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Rot-Kreuz-Helfer abgeschoben: Nun flieht er vor Taliban

Obwohl eine ganze Gemeinde in Niederösterreich sich für eine geflohene Familie einsetzte, wurde diese abgeschoben. Nun werden sie politisch verfolgt. 

Marlene Postl
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Aref und seine Familie leben nun in extrem ärmlichen Verhältnissen.
Aref und seine Familie leben nun in extrem ärmlichen Verhältnissen.
privat

Vor drei Jahren machte der Afghane Aref in Niederösterreich Schlagzeilen. Obwohl er gut integriert war, plante man den damals 26-Jährigen abzuschieben. Eine ganze Stadt setzte sich für ihren Nachbar ein – Aref war ein hochgeschätztes Mitglied der Gemeinde Bruck an der Leitha. 

Geschätztes Mitglied der Gemeinde abgeschoben

Er spielte Fußball, machte selbstständig Deutschkurse, half ehrenamtlich beim Roten Kreuz und bei der Team-Österreich-Tafel. Der engagierte Afghane bekam sogar zwei Vollzeit-Jobangebote. Annehmen durfte er diese als Asylwerber allerdings nicht. Trotz heftigen Protesten seiner Mitbürger wurde Aref schließlich im Februar 2018 abgeschoben. 

Aus Pakistans Hauptstadt Islamabad meldet sich Aref nun mit einem Hilferuf. Ein Video zeigt, wie seine Frau versucht, das jüngste Kind der Familie zu beruhigen. Das Baby weint dabei fürchterlich. "Mein Sohn ist krank", erzählt Aref. Die Familie hat ein kleines Zimmer gemietet – nach österreichischen Standards gleicht ihre Unterkunft aber eher einer Baracke. Nackte Wände, ein mit Stoff abgeklebtes Fenster, eine Matratze am Boden und ein kleiner Schrank mit Wasserkocher, der als Küche dient. Aref lebt mit seiner Frau und den Kindern unter widrigsten Bedingungen mit äußerst wenig Komfort. 

Familie wird politisch verfolgt

Doch die ärmlichen Lebensumstände der 5-köpfigen Familie sind nicht der Grund, warum Aref um Hilfe bittet. Er und seine Frau gehören zur Bevölkerungsgruppe der Hazara und sind Christen. Die Hazara werden in Afghanistan seit je her unterdrückt und diskriminiert. Seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan bangt die kleine Familie täglich um ihr Leben. Als die Islamisten in Kabul einmarschierten, flüchtete Aref mit Frau und Kinder nach Pakistan. 

Im Taliban-Regime in den späten 90er-Jahren wurden die Hazara systematisch verfolgt – Aref befürchtet, dass sich die Geschichte wiederholen wird. Als gläubige Christen sind seine Familie und er zusätzlich gefährdet. Die Islamisten riefen zwar eine Generalamnestie aus, dennoch warnte die Organisation "Christen in Not" schon im September vor der Verfolgung der christlichen Minderheit in Afghanistan. 

Kein Visum trotz Jobangebot

Da er Urdu, die Landessprache Pakistans, nicht spricht, findet Aref in Islamabad derzeit keine Arbeit. Momentan hält sich die Familie noch mit Spendengeldern über Wasser. Der größte Wunsch des ehemaligen Niederösterreichers ist nun wieder nach Österreich zurückkehren zu dürfen. Aref hat sogar schon ein Jobangebot bei einer Firma in Bruck an der Leitha. Ein Visum konnte der 29-Jährige aber bislang trotzdem keines bekommen. 

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