugunsten einer Hinweisliste. Einzig bei der Flucht versagt die Logik mitunter: Versteckt sich unsere Heldin auf der Flucht in einem Kasten oder unter einem Tisch, schnauft und weint sie lautstark – der Verfolger scheint das aber nur Zentimeter entfernt nicht mitzubekommen.

Tolle Technik, aber mit einigen Schwächen

Solche kleinen Mängel sind mehrere in dem Survival-Game zu finden, dem Spielspaß tun sie aber keinen Abbruch. Spieler sollten sich aber auf durchaus harte acht bis zehn Spielstunden einstellen. Ist man verletzt, muss man sich zu einem der eher seltenen Spiegel in der Villa schleichen, ebenso um zu speichern. Bei Attacken zieht man zudem gerade zu Beginn den Kürzeren, da man in Panik einfach blindlings davonrennt, ohne die Mechanismen der Flucht und der Feinde zu verstehen. Und: Manche Items lassen sich erst untersuchen, wenn man aus einer bestimmten Richtung oder von einer bestimmten Seite auf sie zugeht.

Die Atmosphäre und auch der Horror bleiben dagegen durchgehend erhalten, man fühlt sich in jeder Spielsekunde verfolgt, beobachtet und ausgeliefert. Dass im späteren Verlauf neue Feinde wie eine Grusel-Nonne dazukommen, gibt dem Spieler nervlich fast den Rest. Grafisch gibt es einen etwas kuriosen Mix: Die Figuren und die direkte Umgebung zeigen sich detailliert und messerscharf, Licht- und Schatteneffekte beeindrucken. Dafür gibt es an einigen Stellen, wie zu Beginn vor dem unheimlichen Anwesen, in der Ferne einen gräulichen Matsch statt Bäumen und Sträuchern zu sehen. Zudem wirken Mimik und Bewegungen der Figuren sehr starr, hier wäre mehr möglich gewesen.

Nackter Horror, der der Switch gut tut

Gerade in Switch-Hinsicht kann man beim Gesamtbild aber über die vielen, allerdings kleinen Mängel hinwegsehen. Zu stark ist die Atmosphäre und zu gruselig die Story geraten, als dass man sich viel über die Schwächen ärgern würde. Vor allem das Gefühl der ständigen Gefahr und das unerwartete Auftauchen von Feinden hält den Horror-Spaß hoch. Passend für ein Grusel-Game wird der Spieler auch nicht an der Hand genommen, sondern muss im nackten Horror selbst herausfinden, wie er überleben kann.

Bei den Mängeln findet sich nichts, was die Entwickler nicht mit einem Update und vor allem in den folgenden Teilen der Trilogie beheben könnten. Der Auftakt ist jedenfalls gelungen: In seinen besten Momenten lässt "Remothered: Tormented Fathers" das Blut in den Adern gefrieren und die Spieler auf die gruseligen Geschehnisse am Bildschirm der Switch starren. Besonders für Nintendos Hybrid-Konsole gab es bisher kein derart unheimliches Game, wie es den Machern von Stormind Games gelungen ist.